Peter Ruckstuhl (63) leitet das Familienunternehmen Ruckstuhl seit 1985 in vierter Generation. Am Firmensitz Langenthal BE war er 1987 Mitgründer des Designers’ Saturday und bis 2012 Präsident dieser in der Schweizer Designszene höchst renommierten Veranstaltung.

Als Aussteller der Möbelmesse Imm Cologne 2014 und als Designexperte haben Sie sich in den Kölner Ausstellungshallen umgeschaut. In der neuen Wohnwelt ist alles schön farbig, oder?
Peter Ruckstuhl: Wenn Sie das im sprichwörtlichen Sinn von Buntheit, Vielfalt und Pluralismus meinen, ganz sicher. Was mich sehr positiv stimmt: Es kommt wieder vermehrt Textil auf den Boden. Das war vor drei oder vier Jahren noch anders.

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Dazu sind die neuen Teppiche so künstlerisch gestaltet, dass man sie durchaus an die Wand hängen könnte.
Das war in den siebziger Jahren auch üblich. Materie und Strukturen an der Wand sind ein Thema, mit dem ich mich künftig sicher befassen werde. Die langen Zöpfe von damals müssen es aber nicht mehr sein.

Aufgefrischte Designklassiker von damals liegen im Trend?
Wir haben das jetzt auch gemacht mit dem Re-Design von Fifty Fifty, einem Entwurf aus den achtziger Jahren. Es gibt Produkte, bei denen es schade ist, wenn man sie im Archiv liegen lässt. Das ist bei anderen Unternehmen genauso. Wenn man zum Beispiel Design von Verner Panton wieder entdeckt und in neuen Farben anbietet, dann passt das schon. Meine Generation, die dieses Design damals als Premiere erlebte, empfindet nicht noch einmal die grosse Begeisterung. Aber die jungen Menschen, die sich heute eine eigene Meinung zu Einrichtungsfragen bilden, sind vielleicht total angetan von einem Panton-Design …

… und vom legeren Wohnen, mit Sofas, die man verbreitern und verlängern kann und die immer mehr zur Liegefläche tendieren?
Gerade diese Wohnlandschaften gab es schon in den siebziger Jahren. Verner Panton hat damals die Teppiche an der Wand hochgezogen und verklebt. Ich fand das ziemlich hässlich – es war aber auch ein Versuch, das Wohnen anders darzustellen.

Sind Nachhaltigkeit und Ökologie zurzeit kein wesentliches Verkaufsargument mehr in der Einrichtungsbranche?
Momentan hat dieses Thema keine grosse Bedeutung. Früher oder später muss es aber zurückkommen. Natürlich fühlen sich viele Hersteller bedrängt durch den Preisdruck, der aus dem Fernen Osten kommt. Wenn man sieht, mit welchen Preisen dortige Hersteller auftreten, dann können noch billigere Preise nicht unsere Antwort sein. Den Konsumenten muss bewusst sein, dass sie mit jedem Kauf darüber entscheiden, in welche Richtung der Wegweiser gestellt wird.