Herr Wild, mein Mitsubishi-Kleinbus aus dem Jahr 1992 hat ein Glasdach mit Stoffrollos, die man auf Knopfdruck auf- und zufahren kann. Hält Ihr Golf R Touch da mit?
Holger Wild: Wenn Sie im R Touch die Hand nach oben nehmen und nach hinten wischen, können Sie so das Schiebedach öffnen. Auch Licht und Spiegel können Sie mit Gesten bedienen oder zum nächsten Lied weiterwischen.
Und wenn ich niesen muss und die Hände vors Gesicht?
Da passiert nichts. Denn man muss schon nahe an so ein Element heran, damit es reagiert. Wenn man sich mit dem Beifahrer unterhält und dabei gestikuliert, kommt es auch nicht zu Fehlauslösungen.
Wie funktioniert das Ganze?
Mit einer Annäherungssensorik, die in einem Bereich von etwa zwei bis vier Zentimetern ein Feld aufmacht. Wenn sich darin etwas bewegt, wird das in elektrische Signale umgewandelt und es öffnet sich zum Beispiel das Dach.
Was haben Sie noch zu bieten?
Wir haben sehr hochauflösende, grosse Displays in das Auto gebaut. Dabei nutzen wir die Bedien-Metaphern, die man von Smartphones und Tablets kennt, eine Multi-Touch-Bedienung mit zwei Fingern zum Beispiel. Ausserdem kann der Nutzer ein Live-3D-Model nutzen: Wenn beim realen Auto die Tür aufgeht, passiert das auch im Model.
Ist das nicht doch ein bisschen viel Schnickschnack und Spielerei?
Ich glaube, wir haben es geschafft, Schnickschnack, Spielerei und Bediensicherheit perfekt in Verbindung zu bringen. Wenn im Auto zum Beispiel etwas nicht einwandfrei funktioniert, wird das im 3D-Model direkt angezeigt und der Fahrer bekommt eine Hilfe, um das Problem zu beheben. Natürlich sind Studien an der einen oder anderen Stelle auch mal etwas übertrieben, aber ich denke, das ist für so ein Showcar auch ok.
Wenn alles im Wagen vernetzt ist, läuft man dann nicht auch Gefahr, dass alles vernetzt und auf einmal ausfällt?
Nein, wir bringen ja Dinge erst in Serie, wenn sie vollständig getestet sind. Die Systeme werden Kälte- und Hitzetests unterzogen, laufen lange Zeit am Stück und werden von Nutzern erprobt.
Grosser Trend sind zurzeit die selbstfahrenden Autos. Hat der R Touch da auch etwas zu bieten?
Nein, der Golf R ist ein Race-Modell mit dem stärksten Motor, den man für den Golf bestellen kann, mit 300 PS. Da wollen wir, dass der Nutzer den Wagen selber fahren und das geniessen kann.
Trotzdem eine Frage dazu: Muss man bei selbstfahrenden Autos nicht Angst haben, dass das Auto etwa gehackt wird, und mitten in der Fahrt jemand auf die Bremse tritt?
Da wird im Moment sehr viel Forschungsarbeit reingesteckt und man sieht ja jetzt schon, dass die Technik funktioniert. Aber ich glaube auch, dass wir noch ein paar Jahre davon entfernt sind, so etwas wirklich auf der Strasse zu sehen. Wenn es so weit ist, werden die Systeme so sicher sein, dass so etwas nicht passieren kann.
Zurück zu Ihrer Studie: Wann wird man Elemente daraus in Autos auf der Strasse sehen?
Das Gesamtcockpit wird es wohl so nie geben. Aber VW wird zum Beispiel die Gesten-Steuerung in der nächsten Zeit in Serie bringen. Normalerweise braucht so etwas zwei bis vier Jahre.
Bei der ganzen neuen Technik, sind für Sie in Zukunft vielleicht nicht nur Toyota oder Audi ein Konkurrenten, sondern auch ein Konzern wie Google?
Konkurrent würde ich nicht sagen. Wir sprechen mit Google und sehen sie eher als Partner. Wir sind in Kontakt und tauschen auch regelmässig Ideen aus.