Still und heimlich hat sich an der schweizerischen Börse ein neuer Grossinvestor breitgemacht. Der kanadische Asset Manager und Lebensversicherer Sun Life Financial ist bei der UBS zum grössten Einzelaktionär aufgestiegen. Sun Life hat über ihre Anlagetochter Massachusetts Financial Services (MFS) knapp 160 Millionen UBS-Aktien zugekauft und hält nun 4,2 Prozent aller UBS-Anteile im Wert von 2,8 Milliarden Franken. Mit diesem Manöver haben die Kanadier Giganten wie Black-Rock auf die Plätze verwiesen und sind für UBS-Chef Sergio Ermotti eine wegweisende Kraft.

Ein Teil der Titel dürfte in Singapur eingekauft worden sein. Der Staatsfonds GIC hat sich im Mai von 93 Millionen UBS-Aktien getrennt. Die Papiere wurden im Paket an Grossinvestoren verkauft. Der Aufbau der UBS-Position der Kanadier fällt genau in diese Zeit.

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Nestlé ist grösstes Einzelinvestment

Sun Life scheint Gefallen an der Schweiz gefunden zu haben. Seit 2013 stieg der Wert aller in ihren Depots befindlichen Schweizer Aktien von 8 auf gegenwärtig knapp 20 Milliarden Franken. Kurssteigerungen erklären diesen Zuwachs nur zum Teil. Mit 4,9 Prozent hat die Schweiz in den Portfolios der Kanadier ein stärkeres Gewicht als Japan, Deutschland oder sogar der Heimatmarkt Kanada. Sun Life ist vor allem über zwei grosse, internationale Value-Fonds in der Schweiz investiert.

Die UBS ist nur eines von vielen Engagements in der Schweiz. Mit 4,7 Milliarden Franken ist Nestlé das mit Abstand grösste Einzelinvestment. Rangieren die Kanadier unter allen Nestlé-Grossaktionären auf Rang 6, liegen sie bei Givaudan an dritter und bei Boris Collardis Julius Bär wie bei der UBS sogar an erster Stelle. Zuletzt hat Sun Life 220 000 Givaudan-Aktien gekauft und den Anteil wie bei Julius Bär auf fast zehn Prozent erhöht.

Eine der grössten Lebensversicherungen der Welt

In der Schweiz ist Sun Life weitgehend unbekannt, in Kanada eine grosse Nummer. Der von einem irischen Einwanderer gegründete Konzern ist mit 21'000 Mitarbeitern eine der grössten Lebensversicherungen der Welt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Goldreserven einiger europäischer Länder bei der Versicherung eingelagert – Gerüchten zufolge auch die britischen Kronjuwelen.

Der Fokus auf das Asset Management ist relativ neu. Sun Life Global Investments startete 2010. Seither haben die Kanadier das verwaltete Vermögen von 253 auf 413 Milliarden Franken ausgebaut.

Treibende Kraft bei Sun Life ist Dean Connor, eben zu Kanadas «CEO des Jahres 2017» gekürt. Connor steckt sich die Ziele hoch und konnte sie bisher auch erreichen. Bis Ende 2019 will er Sun Life Financial zu einem weltweit führenden Asset Manager und Versicherer machen. Die Kanadier dürften an der Schweizer Börse wohl bald jedem bekannt sein.

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Erich Gerbl
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