Taxifahrer Andrew Quigley ist eigentlich ein glücklicher Mann. Nur an die sechs Monate, die er in Dublin arbeitete, denkt er nicht gerne zurück. Kreuzunglücklich sei er gewesen, erzählt der Familienvater. «Zu eng, zu viele Menschen. Alle rennen aneinander vorbei», erinnert er sich. Ganz anders in seiner Heimat Valencia, einer von rund 50 bewohnten Inseln vor der Küste Irlands. «Hier kennt mich jeder», erzählt der Vater von vier Kindern. Im Vergleich zur Grossstadt sei das Leben hier ohne Stress und «easy going».

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Wenn Andrew Touristen mit seinem Kleinbus chauffiert, winkt er immer den Insassen entgegenkommender Fahrzeuge zu. Mit rund 650 Einwohnern gehört Valencia zu den grössten Inseln Irlands. Deren Bewohner sind ein eigenes Völkchen. «Wir sind einzigartig und fühlen uns verschieden von den Iren auf dem Festland», sagt Andrew.

Taxifahrer Quigley: Der Lebenskünstler lebt im irischen Valencia.

Dieses ist nur 400 Meter entfernt und bequem über eine Autobrücke zu erreichen. «Bei uns gibt es den Witz: Valencia ist das Festland und Irland eine vorgelagerte Insel.» Dass er eine Frau heiratete, die nicht von Valencia stammt, konnten viele seiner Mitbürger nicht verstehen. Doch ohne den Zuzug von ausserhalb würden vor allem die kleineren Inseln verwaisen. Davon ist Dan Reilley überzeugt, der auf Sherkin wohnt, einem süd-irischen Eiland mit nur 104 Menschen.

Vor der grossen Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts waren es mehr als zehnmal so viele. Hungern müssen die Insulaner nicht mehr. Die Verdienstmöglichkeiten sind jedoch begrenzt. Und so zieht es vor allem junge Bewohner in die Städte auf dem Festland. Für andere ist das geruhsame Leben auf einer Insel jedoch ein lang gehegter Traum. Zahlreiche schöne Badestrände gibt es hier – und allerlei schöne Häuser, erbaut in dem typisch irischen Cottage-Stil.

«Blow ins» (Hereingeschneite) nennt man die Zugezogenen. Auf der knapp 5 Kilometer langen Insel Sherkin haben sich in den letzten Jahren Menschen aus vielen Ländern der Welt angesiedelt, von Australien bis Kanada. Darunter sind Maler, Bildhauer, Buchautoren und Musiker, die sich von der entspannten Atmosphäre und der Schönheit der Insel inspirieren lassen. Auch Dan Reilley ist ein «blow in». Früher war er im Immobiliengeschäft im Ausland tätig und hat ordentlich verdient. Nun schlägt er sich mit mehreren Jobs durch wie viele Insulaner. «Jeder macht ein bisschen was von allem», sagt Dan, der auch einige Schweine hält.

Typisch irisches Cootage: Ein paare Steine unter freiem Himmel

Einige Kilometer entfernt liegt die liebliche Insel Heir. Sie ist fast vollkommen eben, macht mit ihren sieben Sandstränden und der üppigen Flora einen mediterranen Eindruck. Hier wachsen mehr als 200 verschiedene Wildblumen, Ginstersträucher und auch einige Bäume. Ganzjährig leben gerade einmal 29 Menschen auf der Insel. Einer von ihnen ist der 76-jährige Fischer John D’Harte. Sein ganzes Leben hat er auf dem 4 Quadratkilometer grossen Eiland verbracht, das einst 400 Einwohner zählte.

Ausser dem Fischer stammen heute nur noch fünf Bewohner von der Insel. Die restlichen 23 sind zugezogen wie der Gourmet-Koch John Desmond, der früher im berühmten Pariser Hotel Ritz arbeitete und den Titel eines Professeur de Cuisine trägt. Seit 25 Jahren betreibt er auf Heir ein Feinschmeckerrestaurant und eine Kochschule. «Das war die beste Entscheidung meines Lebens», sagt Desmond. Die Qualität seiner Küche hat sich in Irland herumgesprochen. Seine Art zu kochen beschreibt er so: «Frisch, einfach und ohne Kinkerlitzchen.» Er serviert etwa marinierten Lachs mit selbst gebackenem Brot oder Entenbrust in Rotweinsauce.

Gäste aus aller Welt reisen an, um zu wandern, Wale zu beobachten, zu tauchen oder um Gälisch zu lernen. Manche Besucher bleiben für immer, wie die Südafrikanerin Marianne Ross. «Ich habe mich erst in die Insel verliebt und dann in einen ihrer Bewohner», erzählt sie lachend. Doch ab und an bekommt auch sie einen Inselkoller. «Dann muss ich rüber aufs Festland.» Aber nie für lange.

www.discoverireland.com/ch-de. Swiss bietet den Flug Zürich–Dublin retour ab 398 Franken an.