In der Schweiz wurde kaum ein Sektor von der Pandemie härter getroffen als der Tourismus. Die Lage ist dramatisch: Allein dieses Jahr drohten der Branche Umsatzeinbussen von 10 Milliarden Franken, sagt die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH. Zwei von fünf Betrieben in der Gastronomie droht das Aus. Was kann der Bund dagegen tun? Ein interessanter Ansatz wäre die «Go To»-Kampagne in Japan.

Der Hintergrund: Um die Ausbreitung des neuen Coronavirus zu stoppen, verhängte die japanische Regierung im Frühling Einreiseverbote für Reisende aus fast allen Ländern. Die Zahl der ausländischen Besucher ging darauf während Monaten um 99,9 Prozent zurück – und dies in einem Jahr, das mit den Olympischen Spielen in Tokio eigentlich zum Rekordjahr für den Tourismus hätte werden sollen.

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Für die fehlenden Ausländer müssen die Japaner selber in die Bresche springen, denn nachdem das Virus im Land so gut wie besiegt ist, tut man sich verständlicherweise schwer mit einer raschen Wiedereröffnung.

«Viele Japaner entdecken gerade ihr eigenes Land wieder, nachdem sie Overtourism-Zentren wie Kyoto zuvor etwas den Rücken gekehrt hatten.»

Die Regierung unterstützt deshalb Reisen im Inland grosszügig. Der Staat bezahlt 35 Prozent an die Kosten der Übernachtung und verteilt Coupons im Wert von weiteren 15 Prozent. Damit können Touristen vor Ort ins Restaurant oder einkaufen. Das Geld bleibt im Land und sowohl die Menschen in den Touristenorten als auch die Gäste haben etwas von der Kampagne.

Schöner Nebeneffekt: Viele Japaner entdecken gerade ihr eigenes Land wieder, nachdem sie Overtourism-Zentren wie Kyoto zuvor etwas den Rücken gekehrt hatten.

Obwohl die Ausgangslage nicht die gleiche ist, sollte sich die Schweiz das Beispiel genau ansehen und zu gegebener Zeit die nötigen Lehren daraus ziehen.

Go To Travel

Die Fahne informiert Touristen, dass «Go To»-Coupons hier akzeptiert werden.

Quelle: imago images/AFLO
Japans Weg ist einzigartig. Ist er auch besser?

Obwohl die Epidemie das Land als eines der ersten erreichte, kam es zu keinem grossflächigen Ausbruch. Mehr hier (Artikel vom April 2020).