Der Fussball-Europameister 2020 hätte England heissen müssen. Zumindest den Gesetzen des Geldes zufolge. Denn nun, da alle Matches der vertagten EM ausgetragen sind, bestätigt sich deutlich: Der Wert der Spieler verschafft zuverlässig Erfolg.

Das bedeutet: Wer die Mannschaft mit dem höheren Marktwert auf den Platz stellt, konnte in den allermeisten Fällen die Partie für sich entscheiden. Von 51 Begegnungen in der gesamten EM konnte nur neun Mal die Mannschaft siegen, deren Team auf dem Spieler-Transfermarkt den geringeren Wert aufweist. Das zeigen Erhebungen der «Handelszeitung» mit Daten von Transfermarkt.de (siehe Grafiken unten). 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Italien und die Schweiz besiegten stärkere Gegner

Dennoch, letztlich konnte Italien den Sieg davontragen, obwohl die Mannschaft diejenige mit dem geringeren Marktwert war (764 Mio. Euro versus 1,3 Milliarden Euro). So wie es das Team auch zuvor bereits gegen Spanien geschafft hatte, die ebenfalls vom Marktwert her überlegen gewesen wären (764 vs 915 Millionen Euro). Der Sieg Italiens an der EM 2020 ist damit ein wirklich aussergewöhnlicher.

Ausser Italien hat übrigens nur ein Team an der EM zweimal gegen vom Marktwert her überlegene Gegner gewonnen: die Schweiz. 

In der statistischen Überlegenheit der wertvolleren Teams liegt auch eine gewisse Beruhigung. Bei aller Kritik an den Fantasiesummen, die als Ablöse und Gehalt für Top-Fussballer gezahlt werden, immerhin ist damit belegt, dass die teureren Spieler meist auch den Sieg nach Hause bringen. Und wenn mit Mbappé der wertvollste Spieler im gesamten Turnier den entscheidenden Elfmeter versemmelt und damit die Schweiz den Fussballriesen Frankreich niedergerungen hatte, war das eben auch kein schlichter Matchsieg, sondern ein historischer Fussballmoment

Ein Finalsieger gegen die Business-Gesetze des Fussballs

Die Schweiz konnte mit ihrem Einzug ins Viertelfinale eben auch einen Ausnahmeerfolg feiern, weil sie dafür zwei finanziell höher bewertete Teams schlagen mussten. Ausser dem Finalsieg von Italien waren zwei Momente im Turnier waren ähnlich stark. Der Sieg der Tschechen über Schottland und die Niederlande – beide höher bewertet, die Niederlande fast dreimal so viel wert. 

Und der Achtungserfolg der Ungarn, dessen Team es nur auf einen gesamten Marktwert von 75 Millionen Euro bringt und das trotzdem sowohl Frankreich als auch Deutschland ein Unentschieden abtrotzen konnte. Denn vom Marktwert her betrachtet, wirft Deutschland zwölfmal und Frankreich fast 14 Mal so viel in die Waagschale. 

Umso schöner, dass auch der Sieger Italien letztlich den Business-Gesetzen des Fussballs ein Schnippchen schlagen konnte.