Weitreisende Geschäftsleute kennen Johannesburg seit Jahren – Schweizer Touristen hingegen relativ wenig. Sie übernachten mal kurz auf Transit, um direkt in den Süden weiterzufliegen. Dabei bietet «Jozi», wie siein der Umgangssprache liebevoll genannt wird, die ganze Palette einer spannenden und zeitgemässen Metropole. Will man sie auf die Schnelle erklären, dann geht das am besten in internationalen Vergleichen: Johannesburg ist etwa so weitflächig wie Peking, so bewaldet wie Atlanta und mit rund 1800 Meter über Meer fast so hoch gelegen wie Mexico-City oder mit rund 3,3 Millionen Einwohnern fast so gross wie Berlin. Ein noch junger «melting-pot» mit breitem multikulturellem Hintergrund und Einflüssen aus der gesamten Welt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Für unsere Begriffe bietet Johannesburg ein sonniges und zumeist trockenes, also sehr freundliches Klima. Die Durchschnittstemperaturen im Sommer (unserem Winter) liegen um die 26 Grad Celsius, im Winter bei angenehmen 10 bis 12 Grad Celsius – selbst wenn die Nächte kühl werden können. Die durchschnittlichen Jahresniederschläge entsprechen mit 600 bis 800 Millimetern der Hälfte von Zürich. Damit sei etwas Wichtiges festgehalten: Die Sonne zeigt sich durchs Jahr äusserst grosszügig.

Mehr als nur eine Business-Metropole

Als ersten Hub, für Geschäftsleute wie für Touristen, hat sich der Stadtteil Sandton gemausert, mit dem modernen regionalen Eisenbahnsystem Gautrain vom internationalen Flughafen OR Tambo in gerade mal 14 Minuten Fahrzeit erreichbar. In Sandton bieten sich nicht nur die grossen Hotelgruppen an, sondern mittlerweile auch unzählige kleinere Unterkünfte aller Art, von drei bis fünf Sternen und immer mit bester Qualität. Aus touristischer Sicht eine Ikone des Quartiers ist der Nelson Mandel Square mit der überlebensgrossen Statue von Madiba. Auf diesem Platz finden sich die globalen Reisenden, eingekreist von grossen Shopping Malls sowie unzähligen Restaurants und Bars.

Wer Qualität sucht, ist aber nicht auf Sandton angewiesen. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre und einer gewaltigen Stadtentwicklung im Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft 2010 haben sich mehrere attraktive Quartiere gebildet, absolut vergleichbar zum Beispiel mit Zürich-West. Moderne, teilweise völlig neu erstellte Stadtteile mit Kunst, Kultur, Gastronomie, Nachtleben und Einkaufsparadiesen. Rosebank, knapp 8 Kilometer von Sandton entfernt, steht ganz oben auf dieser Liste. Flippige Boutiquen, afrikanische Handwerksläden und ein grosser Sonntagsmarkt im Freien umrahmen das Angebot. Und überall kleine, feine Restaurants mit kosmopolitischer Küche und wunderbaren Weinen aus Südafrika. Hier kann man getrost den Hauswein bestellen. Preisgünstig ist es für Europäer derzeit sowieso: 100 Rand kosten aktuell keine 9 Franken. Das macht Unterkunft und Verpflegung in allerbester Qualität geradezu billig.

Vorurteile eindrücklich überarbeiten

Man mag sich daher fragen, ob Soweto oder das ursprüngliche Stadtzentrum denn überhaupt besucht werden sollen oder ob man sich dem Klischee der Unsicherheit ergibt? Tatsache ist, dass das überwiegend schwarze Wohngebiet South Western Townships (Soweto) durch die Aufstände während des Apartheidregimes bekannt wurde und nach wie vor eine der ärmsten Gegenden Johannesburgs ist. Aber auch hier hat sich vieles verändert und es gibt mittlerweile ein breites Angebot. So kann man Soweto mit dem Velo erkunden. Man fährt da einfach nie auf eigene Faust hin, sondern wählt professionelle touristische Anbieter aus.

Das Gleiche gilt für das ursprüngliche Downtown rund um Joubert Park und Hillbrow, lange bekannt für seine hohe Bevölkerungsdichte, Arbeitslosigkeit und Kriminalität. Doch die schlimmsten Zeiten ab den 1970er-Jahren sind vorbei und jetzt wird wieder investiert, gebaut und modernisiert. Ein Zeichen setzt die internationale Hotellerie. Die Luxusgruppe Four Seasons etwa will dort bis Ende Jahr mit dem «The Westcliff» ihr erstes Haus eröffnen. Kein Wunder, läuft das Geschäft von Gerald Garner. Unter dem Namen Joburg Places bietet er geführte Spaziergänge quer durch das alte Stadtzentrum an. Dabei zeigt er sowohl die alten Ecken rund um den Hillbrow als auch die urbane Entwicklung mit Kunst, Mode, Musik und Architektur. Auf diese Art kann man seine Vorurteile über Südafrika und «Jozi» auf eindrückliche Weise überarbeiten.

Boutiquehotels mit Madibas Spuren

Es lohnt sich, den Johannesburg-Geschäftsaufenthalt um ein paar private Tage zu verlängern. Wer nicht in den grossen Businesshotels übernachten will, kann aus einer breiten Palette von Unterkünften im Boutiquestil auswählen. Ein interessanter Anbieter sind die African Pride Hotels, die beispielsweise in einem anderen Trendquartier, dem Melrose Arch, den gleichnamigen Betrieb führen.

In wenigen Transferminuten rund um den Stadtteil Sandton seien zudem zwei ehemalige Privatbesitze vorgestellt, einerseits das im englischen Country-Stil geführte «Fairlawns», anderseits das moderne und exklusive «Saxon». Das Fairlawns Boutique Hotel & Spa besteht aus mehreren wunderschönen Häusern, die in einem parkähnlichen Gelände um das Gartenrestaurant, den Pool und ein balinesisches Wellnesszentrum angelegt sind. Es ist die alte koloniale Welt mit Butler und Afternoon Tea – weit weg vom Geschäftsalltag. Das Saxon Hotel, Villas & Spa liegt in einer ruhigen, 4 Hektaren grossen Oase und bietet zeitgemässen Luxus, Kunstausstellungen, afrikanisch sowie kontemporär eingerichtete Zimmer und Suiten.

Nelson Mandela hat übrigens in beiden Häusern seine Spuren hinterlassen. Im «Fairlawns» übernachtete er mehrmals und vermachte einer Suite seinen Namen. Im «Saxon» schrieb der Friedensnobelpreisträger grosse Teile seiner Autobiografie «Der lange Weg zur Freiheit». Madiba ist also weiterhin omnipräsent, und das ist gut so. Johannesburg, «Jozi» oder Joburgist auch deshalb eine Reise wert.