Es gibt nur eine Super-League, und die ist in der Schweiz. Der Versuch, eine europaweite «Super League» einzuführen, steht kurz vor dem SpielabbruchEnglands Spitzenvereine stiegen in der Nacht geschlossen aus dem Projekt aus. Nach Manchester City bestätigten auch Manchester United, Liverpool, Arsenal, Tottenham und Chelsea ihren Rückzug. 

Damit bleiben drei spanische und zwei italienische Clubs in der Abtrünnigen-Liga unter sich, wobei Atletico Madrid gerüchteweise ebenfalls kurz vor dem Ausstieg steht. Zuvor hatten Bayern München und Borussia Dortmund – nach einem eintägigen Stillschweigen – offiziell verkündet, dass ihre Teams der geplanten Operettenliga nicht zur Verfügung stehen.

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«In Anbetracht der aktuellen Umstände werden wir die am besten geeigneten Schritte zur Neugestaltung des Projekts überdenken, immer mit dem Ziel vor Augen, den Fans das bestmögliche Erlebnis zu bieten und gleichzeitig die Solidaritätszahlungen für die gesamte Fussballgemeinschaft zu verbessern», erklärte die Super League in der Nacht zum Mittwoch.

Spanischen Medienberichten zufolge war ohnehin auch die Teilnahme des FC Barcelona fraglich: Der hoch verschuldete Klub habe sich ausbedungen, vorher seine Mitglieder zu fragen.

Auch Inter Mailand bereite nun laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA seinen Absprung vor. «Das Super-League-Projekt in seiner jetzigen Form ist für Inter nicht mehr von Interesse», zitiert ANSA eine mit der Angelegenheit vertraute Person aus Vereinskreisen.

Die Superliga sollte mit ursprünglich zwölf Spitzenklubs aus England, Spanien und Italien der Champions League des europäischen Fussballverbands Uefa Konkurrenz bieten. Es hagelte heftige Kritik, insbesondere an der Idee, dass diese Liga geschlossen sein soll – also ohne Auf- und Abstieg. Uefa und Fifa, diverse Fussballigen, Fans, aber auch Spieler, Trainern und Politiker wie Boris Johnson und Emmanuel Macron äusserten Protest.

Nun steht das Geschäftsmodell – dessen Haupt-Mentor offenbar Real Madrids Präsident Florentino Pérez war – nicht einmal 48 Stunden nach der offiziellen Ankündigung vor dem Aus.

Andrea Agnelli: «Wir machen weiter»

Der Präsident des italienischen Fussballmeisters Juventus Turin, Andrea Agnelli, will die Pläne aber noch nicht aufgeben. «Es gibt einen Blutpakt zwischen unseren Klubs, wir machen weiter», sagte er in einem Interview mit der Zeitung «La Repubblica», das vor dem Krisentreffen geführt wurde. Das Projekt habe immer noch eine 100-prozentige Chance auf Erfolg. Man wolle die nationalen Ligen nicht kaputtmachen.

Auf die Frage, ob die Super League kompromissbereit sei, sagte Agnelli, wenn der europäische Fussballverband Uefa einen Vorschlag machen, dann werde man diesen prüfen. Am Dienstag hatte die Super League vor einem Gericht in Madrid eine einstweilige Verfügung erwirkt, wonach die Uefa ihre Pläne nicht torpedieren dürfte.

Doch Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson hatte der Super League mit dem Kartellrecht gedroht. An der Liga, die der Uefa-Champions League Konkurrenz machen will, sollten 15 Vereine unabhängig vom sportlichen Abschneiden teilnehmen, fünf Plätze würden jährlich neu vergeben.

(reuters/gku)