And the winner is …» Bei den Oscars gibt es mindestens 70 Kategorien vom besten Schauspieler bis zum besten Spezialeffekt. Die jährliche Wahl der besten Filme ist stark subjektiv und teilweise politisch gefärbt. Die Rangliste der besten Unternehmen beruht dagegen auf klaren Messzahlen. Seit 15 Jahren ermittelt BILANZ die führenden Schweizer Firmen. Das Rating basiert auf der Wertschaffung. Die anderen Kategorien sind Kommunikation, Strategie, Corporate Governance und Branding. Hier spielen die subjektiven Eindrücke eine grössere Rolle. Für jedes der Spezialgebiete haben Experten die 100 besten Firmen nochmals bewertet.

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Vor allem die Corporate Governance gab jüngst viel zu reden. Im internationalen Vergleich hat sich hier einiges verbessert, die Spezialstudie zeigt aber immer noch erstaunliche Defizite. Das gilt speziell für Nestlé – der Nahrungsmittelmulti erhält für seine Organisation nur die Häfte der maximalen Punkte. Viel schlimmer ist aber das Ergebnis für die Eigentümer. Wie viel Wert hat eine Gesellschaft im Jahr 2004 für ihre Aktionäre geschaffen oder allenfalls vernichtet? Das bleibt die Grundfrage, und hier schneidet der Nahrungsmittelmulti besonders schlecht ab. Bei genauer Betrachtung hat Nestlé nämlich fast 7,8 Milliarden Franken Wert für die Anleger zerstört. Dabei geht es nicht um die selbst erarbeiteten Mittel, hier erreichte Nestlé einen Cashflow von 10,4 Milliarden. Entscheidend ist die Bewertung einer Firma durch die Finanzgemeinde.

Die Wertschaffung setzt sich zusammen aus dem Kursgewinn des vergangenen Jahres und der ausgeschütteten Dividende. Allerdings enthalten die Kursveränderungen immer auch allgemeine Börsenbewegungen. Die wahren Firmenwerte müssen in komplizierten Berechnungen für jede einzelne Gesellschaft ermittelt werden. Berücksichtigt wurden von den Experten von OLZ & Partners die Markteinflüsse und die Risiken bei den Firmen selbst (siehe «Hohe Gewinne reichen nicht» auf Seite 70). Untersucht wurden kotierte Unternehmen, die eine Börsenkapitalisierung von mindestens 100 Millionen Franken auf die Waage bringen.

Insgesamt war 2004 das Jahr der «Kleinen». Der breit gefasste SPI legte um fast sieben Prozent zu, die Blue Chips im SMI stiegen im Schnitt nur halb so stark. Vor allem bei den Nebenwerten kam es zu teilweise spektakulären Kursavancen. Mit Quadrant, Unique, Hiestand und Ascom brachten vier Unternehmen ihren Eigentümern eine Wertverdoppelung. Für kleine Firmen sind solche Sprünge deutlich einfacher. Deshalb wird im Ranking der Top 100 auch die Firmengrösse berücksichtigt. So wird ermittelt, wer die grössten Frankenwerte geschaffen hat.

And the winner is: UBS. Die Grossbank hat mit über 7,6 Milliarden Franken mehr Wert geschaffen als die drei Erstplatzierten des Jahres 2003 zusammen. Auf Platz zwei der Top 100 rangiert die Basler Syngenta. Rang drei geht an Richemont, auch diese hat mit gut 3,7 Milliarden mehr Wert geschaffen als der Sieger des Vorjahres, die CS. Die dauernde Umstrukturierung bei der Grossbank hat im Jahr 2004 wenig gebracht; die Aktie legte zwar gleich stark zu wie der Gesamtmarkt, doch das Risiko ist bei der CS überdurchschnittlich, und damit gehörte die CS im vergangenen Jahr zu den grossen Wertvernichtern für die Anleger. Damit ist die CS durchaus in prominenter Begleitung. Neben der letztplatzierten Nestlé schneiden auch die Pharmagrössen Novartis und Roche im Jahresvergleich besonders schlecht ab. Zusammen kamen allein die drei grössten Firmen im SMI auf eine Wertzerstörung von 17,7 Milliarden Franken.

Bei der Frankenberechnung der Wertschaffung spielt, wie erwähnt, die Grösse einer Firma eine wichtige Rolle. Bei den weicheren Faktoren wie Corporate Governance oder Kommunikation dagegen nicht. Das zeigt beispielhaft die Georg-Fischer-Gruppe. Die Schaffhauser schafften es sowohl bei der guten Unternehmensführung als auch punkto Informationspolitik ganz an die Spitze der Spezialwertung.

Am Top-100-Ranking 2004 haben renommierte Firmen mitgearbeitet. Mit der Stärke der Marken hat sich Advico Young & Rubicam befasst, eine der führenden Werbeagenturen. Im Bereich Corporate Governance konnte Heidrick & Struggles als Expertenteam gewonnen werden. Das weltweit grösste Executive-Search-Unternehmen führt alle zwei Jahre eine internationale Studie zur Corporate Governance durch. Die Strategie ausgesuchter Firmen unter die Lupe genommen hat die Monitor Group. Immer wieder unterschätzt wird der Stellenwert der Unternehmenskommunikation. Die Profis der auf Entwicklung von Kommunikationsstrategien ausgerichteten Agentur Zenhäusern & Partner sehen hier bei den Firmen denn auch noch einiges im Argen liegen.