Das Riffelalp Resort hoch über Zermatt und das Post Ranch Inn am kalifornischen Küstenabschnitt Big Sur mögen rund 9500 Kilometer voneinander entfernt sein, doch verbindet die rustikalen Nobelunterkünfte mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Beide zählen zu jenen raren Orten, an denen man sich verlieren und von der Welt zurückziehen kann. Beide liegen an Plätzen, die zu den spektakulärsten der Erde gehören. Und beide Häuser schliessen dem Gast quasi eine neue Tür auf, was ein Luxushotel auch sein kann: ein unvergleichliches Reiseerlebnis, das mehr ist als die Summe von zeitgemässer Exzellenz in puncto Design, Service, Zimmer, Küche und Spa.

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Exklusive Hide-aways in grandioser Abgeschiedenheit stehen hoch im Kurs, wie das BILANZ Hotel-Ranking 2017 zeigt. Je näher an archaischer Natur dran und je weiter vom alltäglichen Wahnsinn weg, desto besser – so die überwiegende Meinung der 198 beurteilenden Experten, auf deren Erfahrungen sich die Gesamtwertung abstützt.

Hideaways zum Abtauchen

Das heisst: Aspekte wie Starköche, ein Signature-Spa, Shopping-Möglichkeiten oder gute Verkehrsanbindungen sind heute eher Hemmfaktor als Anreiz bei bestverdienenden Reisenden. Diese suchen vielmehr nach Schlüsselerlebnissen an aussergewöhnlichen Orten, um der globalen Gleichschaltung zu entkommen und sich für ein paar Tage im Einklang mit der Natur zu fühlen. Entlegene Rückzugsoasen wie das Amangiri in der mystischen Canyonlandschaft des nordamerikanischen Südwestens, die Southern Ocean Lodge auf der südaustralischen Kangaroo Island oder das Tierra Patagonia im chilenischen Nationalpark Torres del Paine sind zu Instagram-Hotspots geworden und so gefragt, dass man sich rechtzeitig um ein Zimmer bemühen muss – bei Preisen ab 2000 Franken pro Nacht. Da wirkt die Juniorsuite im Riffelalp Resort für rund 1200 Franken in der winterlichen Hochsaison geradezu als Schnäppchen.

Neu im Hotel-Ranking der BILANZ ist das 100-Punkte-Bewertungsschema, das erstmals den direkten Qualitätsvergleich der einheimischen und der internationalen Hotels ermöglicht. Häuser mit 90 bis 95 Punkten sind hervorragend, Hotels mit 96 bis 100 Punkten sind Weltklasse. Das Verdikt: Dreizehn Nobelherbergen in der Schweiz spielen in der internationalen Oberliga. Diese Anzahl wird nur von Frankreich, Italien, England und Nordamerika getoppt. 

Alpina Gstaad prescht an die Spitze vor

Zur Champions-League der hiesigen Ferienhotels gehören das Alpina Gstaad, das mit sublimer Swissness den Spitzenplatz eroberte, gefolgt vom Vorjahressieger Castello del Sole in Ascona, dem Riffelalp Resort (Rang 3), dem Gstaad Palace (4) und dem Suvretta House (5) in St. Moritz. Als «hervorragend» wurden weitere 15 Ferienhotels eingestuft, allen voran das Eden Roc (6) in Ascona, das Tschuggen Grand Hotel (7) in Arosa und The Chedi Andermatt (8). 

Bester Neueinsteiger hierzulande ist das sportlich-familiäre Huus ob Saanen. Es überrascht mit einem konkurrenzlosen, im Zimmerpreis inbegriffenen Outdoor-Aktivitätenprogramm und smarten Kooperationen mit Sportbekleidungsmarken, Technologieunternehmen und Geländewagenherstellern, die den Hotelgästen direkt zugute kommen. Günter Weilguni, unser «Hotelunternehmer des Jahres» (siehe Hotelmitarbeiter des Jahres 2017), will das Maximum für den Preis bieten und dem Vorurteil entgegenwirken, dass Schweizer Hoteliers kleinlich seien.

Genfersee sticht Zürich aus

Zur den acht Schweizer Stadthotels mit 96 oder mehr Punkten zählen zuvorderst das Beau-Rivage Palace in Lausanne, das um zwei Plätze aufsteigende Fairmont Le Montreux Palace (Rang 2) und das Les Trois Rois (3) in Basel. Die Genferseeregion wird auch vom La Réserve Genève (5) und dem Four Seasons Hotel des Bergues (7) beflügelt, während die Zürcher Flaggschiffe The Dolder Grand (4), Widder Hotel (6) und Baur au Lac (8) etwas zurückfielen. Im Gegensatz zu den Spitzenhäusern an der Limmat, die immer auch etwas angestrengt wirken und einer eher sterilen Vorstellung von Perfektion verhaftet sind, gelingen den Romands entspanntere Umsetzungen von heutigem Luxus. 

Auf der Weltkarte der Ferienhotels preschte die südafrikanische Safari-Lodge Singita Sabi Sand auf den ersten Platz vor das Schloss Elmau in Oberbayern. Das fabelhafte neue Inselresort Soneva Jani auf den Malediven landete auf Anhieb auf Rang 7, und die im Vorjahr noch nicht gelistete Adler Mountain Lodge auf der Seiser Alm eroberte Platz 19.

Versteckte Champions

In der Kategorie der weltbesten Stadthotels fällt die Dominanz von New York und London auf, die beide mit je fünfzehn Herbergen in den Top-100 glänzen – angeführt vom The Mark an Manhattans Upper East Side als neue Nummer eins. New York wird hier und von hier aus zum Erlebnis, zugleich ist das Haus eine stilvoll relaxte Zuflucht inmitten des urbanen Trubels. Weitere entschleunigende Rückzugsorte in den Metropolen rücken vor, etwa das zweitplatzierte The Upper House in Hong Kong, das Ellerman House in Kapstadt, das Four Seasons Hotel Firenze und das Ett Hem in Stockholm. Beste Neuzugänge in den City-Charts sind The Whitby Hotel in New York, The Silo Hotel in Kapstadt, das Pulitzer in Amsterdam sowie das Hôtel de Crillon in Paris, The Ned in London und der Palácio Tangará in São Paulo.

Generell lässt sich feststellen, dass im Windschatten der grossen und im derzeitigen Konsolidierungsprozess noch grösser werdenden Hotelgruppen unabhängige Kleinhotels florieren. Die leisen Stars der Branche fliegen bewusst unter dem Radar und bieten anspruchsvollen Reisenden eine Gegenwelt zur angepassten globalen Spiessigkeit. Hinreissend eigenwillige Häuser wie das Babylonstoren in den südafrikanischen Cape Winelands, Barnsley House in den Cotswolds oder die Masseria Trapanà in Apulien stehen jeweils für etwas ganz Besonderes und müssen sich daher nicht gegenseitig im Fach Marketing übertrumpfen.

Wohlfühlen ohne Hotelgefühl

Auch in der Schweiz schlägt heute mancherorts der David den Goliath. Lieber individuell und authentisch statt stylish und unpersönlich – so das Credo in der Villa Honegg auf dem Bürgenstock, im Paradies in Ftan oder im neuen Chandolin Boutique Hotel im Val d’Anniviers. Und ganz besonders im Romantik Hotel Hornberg ob Gstaad. Hier gelingt es Brigitte und Christian Hoefliger-von Siebenthal, ihrem Team ein gewisses Ethos von gelebter, ungekünstelter Gastlichkeit zu vermitteln, so dass man sich nicht wie in einem Hotel, sondern zu Gast in einem gemütlichen Landhaus fühlt.

Andere Tophotels mögen ihre Gäste mit der Empfehlung eines unentdeckten Süssweins beeindrucken, dessen „Geschmacksprofil“ die Aromen im Schokoladendessert perfekt ergänzt, doch eigentlich geht es bei solchen Allüren vor allem darum, zu zeigen, wie smart der Sommelier ist. Die Mitarbeiter der Hoefligers wollen nicht imponieren. Sie wollen einfach, dass ihre Gäste eine glückliche Zeit haben. Natürlich geht es auch im „Hornberg“ ums Geschäft. Aber es fühlt sich hier nicht so an. Das ist das Schlüsselerlebnis, das heute Eindruck macht.