Sind Sie Familienoberhaupt und legen Wert aufs Image? Auch in Autofragen? Benötigen Sie Platz im Kofferraum (ich meine: etwas mehr als nur für den Golf-Bag oder den Golden Retriever)? Wollen Sie zudem nicht in einem Ford oder einem Opel gesichtet werden und auch nicht vom Restwertzerfall eines Citröen erschlagen werden? Suchen Sie ein Auto, das von Ihren Kindern gefoltert werden kann, mit dem Sie von Ihren Nachbarn weiterhin gegrüsst werden und das am Ende nach ein paar Jahren sogar noch etwas wert ist?

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Für eine ganze Generation lieferte VW mit dem Passat die positive Antwort auf diese Fragen. Der Volkswagen-Konzern war sich dessen bewusst. Und so erstaunt es wenig, dass die sechste Generation des völlig neu entwickelten Passat ziemlich unspektakulär daherkommt. Etwa so unspektakulär wie die jeweils neueste CD von Phil Collins. Technisch zwar perfekt, im Unterhaltungswert eher nicht so spektakulär. In der englischen Werbung will man zwar den Passat als «car full of emotion» anpreisen, obwohl jedem, der bis D buchstabieren kann, von Anfang an klar war, dass sich die Werbestrategen damit auf eine «mission impossible» begeben haben. Es ist und bleibt ein Passat. Und das ist gut so.

Das überarbeitete Design ist harmonisch und stimmig, im Vergleich zum Vorgänger sogar etwas moderner und eleganter. Der Passat hat sich gemausert mit seinem selbstbewussten Kühlergrill. Der Innenraum ist übersichtlich und elegant gestaltet. Je nach Linie ist das Interieur geradezu luxuriös für dieses Fahrzeugsegment. Edle Hölzer wie Nussbaum-Wurzelholz für Applikationen können mit Aluminium kombiniert werden, Leder (zum Beispiel in «Latte Macchiato») schafft englisches Club-Ambiente. Instrumententafel und Mittelkonsole suggerieren Business-Lounge und nicht mehr Lehrerparkplatz, anthroposophische Kinderkrippe oder lokalen Schiessverein. Wie keine andere Marke versteht es VW meisterhaft, den Design-Fokus auf das Innenleben zu legen.

Der Passat ist auch technisch aufgewertet worden: etwa durch die elektronische Parkbremse, die per Knopfdruck funktioniert, oder den Funkzündschlüssel mit Starterknopf.

Das Auto lässt sich bequem bewegen, die Rundumsicht ist gut. Es lässt sich vielleicht nicht ganz so sportlich fahren wie ein BMW oder ein Audi, auf kurvenreichen Strassen wirkt es auf Grund der Grösse nicht ganz so agil. Man kann eben nicht alles haben. Der Federungs-Dämpfungs-Komfort ist langstreckentauglich und macht damit den Passat auch zu einem geeigneten Firmenwagen für den Aussendienst und den Vertrieb. Auf allen Plätzen lässt es sich bequem reisen.

Der günstigste Passat kostet 33 380 Franken. Wie wirtschaftlich ist das Auto jedoch in einer Vollkostenbetrachtung? Unsere Vergleichstabelle zeigt, dass der Passat einen etwas höheren Bruttopreis aufweist als die Konkurrenten, der nur teilweise durch einen höheren Restwert aufgefangen wird. Demzufolge ist der Zins- und Amortisationsteil am höchsten. Zudem wird für den Passat kein Gratisservicepaket angeboten. Damit hat er vor allem gegenüber dem Peugeot 407 und dem Opel Vectra einen zusätzlichen Nachteil in den Unterhaltskosten. Im Treibstoffverbrauch sind dann alle wieder etwa gleichauf.

Im Vergleich zu den Premiummarken Audi (A4 2.0 FSI) und BMW (320i) würde der VW Passat mit diesen Eckdaten in einer Vollkostenbetrachtung etwas günstiger liegen. Der Passat verfügt einerseits sicher über einen Imagebonus gegenüber Ford, Peugeot oder Opel, ist andererseits wohl (noch?) nicht gleich positioniert wie BMW oder Audi, obwohl die Bestrebungen, ins Premiumsegment aufzusteigen, mit Touareg und Phaeton klar vorgegeben wurden. Man scheint bei VW davon überzeugt zu sein, dass gerade durch eine Oberklassenbesetzung mit dem Phaeton der Premiumanspruch gesichert werden kann. Vielleicht müssten dann Polo und Lupo konsequenterweise als Skoda vermarktet werden, weil sonst der Spagat zu gross würde oder die Gefahr drohte, «stuck in the middle» zu enden. Von unten drängen ja die Koreaner und bald auch die Chinesen.

Fazit: Der VW Passat 2.0 ist ein gutes, solides und harmonisches Auto. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, nicht zuletzt auch dank dem Imagebonus. Der Passat wirkt aber auch hochwertig. Als Reisewagen für die ganze Familie hat der Passat gegenüber dem 3er-BMW und Audi A4 den Vorteil eines gewaltigen Kofferraums. Später sollen noch stärkere Triebwerke erhältlich sein, unter anderem ein Diesel-V6. Zweifellos, der Passat wird schneller sein, aber wird er deshalb mehr Fahrspass vermitteln ? Kaum. Phil Collins bleibt auch auf dem Hi-Fi-System mit neun Endstufen und 13 Lautsprechern Phil Collins.

VW Passat (Limousine) 2.0 FSI

Antrieb: Vorderrad
Motor: 2,0 Liter
Leistung: 150 PS / 110 kW
Drehmoment (1): 200 Nm bei 3500 U/min
Energieeffizienz (2): C
Tankinhalt: 70 Liter

(1) Der Drehmomentverlauf in Abhängigkeit von der Drehzahl ist massgebend für die Motorelastizität (Durchzugskraft) sowie für das Beschleunigungs- und das Steigvermögen eines Autos.

(2) Neu ist seit 2003 die Angabe der Energieeffizienz für Personenwagen, eingeteilt in die Kategorien A bis G, wobei A für energieeffizient und G für energieineffizient steht. Die Kategorie wird ermittelt, indem der Treibstoff-Normverbrauch und das Leergewicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt werden.

Beat Imwinkelried (38) ist Delegierter des Verwaltungsrates und Geschäftsführer der Auto-Interleasing AG in Basel, VR-Delegierter der EFL Autoleasing in Winterthur sowie Gründungspartner der AIL Structured Finance in Zürich.