Endlich ist sie da: Nach mehrfacher Verzögerung hat Twint seine neue App lanciert. Im April bringen die UBS und ZKB als erste Banken ihre eigenen Versionen heraus, um das Bezahlsystem mit dem Bankkonto zu verbinden. Am Sonntag wurde zunächst die technische Infrastruktur für das neue Zahlungssystem bereitgestellt. Kunden können damit via Smartphone im Laden zahlen und Geld an Personen schicken.

Telecom-Experte Ralf Beyeler vom Vergleichsportal Verivox urteilt: «Es ist gut, dass die grössten Schweizer Banken zusammenarbeiten statt gegeneinander». Als Grund dafür sieht er die massive Bedrohung aus dem Ausland: «Die Anbieter haben Angst vor Apple Pay». Dennoch urteilt Verivox nach einem Vergleich mit den drei anderen Bezahlsystemen der Schweiz, dass sich Twint wohl nicht als nationales System durchsetzen wird (den Vergleich finden Sie unten).

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Twint funktioniert in Migros-Filialen noch nicht

Einen grossen Nachteil für Twint sieht Beyeler vor allem darin, dass man mit der App nur in der Schweiz zahlen kann. Und selbst hierzulande gebe es für den Konsumenten Hürden: So ist der Bezahlprozess je nach Geschäft unterschiedlich. Ausserdem sei das Bezahlen mit Twint in Migros-Filialen noch nicht möglich.

«Eine Mobile-Payment-Lösung mit der man im beliebtesten Laden der Schweizer nicht zahlen kann, kann sich nicht durchsetzen», so Beyeler. Künftig soll man in Migros-Filialen zwar mit Twint zahlen können - wann diese Option kommt, ist allerdings nicht klar.

Sperre für Kreditkarten

Er bezweifelt auch die Strategie, dass die grossen Schweizer Banken ihre Kreditkarten nicht für das Bezahlen mit Apple Pay zur Verfügung stellen. «Es ist fraglich, ob diese Strategie aufgehen wird», so Beyeler. «Wenn der Kunde unbedingt Apple Pay nutzen will, wechselt er zu einer Kreditkarte, die dies unterstützt».

Wege um diese Blockierung gibt es bereits - über die App Boon können mit einem Umweg alle Schweizer Kreditkarten mit Apple Pay verknüpft werden.

Grösster Konkurrent Bargeld

Die grösste Herausforderung für Twint ist Beyeler zufolge aber immer noch das Zahlverhalten der Schweizer: «Egal ob Twint oder Apple Pay: Die grösste Herausforderung ist es, die Schweiz vom Zahlen via Smartphone zu überzeugen», sagt er. Das Zahlen via Smartphone sei noch lange nicht der Standard. «Im Bargeld-Land Schweiz brauchen die Anbieter einen langen Atem.»

Verivox hat die Funktionen von Twint mit den drei bedeutendsten in der Schweiz universal einsetzbaren Systemen verglichen. Ihre Auswertung:

Redaktorin Caroline Freigang
Caroline Freigangschreibt seit 2019 für den Beobachter – am liebsten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und Konsumthemen.Mehr erfahren