Der Pinot blanc oder Weissburgunder gehört zu einer der ältesten Rebfamilien: Zu jener der Pinots, die im Burgund beheimatet ist. Da ist es vor allem die rote Sorte Pinot noir, die die Reputation dieser einzigartigen Weinbauregion begründet hat. Doch alte Sorten tendieren dazu, sich genetisch zu verändern. So ist der Pinot blanc eine Mutation des Pinot gris, des Grauburgunders, der seinerseits ein Abkömmling des Pinot noir ist. Den Pinot blanc fand man erstmals Ende des 19. Jahrhunderts in einem burgundischen Rebberg. In Frankreich allerdings war dem Pinot blanc als eigenständiger Sorte kein grosser Erfolg beschieden. Zwar wird er im Elsass angebaut, wo man ihm aber keine besondere Beachtung schenkt und er im Schatten der Rieslinge und der Pinot gris eher ein Nischendasein fristet. Anders aber in Deutschland, in der Schweiz und vor allem im Südtirol: Da hat sich dieses junge Mitglied der Pinot-Rebfamilie zu einer eigenständigen und geschätzten Weinpersönlichkeit gemausert. Da der Weissburgunder mit seinem eher zurückhaltenden, feinfruchtigen Charakter kein vorlauter, opulenter Blender ist, vermag er die Freunde finessenreicher, eleganter Weine zu begeistern.

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Obwohl die Weissburgunderrebe erst seit rund 100 Jahren im Südtirol angebaut wird, gehört sie heute zu den wichtigsten Traubensorten und zu den Aushängeschildern der Region. Rund 500 Hektaren, knapp ein Zehntel der Rebfläche, sind mit ihr bestockt. Dass der Südtiroler Weissburgunder zu den beliebtesten und besten Weissweinen Italiens zählt, ist einerseits dem allgemein hohen Qualitätsniveau des hiesigen Weinbaus zu verdanken, anderseits den klimatischen und mikroklimatischen Bedingungen sowie den Böden, die vielerorts mit vulkanischem Porphyrgestein durchsetzt sind. Mit anderen Worten: Die Südtiroler Weissburgunder sind vielfach Terroirweine, das heisst Weine, bei denen die Bodenbeschaffenheit und das Mikroklima den Wein stark prägen können und die vordergründigen, beim Weissburgunder eh nicht besonders ausgeprägten Rebsortencharakteristiken in den Hintergrund treten.

Deshalb sind auch die bekanntesten Südtiroler Weissburgunder-Gewächse nach einer Lage benannt: So etwa der «Schulthauser» der Kellerei St. Michael, der «Haberle» von Alois Lageder, der «Weisshaus» der Kellerei Schreckbichl/Colterenzio und natürlich der «Vorberg» der Kellerei Terlan. Die 1893 gegründete Genossenschaftskellerei in Terlan hat sich einen Namen gemacht mit ihren hervorragenden, langlebigen Weissweinen. Dazu gehört auch der «Vorberg», ein Paradesbeispiel eines terroirgeprägten Weissburgunders. Die Trauben wachsen zwischen 350 und 900 über Meereshöhe, auf einem gegen Südwesten ausgerichteten Hochplateau mit sandigen, durchlässigen Porphyrböden mit hohem Mineralgehalt und einem vorteilhaften Mikroklima mit hohen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Beste Voraussetzungen also, um gut strukturierte, finessenreiche und langlebige Weine zu keltern.

Der «Vorberg» kommt dann auch erst zweieinhalb Jahre nach der Lese auf den Markt. Doch auch das sei, so meint Rudi Kofler, der Kellermeister der Kellerei Terlan, immer noch zu früh. Tatsächlich werden viele Weissburgunder zu jung getrunken, da sind sich die Südtiroler Winzer einig. Ein grosser Pinot bianco, wie die Weissburgunder im Südtirol auch genannt werden, braucht Zeit, um seinen Facettenreichtum von blumigen Noten, Fruchtaromen (Äpfel, Birnen, Zitrusfrüchte, Honig) und Mineralität entwickeln und sich harmonisch abrunden zu können.

Anders als im übrigen Italien gehören die Genossenschaftskellereien zu den Vorreitern der Qualitätsentwicklung im Südtirol. Rund 70 Prozent der Weine werden in den 13 Genossenschaftsbetrieben gekeltert. Neben den bereits erwähnten Kellereien Terlan, St. Michael und Schreckbichl/Colterenzio sind dies die Kellereien Andrian, Bozen, Eisacktaler, Erste + Neue, Girlan, Kaltern, Kurtatsch, Meran Burggräfler, St. Pauls und Tramin. Sie alle erzeugen neben einer grossen Palette anderer Weine auch hervorragende Weissburgunder in verschiedenen Qualitätslinien.