Als Autojournalist sollte man ja immer so tun, als könne einen nichts mehr beeindrucken (hab ich mir bei diversen Kollegen abgeschaut) – ausser einer dieser Super-Super-Sportwagen mit mindestens 600 PS und dem berühmten «bulligen Drehmoment», am besten gepaart mit einem schneidigen «Hochdrehzahlkonzept». Bei mir geht es leider manchmal daneben mit der professionellen Gleichgültigkeit – ich muss zugeben: Vom neuen BMW 7er war ich schwer beeindruckt.
Beeindruckende Ausstattung
Was heutzutage alles in solchen Luxuslimousinen verbaut wird, kann einen sprachlos machen. Kabellose Ladestation fürs Mobiltelefon. Sieben Massageprogramme im Sitz, hinten gibt es Bildschirme zur Unterhaltung und ein herausnehmbares Tablet, um Storen und Sonnendach zu bedienen, zwei beleuchtete Schminkspiegel (hinten!), dazu Sitze, die sich in Liegeposition herunterfahren lassen ... klingt etwas affig, aber ist auch nicht falsch, dass die Münchener den 7er-Fond «Executive Lounge» nennen. Zumal in der Langversion; darin kann man problemlos die Zeit eines Wohnsitzwechsels überbrücken.
Die Innenbeleuchtung bietet mehr als zehn Farbtöne zur Auswahl, 16 Lautsprecher beschallen die Insassen geschmeidiger als jedes Orchester im Konzertsaal, Ablagefächer schliessen sich selbsttätig – et cetera et cetera et cetera, man könnte ewig weitermachen, wie Yul Brynner in «Anna und der König von Siam».
Auch vorne lässt es sich aushalten
Aber auch vorne lässt es sich im 7er aushalten. Die formidablen Ledersitze, gelocht und gesteppt, halten den Piloten selbst in schnellen Kurven mittig vorm Steuer. Ohnehin lässt sich das Schiff – über fünf Meter lang, deutlich mehr als zwei Meter breit – unproblematisch fahren, es wirkt von innen jedenfalls viel kompakter, als es seine Ausmasse vermuten lassen. Was noch lange nicht heisst, dass in einem typischen Schweizer Parkhaus nicht doch volle Konzentration und millimetergenaue Kurbelarbeit gefragt sind.
Schön jedenfalls, dass sich auch in dieser Fahrzeugkategorie die typische BMW-Philosophie noch finden lässt: Der Fahrer steht im Mittelpunkt, Fahren soll im Bayerischen Motorwagen bekanntlich auch Spass machen, elektrische Assistenten halten sich möglichst im Hintergrund. Andererseits gleitet es sich im Comfort-Fahrmodus dermassen sänftenhaft über überstehende Kanaldeckel und Schlaglöcher hinweg, dass ich mich frage, ob das überhaupt noch besser möglich wäre. Leider habe ich gerade weder Audi noch Lexus noch Mercedes für einen Vergleichstest zur Hand. Bis es so weit ist, bleibe ich vorerst einmal unprofessionell beeindruckt.
BMW 750Li xDrive
Antrieb: 4,4-Liter-Benzinmotor mit acht Zylindern, Allrad
Verbrauch: 8,3 Liter Super
Leistung: 448 PS (330 kW), 0–100 km/h in 5,8 s, Vmax 250 km/h (abgeregelt)
Preis: BMW 750Li xDrive ab 140'700 Franken (Testwagen 207'860 Franken)
Dirk Ruschmann fährt seit 25 Jahren Auto und arbeitet seit zehn Jahren für die «Bilanz». Er schreibt über Unternehmen, Manager, Autos und andere bewegliche Teile.