Der Verkauf von gefälschten Produkten im Internet hat dramatisch zugenommen – nicht nur in den USA, immer mehr auch in Europa und damit auch in der Schweiz. Zahlen gibt es keine, deshalb weiss man nicht, wie gross der Anteil der Fälschungen am schweizerischen Golfartikelmarkt von geschätzt jährlich rund 70 Millionen Franken ist. Sicher aber ist: Es kommen immer mehr Fälschungen auf den Markt. Vor allem Schläger, dann aber auch Accessoires, vor allem auch golfsportspezifische Textilien. Das bedeutet für den Konsumenten: Wer im Internet Equipment kauft, der muss auf der Hut sein.

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Es ist die Geiz-ist-geil-Mentalität, die mitspielt. Wenn stolz verkündet wird, wie günstig man irgendeinen Schläger erworben habe, dann findet man immer ein paar Interessierte, die den Geschichtenerzähler cool finden. Sie werden zu Nachahmern – und fallen genauso rein.

Logisch ist, dass die Sportartikelproduzenten dem strafbaren Tun nicht tatenlos zusehen. Deshalb schlossen sich die grossen US-Hersteller zusammen. Acushnet (Titleist), Callaway, Cleveland Golf, Nike, Ping und TaylorMade delegieren Spezialisten in eine Fälscher-Arbeitsgruppe, die sich einzig mit dieser immer grösser werdenden Unsitte beschäftigt.

Der Kampf gegen die Fakes wird intensiv geführt. Mit Erfolg. Kürzlich wurde in den USA erstmals ein Web-Houster wegen einer Warenzeichenverletzung verurteilt. Dies, obwohl das Unternehmen selbst keine Fälschungen vertrieb. Es stellte und pflegte lediglich die Website eines Vertreibers von Fälschungen. Gemäss Markenrechtlern ist dies ein Urteil, das für die Branche wegweisend sein dürfte. Es kommt einem grossen Sieg gegen das Fälschertum gleich. Die Anti-Counterfeiting-Group der Hersteller hat zudem erreicht, dass in Zusammenarbeit mit den US-Behörden die Domains von fünf Online-Shops geschlossen wurden. Statt Bildern von gefälschten Produkten ist jetzt ein amtlicher Vermerk zu lesen, der klarstellt, welche Strafen Fälschern in den USA drohen.

Bei all diesen Erfolgen lässt sich aber juristisch den Fälschern und Verkäufern von Fälschungen nicht so einfach beikommen. Fachleute schätzen, dass über 70 Prozent der gefälschten Artikel aus China kommen. Die chinesischen Produzenten unterliegen anderen Regeln, und eine juristische Verfolgung ist äusserst schwierig. Wer soll in einer chinesischen Provinz einen Prozess gegen einen Plagiat-Hersteller führen und gewinnen? Darum setzt die Task Force der grossen Golfartikler nicht nur bei den Produzenten, sondern vermehrt beim Vertrieb an. Zwar wurden schon unzählige Lagerhäuser und Niederlassungen durchsucht und auch – vorübergehend – geschlossen, doch das allein reicht einfach nicht.

Hersteller reden nicht übers Thema

Obwohl der Kampf gegen Fälschungen sehr intensiv geführt wird, sind die Hersteller verschwiegen. Man spricht nicht gerne darüber. Auch die Schweizer Importeure nicht. Der Grund: Man will den Fälschern unter keinen Umständen auch nur die kleinste Hilfe und schon gar nicht eine Plattform bieten. Aber viele grosse Marken erteilen auf ihren Websites ausführliche Ratschläge, wie man sich vor Fälschungen schützen kann (siehe Kasten).

Allen gemeinsam ist der Ratschlag, nur bei einem autorisierten Fachhändler einzukaufen. Das hat vor allem für Golfeinsteiger gleich noch einen zweiten, wesentlichen Vorteil: Die Beratung. Die fällt bei Einkäufen im Internet vollumfänglich weg. Der Käufer sieht ein Produkt, das dem Original so ähnlich ist, dass man mindestens zweimal hinschauen muss, um die kleinen Unterschiede zu erkennen. Also glaubt der Konsument, was er abgebildet sieht. Aber ist es auch der richtige Schläger für ihn, für sein Können und für seine Bedürfnisse? Hier hilft nur Beratung. Das seriöse Fachgeschäft bietet gleichzeitig die Garantie, dass keine Fakes verkauft werden. Warum? Erstens würde es nicht mehr mit Originalprodukten beliefert. Und zweitens würde es sich sehr schnell herumsprechen, dass man bei XY faule Ware angedreht bekommt.

Der Käufer ist und bleibt der Dumme

Wenn jemand eine Fälschung gekauft hat, dann muss er damit leben. Deshalb heisst es, beim Kauf besonders gut aufzupassen. Titleist zum Beispiel versieht seine Schläger mit einem fälschungssicheren Kleber, der vergleichbar ist mit dem Hologramm auf einer Kreditkarte. Also genau hinschauen. An der Form, der Farbe, dem Finish, den Markierungen kann man Fälschungen erkennen – aber natürlich nur, wenn man weiss, wie das Original aussieht.
Oft merkt man erst beim ersten Schlag mit dem neuen Schläger, dass etwas faul ist. Dann ist es definitiv zu spät. Zurück bleibt der Schaden und vielleicht der Spott der Kollegen. Wer glaubt, er könne im Internet ein Markenprodukt als Schnäppchen erwerben, und dieses Angebot nicht extrem sorgfältig prüft, der hat fast immer nur den Schaden und verloren.
Es soll zudem vorgekommen sein, dass gefälschte Produkte bei Grenzübertritten am Zoll beschlagnahmt wurden. Dann kommt auch noch eine Zollstrafe hinzu. Wenns ganz dumm läuft, wird der Geprellte zudem noch in ein Verfahren hineingezogen, weil die einleitend beschriebene Arbeitsgruppe gegen Fälschungen der Hersteller alles unternimmt, um die Herkunft der Fakes feststellen zu können.

Tipps

  • Wenden Sie sich vom Geiz-ist-Geil-Grundsatz ab: Niemand hat etwas dagegen, wenn Sie von einem Preisvorteil profitieren, aber kaufen Sie nur bei autorisierten Händlern. Diese findet man auf den Websites aller grossen Marken.
     
  • Kaufen Sie keine neuen Golfschläger, ohne diese getestet zu haben. Beim Spielen zeigen sich die Unterschiede schnell, zum Beispiel am Klang.
     
  • Wer etwas besser Bescheid weiss, soll sich um Details kümmern. Swingweight, Schaftgewicht, Griffe, Material – nehmen Sie eine Münze und tippen damit auf den Schlägerkopf.
     
  • Vertrauen Sie Ihrem Fachgeschäft oder Pro. Auch wenn der Kauf vielleicht ein paar Franken teurer wird: Es lohnt sich. Der Ärger, der beim Kauf im Internet oder in einem Hinterhofshop entstehen kann, schmerzt mehr als alles andere.
     
  • Gehen Sie auf die Internetseiten der Hersteller und informieren Sie sich. Hier ein paar wichtige Webadressen: www.titleist.com/security-label-program/ www.ping.com/clubs/counterfeits.aspx www.taylormadegolf.eu/register/counterfeit-info.aspx