Ein Auftritt des japanischen Milliardärs Masayoshi Son mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump elektrisiert die US-Mobilfunkbranche. Eigentlich traten die beiden in der Lobby von Trumps Hochhaus in Manhattan vor die Kameras, um Sons Pläne für Milliarden-Investitionen in Amerika zu verkünden.

Doch das Zusammentreffen gilt Experten als der Beginn einer Charme-Offensive des umtriebigen Technologieunternehmers im neuen US-Machtzentrum. Denn Trump hält eines der grössten Geschenke für Son in der Hinterhand: eine mögliche Erlaubnis für den Kauf der Telekom -Tochter T-Mobile US durch Sons US-Mobilfunkfirma Sprint.

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Bei Obama abgeblitzt

Vor zweieinhalb Jahren war Son mit seinem ersten Anlauf bei US-Präsident Barack Obama abgeblitzt. Nach dem jüngsten Auftritt mit Trump gab sich der Japaner zu dem Punkt schmallippig und betonte nur, dass er sich vom neuen Mann im Weissen Haus mehr Deregulierung wünsche. Anleger reagierten trotzdem euphorisch: Die Aktien von T-Mobile US und Sprint legten stark zu.

Der Bonner Konzern hält noch rund zwei Drittel der Anteile an dem stark wachsenden Netzbetreiber. T-Mobile US ist mittlerweile der drittgrösster Anbieter der Vereinigten Staaten und zählt über 69 Millionen Kunden. Vor fünf Jahren scheiterte bereits ein 39 Milliarden Dollar schweres Angebot des US-Telekom-Riesen AT&T am Veto der Washingtoner Regierung. Deshalb wird jede Aussage aus dem Trump-Lager bei der Telekom genau registriert. «Mit Trump könnte sich das regulatorische Umfeld ändern. Zumindest ist die Chance darauf grösser als unter den Demokraten», sagte Telekom-Chef Tim Höttges Mitte November.

Erste Behördenvertreter wollen Kartellregeln lockern

Analysten zufolge ist ein Deal mit Son aber noch lange nicht in trockenen Tüchern. Die Aussichten seien schwer zu bewerten, da beide Unternehmen auch die Unterstützung des Marktregulierers FCC und des US-Justizministeriums benötigten, sagte Branchenanalyst Simon Weeden von der Bank Citi. Neuer Justizminister wird der rechtskonservative Senator von Alabama, Jeff Sessions. Die Besetzung der FCC-Spitze steht noch aus. Die ersten republikanischen FCC-Vertreter sprachen sich dafür aus, die Regeln aus der Obama-Zeit möglichst schnell abzuschaffen.

Die Telekom wollte sich früheren Aussagen zufolge immer aus dem amerikanischen Markt zurückziehen, weil er ihr eigentlich zu risikoreich und kapitalintensiv ist. Allerdings ist das ehemalige Sorgenkind dank einer Milliarden-Starthilfe aus Bonn und frecher Werbung mittlerweile letzter Wachstumsmotor der Telekom: Allein in den ersten neun Monaten stieg der US-Umsatz um 14 Prozent auf 24 Milliarden Euro. Alle anderen Bereiche schrumpften.

Unnachgiebige Wettbewerbshüter

Son, der den japanischen Telekomkonzern Softbank kontrolliert, ist einer der bekanntesten Charaktere in der globalen Branche. Mit 20 Milliarden Dollar Vermögen zählt er zu den reichsten Männern Japans.

Der erste Anlauf des 59-Jährigen zum Kauf der Telekom-Tochter fing eigentlich gut an. Son argumentierte, dass der Vorsprung der beiden grossen US-Mobilfunkanbieter, AT&T und Verizon, nur durch eine Kombinationen der kleineren Rivalen Sprint und T-Mobile US aufzuholen wäre. Auf sich allein gestellt komme Sprint langfristig nicht über die Runden. Dies legte er in vielen Gesprächen mit Entscheidungsträgern und einer Werbekampagne dar. Doch die Wettbewerbshüter liessen sich nicht erweichen und pochten darauf, dass Amerikaner die Auswahl zwischen vier landesweiten Anbietern haben sollten.

T-Mobile-Chef lässt Trump-Frust auf Twitter los

Selbst wenn Son den künftigen Präsidenten auf seine Seite ziehen sollte, müsste er in einen sehr sauren Apfel beissen: T-Mobile US dürfte deutlich teurer werden. Sein Angebot bewertete T-Mobile US vor zweieinhalb Jahren insgesamt noch mit 32 Milliarden Dollar. Derzeit liegt allein der Börsenwert bei gut 48 Milliarden Dollar. Der bei Übernahmen übliche Preisaufschlag ist da noch nicht mitgerechnet. Im Moment sind T-Mobile US Fusionsgespräche allerdings untersagt, weil das Unternehmen bei einer Frequenzauktion in den USA bietet.

Und dann gibt es noch Verstimmungen auf sehr persönlicher Ebene, nachdem sich Trump und T-Mobile-US-Chef John Legere noch vor anderthalb Jahren auf Twitter beschimpften. Legere hatte sich damals über den Lärm in einem New Yorker Hotel von Trump beschwert. Der antwortete auf Twitter: «Der Service von T-Mobile US ist fürchterlich.» Daraufhin zog Legere in ein anderes Hotel um und schrieb, dort sei das TV-Programm viel besser, da es keine Sender gebe, auf denen die Trump-Familie sich selbst lobe.

Inzwischen hat Legere dem Immobilien-Unternehmer allerdings zum Wahlsieg gratuliert und angefügt, er sei nun gespannt, was ein Nicht-Politiker für das Land tun könne.

(reuters/ccr)