Der Kurort Bad Ragaz befindet sich im Aufschwung. Das «Grand Resort» hat sich mit seinen Luxushotels gerade imposant erneuert und dafür den Titel «Hotel des Jahres» eingeheimst. Aus dem etwas abgetakelten Kurbad wurde die glanzvolle Tamina Therme. Wie reagiert ein Gastronomenpaar, das ein kleines Hotel im Look der siebziger Jahre und ein feines Restaurant mit überregional bekannter Weinkarte führt, auf diese Offensive? Am besten nimmt es die Herausforderung an und investiert seinerseits.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Ueli und Doris Kellenberger machten es so. Und machten es fabelhaft. Sie vertrauten auf gute Architektur, verpassten ihrem «Rössli» eine moderne Fassade und bauten das Innere in 18 grosszügige, helle Zimmer um – schlicht, aber wertvoll in den Materialien, mit subtil eingesetzten Farbnuancen, cool, aber nicht kühl. Nach dem belebenden Bad in der Thermalquelle lässt sich hier genussreich und durchaus preiswert nächtigen.

Cuisine de Marché. Zuvor sollte man allerdings im eleganten Restaurant essen. Denn Ueli Kellenberger ist, wenn überhaupt, erst an dritter Stelle Hotelier (seine Frau Doris füllt diese Aufgabe aus). An erster Stelle ist er ein begabter, neugieriger Koch und an zweiter ein Weinpassionierter. Kellenberger hält die Speisekarte schmal. Jede Woche präsentiert er ein neues Menu, das zwischen 59 Franken (drei Gänge) und 98 Franken (sechs Gänge) kostet. Er pflegt damit buchstäblich eine «Cuisine de marché», unspektakulär, frisch und überraschend gewürzt. Selbstdefinitionen sind ihm zuwider, Prognosen über zukünftige Kreationen auch: Wer weiss denn schon, was der Markt in drei Wochen anbietet?

Schnittiges Motorboot. Unser spätsommerliches Dinner begann mit einem gelungenen lauwarmen Saiblingsfilet auf Gurken und Sauerrahm mit keckem Honig-Zwiebel-Chutney. Die Melonensuppe mit Pfefferminze war erfrischend. Originell die Crème brûlée vom Thai-Curry auf Crevetten-Tatar. Solide das Lammfilet im Kräutermantel mit sämigem Kartoffel-Lauch-Ragout. Leicht und bekömmlich das mit Himbeeren gefüllte Blätterteigkissen. Wer vom Luxusdampfer des «Grand Resort» mal ins «Rössli» umsteigen will, befindet sich unversehens auf einem kleinen, schnittigen Motorboot.

  • Was man gegessen haben muss: Ueli Kellenberger bereitet jede Woche ein überraschendes, stilsicher komponiertes Menu.
  • Zeit bis zum ersten Bissen: 15 Minuten – Zeit genug, sich einzustimmen.
  • Diskretionsfaktor: Wer die Ohren spitzt, kann die Diskussion am Nebentisch mitverfolgen.

Hotel Restaurant Rössli
Doris und Ueli Kellenberger
7310 Bad Ragaz
Tel. 081 302 32 32

Ruhetage: Sonntag und Montag.