Kadjar? Ein abenteuerlich klingender Name für ein Auto. Das ist wohl bewusst so gewollt, sollen sich doch mit dem jüngsten Renault Träume verbinden. Träume, die von den profanen Problemchen des Alltags ablenken. Wenn die Typenbezeichnung des Autos Fantasien anregt, zum Beispiel von Reisen in wilde, unbekannte Länder, dann setzt man sich auch im Alltag besonders gern ins Auto.

Der Kadjar sei ein Fahrzeug für Adrenalin-Junkies, wird denn auch in Fahrberichten kolportiert. Die Marketingexperten haben es also wieder einmal geschafft. Doch wird das Modell den mit dieser Strategie geweckten Erwartungen auch wirklich gerecht?

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Elegantes Design

Das Design des Franzosen wirkt elegant, erinnert schemenhaft an eine Skulptur. Die Seitenteile, im Vergleich zu Fahrzeugen früherer Generationen, sind nicht mehr völlig glatt gepresst, die Bleche besitzen deutlich sichtbare Konturen. Die Radkästen vorne und hinten werden stark betont, von den Vorder- bis zu den Hintertüren zieht sich knapp über den Türschwellen eine schwungvoll gebogene Line. Zum dynamischen Eindruck trägt zudem die Motorhaube bei, ebenso die schlanken Scheinwerfergehäuse sowie der Kühlergrill mit dem grossen Markenlogo. Von Weitem ist deshalb sichtbar: Hier kommt ein Renault, genauer ein Kadjar.

Ganz oben auf der Renault-Anforderungsliste an neue Fahrzeuge steht zudem das Motto «Auto zum Wohnen». Vor allem bei der Gestaltung des Innenraums. Je nach Portemonnaie lässt sich das Interieur veredeln, beispielsweise mit Ledersitzen. Für den Beifahrer ist an der Mittelkonsole ein nicht nur praktischer Handgriff montiert, er macht sich auch als Designelement gut.

130 PS – da fehlt der Sportsgeist

Und der Antrieb? Der Allradantrieb lässt sich mit einem kleinen Drehknopf regeln. Im Normalfall wird die Motorkraft auf die Vorderachse geleitet. Der 1,6-Liter-Turbo-Dieselmotor leistet 130 PS. Das ist genügend für einen Wagen mit einem homologierten Leergewicht von knapp über 1600 Kilogramm. Aber von sportlichem Fahrverhalten zu reden wäre übertrieben. An diesem Punkt zeigen sich die Folgen der strengen Abgasnormen und des damit einhergehenden Downsizing der Motoren. Selbst ein Turbolader vermag die verlorene Leistung im Vergleich zu früheren Triebwerken nicht auszugleichen.

Dafür steht ein gutes Drehmoment von immerhin 320 Newtonmeter schon bei 1750 Umdrehungen zur Verfügung. Im täglichen Verkehr, besonders mit Zuladung, ist dennoch häufiges Schalten angesagt, um nicht in ein Beschleunigungsloch zu fallen. Wohl schon deshalb werden die Versionen mit 110 und 130 PS Leistung mit einem manuellen 6-Gang-Schaltgetriebe ausgerüstet, ebenso der 1,2-Liter-Benziner. Für die Verhältnisse in der Schweiz empfiehlt sich eher der 130 PS starke 1,6-Liter-Diesel, denn das maximale Drehmoment des gleich starken 1,2-Liter-Benziners erreicht lediglich 205 Newtonmeter und das erst bei 2000 Umdrehungen/Minute.

Vermag Emotionen erwecken

Aber egal welche Motorisierung: Der Kadjar ist kein Sprinter. Seine Beschleunigungswerte bewegen sich auf einem Niveau, wie es heute im Segment der kompakten SUV üblich ist. Mehr ginge nur, wenn dem Verbrennungsmotor ein Elektroaggregat zur Seite gestellt würde. Doch Hybridantriebe müssen die Marken entwickeln und auf ihre Modelle abstimmen, was auch eine Finanzfrage ist.

Auf jeden Fall besitzt Renault mit dem Kadjar wieder ein Auto, das durch sein Erscheinungsbild Emotionen zu wecken vermag. Die Verarbeitung hinterlässt einen guten Eindruck, für die fünf Insassen steht ein Stauraum von fast 500 Liter zur Verfügung. Was den Verbrauch betrifft, ist Renaults Jüngster auch ohne Hybridantrieb ausgesprochen sparsam, nicht zuletzt wegen der Start-Stopp-Automatik. Da lassen sich einige verlorengegangene PS verschmerzen. Weil heute bequemes und sicheres Fahren im Vordergrund steht.

Partnerschaft mit Nissan

Produktion Die in Europa verkauften Modelle werden in Spanien gebaut. Erstmals produziert Renault mit dem Kadjar aber auch ein Fahrzeug in China. Der Wagen basiert auf einer gemeinsam mit dem Allianzpartner Nissan entwickelten Plattform.
Preise Die Liste beginnt bei 22 900 Franken für den 1,2-Liter-Benziner (130 PS). Der 1,4-Liter-Diesel (110 PS) mit manuellem 6-Ganggetriebe kostet 26 300 Franken. Für die stärkste Dieselversion müssen 33'200 Franken bezahlt werden. Je nach Zusatzausstattung kann dieses Modell über 40'000 Franken kosten