Dass Sportlichkeit das Image poliert und den Verkauf fördert, gehört in einer Industrie, deren Wurzeln in Wettrennen liegen und deren frühe Helden tollkühne Männer in holpernden Kisten waren, zum Gemeinplatz. Wer es schafft, seine Marke auf diese Weise mit Emotionen aufzuladen, gehört zu den Gewinnern. Besonders erfolgreich umgesetzt wurde diese Marketingstrategie von BMW, den Bayerischen Motoren-Werken. Dort heisst der X3 dann auch nicht Sports Utility Vehicle (SUV), sondern Sports Activity Vehicle (SAV).

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der X3 wirkt auf den ersten Blick kompakt, ja fast niedlich. Man hat sich seit sechs Jahren so an den X5 gewöhnt, dass man den «kleinen» Bruder bezüglich seiner Dimensionen unterschätzt. In Wirklichkeit ist er mit einer Länge von 4,65 Metern nur um 10 Zentimeter kürzer als der grosse X5. Dennoch: Gerade Frauen lieben den X3. Man hat die erhöhte Sitzposition eines Geländewagens, muss sich aber nicht mit über 2,5 Tonnen und einer riesigen Kiste in der Stadt auf Parkplatzsuche begeben.

Sophie zum Beispiel, eine Bekannte aus Basel, passt fabelhaft zu ihrem X3. Sie ist sportlich, spielt leidenschaftlich gerne Tennis und reitet. Sie trägt tagsüber oft Casual Wear von Ralph Lauren oder Tommy Hilfiger, liebt klassische Segeltuchschuhe und abends schwingende Kleider im Tennisstil der zwanziger Jahre aus edlen Stoffen, etwa von Chanel. Kurz: Für Sportchic ist der X3 geradezu wie geschaffen.

Doch genug der Theorie, starten wir den X3.

Fahrwerk und Handlichkeit sind beispielhaft. Der Drei-Liter-Sechs-Zylinder-Diesel wurde von mir an dieser Stelle bereits mehrfach gepriesen – er ist auch im X3 das Sahnestück. Power ohne Ende. Seidenweich aus dem Leerlauf bis in die rote Zone. Das ist schon fast genialer Motorenbau.

Verarbeitung und Materialien sind allesamt höchster Standard und entsprechen auch funktional hohen Ansprüchen. Das Cockpit ist stark fahrerorientiert. Die Instrumente, bekannt aus anderen BMW-Modellen, sind etwas kleiner, aber logisch und ergonomisch richtig platziert. Der X3 bietet nicht nur dem Fahrer guten Sitzkomfort, auch im Fond werden die Passagiere die angenehme Beinfreiheit zu schätzen wissen. Unser Testwagen war zudem mit dem M-Sportpaket ausgestattet: Dieses und ein paar weitere Features liessen den Basispreis allerdings von 65 400 auf 88 540 Franken schnellen. Ich würde dem Vielfahrer das Xenon-Licht, die Handy-Vorbereitung, das Automatikgetriebe, die Lederausstattung und das Professional-Navigationssystem empfehlen (das M-Sportpaket indes könnte man weglassen). Auf das anfänglich umstrittene iDrive-System hat BMW für den X3 verzichtet. Schade, denn ich habe es – ich gebe es zu – auf einmal vermisst.

Das Fahren im X3 macht einigen Spass. Dank dem Sportfahrwerk lassen sich Kurvengeschwindigkeiten realisieren, die so mancher Sportlimousine gut anstehen würden. Ohne Schwierigkeiten lässt sich der X3 auf der Autobahn im Verbrauch um die acht Liter bewegen. Nicht bei Vollgas selbstverständlich, aber im Rahmen jener Freude am Fahren, für die BMW so gerne wirbt.

Es war für einmal nicht einfach, für unsere Tabelle vergleichbare Konkurrenzmodelle zu finden. Leistungs- und imagemässig hat der X3 keine direkten Konkurrenten. Der X3 ist sozusagen der Begründer eines neuen (Sub-)Segments in der Premiumklasse. Sämtliche gewählten Kandidaten sind schwächer, oft auch billiger, unter anderem auch deshalb, weil Marken wie Hyundai oder Kia nicht mit der Positionierung von BMW verglichen werden können.

Packen wir für einmal das Thema Wirtschaftlichkeit von einer anderen Seite her an. In der BILANZ 2/2005 empfahl ich Börsianern, sich bei Abschluss des Leasingvertrags gleich ein paar BMW-Aktien ins Depot legen zu lassen. Und siehe da: Nachdem die BMW-Aktien lange kaum vom Fleck gekommen sind, hat sich der Knopf inzwischen gelöst. Plus 26 Prozent. Diejenigen, die dies verpasst haben, brauchen aber nicht in Tränen auszubrechen. Der CEO, Helmut Panke, nämlich rechnet weiterhin mit einem soliden Wachstum von fünf bis sieben Prozent und mit höheren operativen Margen.

Fazit: Der X3 bietet von allem etwas. Er hat etwas Platz im Kofferraum, ist aber keine Familienkutsche. Er ist hochbeinig genug, um die Übersicht aus dem Feldherrensitz zu bieten, wurde aber doch nicht für den harten Geländeeinsatz gebaut. Er fährt sich auf der Autobahn mit der Fahrdynamik und der Sicherheit einer BMW-Limousine, hat aber den trendigen SUV-Faktor. Ob man sich besser für einen allradgetriebenen 3er Touring oder den X3 entscheidet, ist letztlich aber Geschmacksache.

BMW X3, 3.0d
Antrieb: Vierrad
Motor: 3,0 Liter mit Turboaufladung
Leistung: 218 PS / 160 kW
Drehmoment1: 500 Nm bei 1750 U/min
Energieeffizienz2: D
Tankinhalt: 67 Liter
1 Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.

2 Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in die Kategorien A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.