Die meisten Menschen sammeln sogenannte Prämienmeilen bei Miles & More, um diese später für einen kostenlosen Prämienflug – auch «Meilenflug» oder «Freiflug» genannt – einsetzen zu können. Doch wenn die Meilen schliesslich eingelöst werden, entpuppt sich der kostenlose Meilenflug nicht selten als Kostenfalle: Denn zusätzlich zum Meilenpreis sind oft Gebühren von 500 bis 600 Euro oder mehr bei interkontinentalen Flügen möglich.

Wer etwa bei der Lufthansa einen Prämienflug in der Business Class von Frankfurt nach New York und zurück erwirbt, zahlt neben 112.000 Meilen auch 570 Euro an Steuern und Gebühren. Dasselbe gilt natürlich auch für Swiss. Dabei machen laut Tarifaufschlüsslung die echten Steuern und Flughafengebühren gerade einmal 158 Euro aus. Woher stammen also die restlichen 412 Euro? Diese finden sich unter dem Punkt «Airline Zuschlag» bzw. «Treibstoffzuschlag» aufgelistet.

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Doch was ist der Treibstoffzuschlag und wer erhebt Ihn?

Treibstoffzuschlag um Zusatzbelastung zu kompensieren

Auch wenn es den Anschein erwecken soll, so ist der Treibstoffzuschlag keine externe Gebühr wie etwa die Luftverkehrssteuer oder Abfertigungsgebühren. Stattdessen wird er von den Airlines selbst festgelegt und erhoben.

Treibstoffzuschläge wurden erstmals 2004 grossflächig eingeführt. Damals erreichten die Rohölpreise Rekordhöhen und viele Airlines ächzten unter der Zusatzbelastung. Um diese Zusatzbelastung zu kompensieren, ohne das Tarifgefüge verändern zu müssen, erfand man den neuen Zuschlag, der zusätzlich zum normalen Tarif erhoben wurde. Bei Einführung betrug dieser nur wenige Euro und hatte einen eher temporären Charakter.

Treibstoffzuschlag als Preisinstrument

In den folgenden Jahren stieg der erhobene Treibstoffzuschlag Jahr für Jahr deutlich an und entkoppelte sich somit zunehmend von den echten Treibstoffkosten. Für die Airlines bot das neue Konzept verschiedene Vorteile. Zum einen konnten so die Preise über Regionen hinweg deutlich günstiger und einfacher angehoben werden: Denn so muss mit dem Treibstoffzuschlag nur ein Wert verändert werden und nicht tausende Tarife neu in das Buchungssystem gefiled werden.

Zum anderen berechnen sich sowohl eingeräumte Firmenrabatte als auch Kommissionen für Vertriebspartner basierend auf dem Ticketwert. Wenn sich dieser nun durch den Zuschlag verringert, fallen auch Rabatte oder Kommissionen deutlich geringer aus.

Meilentickets werden teurer

Ein weiterer Vorteil war, dass man den neuen Zuschlag auch als eine Gebühr auf Meilentickets an Kunden weiterreichen konnte. Somit stiegen die Zusatzkosten für einen vermeintlich kostenlosen Meilenflug aus Kundensicht deutlich an.

Letzteres wird hauptsächlich im europäischen Raum und führend durch British Airways oder Lufthansa/Swiss/Austrian praktiziert. Die amerikanischen Airlines erheben auf internationalen Flügen zwar auch einen Treibstoffzuschlag, reichen diesen aber nicht über ihre Vielfliegerprogramme an Kunden auf Meilentickets weiter.

Regulierung nur begrenzt effektiv

Als Anfang der 2010er Jahre der Ölpreis wieder deutlich sank, hatte dies wenig Einfluss auf die Höhe der Treibstoffzuschläge. Diese stiegen unvermindert weiter an.

Behörden in verschiedenen Ländern beschäftigten sich mit dem Thema und 2012 entschied die amerikanische DOT, dass sich die Höhe der Treibstoffzuschläge am tatsächlichen Treibstoffpreis orientieren sollte. Um die Konsequenzen der Entscheidung zu umgehen, benannten die Airlines den Zuschlag kurzerhand von «Fuel Surcharge» zu «Carrier-imposed fees» (Airline-Zuschlag) um.

Meilenkoenig

Alexander Koenig ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit mehr als 15 Jahren hilft er seinen Kunden Business Class und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. In seiner Kolumne «Meilenkoenig» teilt er seine Expertise regelmässig auf www.bilanz.ch mit den Lesern.

Alexander König

Alexander Koenig

Quelle: ZVG

Treibstoffzuschläge in manchen Ländern verboten

Manche Länder gingen in der Rechtsprechung deutlich weiter. In Brasilien und auf den Philippinen sind Treibstoffzuschläge komplett verboten, während Japan und Hongkong den Zuschlägen enge Grenzen setzen. Aber auch auf Airline-Seite setzt aktuell ein Umdenken ein. Singapore Airlines entschied sich letztes Jahr dazu, den Treibstoffzuschlag im ganzen Streckennetz abzuschaffen. Andere Airlines wie SAS oder Air France/ KLM erheben zumindest über Ihre Vielfliegerprogramme keinen bzw. nur einen reduzierten Treibstoffzuschlag auf Meilentickets (im Falle Air France / KLM betrifft dies Economy und Premium Economy Tickets). 

Ganz anders die deutsche Lufthansa: Nach einer erneuten Erhöhung fallen hier für ausgewählte Prämientickets wie zwischen den USA und Europa mittlerweile bereits mehr als 1.000 Euro an Airline-Zuschlägen an.

Strategien, um den Treibstoffzuschlag zu reduzieren

Allerdings gibt es auch Strategien, um Treibstoffzuschläge zu minimieren und damit die Einlösung von Miles & More Prämienmeilen mit höherem Gegenwert zu ermöglichen. Wer beispielsweise einen Meilenflug nach Brasilien, Japan, Hongkong oder auf die Philippinen plant, kann den Flug in zwei One-ways aufteilen. Während dann auf dem Hinflug die normalen Zuschläge berechnet werden, fallen diese auf dem Rückflug komplett oder teilweise weg.

Eine andere Strategie ist die Auswahl einer Airline mit niedrigen oder keinen Zuschlägen. Wer zum Beispiel eine Reise nach New York plant, zahlt mit LOT Polish Airlines kaum, mit Eurowings gar keine Treibstoffzuschläge – gleiches gilt für Singapore Airlines. Auch bei Thai Airways oder ANA kann man bei Miles & More Meilentickets im Vergleich zu Lufthansa/Swiss/Austrian sparen.

Treibstoffzuschläge bei Lufthansa, Swiss & Co umgehen

Wer dennoch mit Lufthansa, Swiss oder Austrian fliegen und dafür Meilen einsetzen möchte, sollte andere Meilenprogramme im Rahmen der Star Alliance nutzen. United Mileage Plus oder Avianca Lifemiles erheben auf allen Partnerflügen keinen Treibstoffzuschlag, Air Canada Aeroplan verzichtet zumindest bei Swiss auf diese Gebühren. Wer also bei diesen Meilenprogrammen günstig Meilen erwirbt, fliegt deutlich günstiger als unter Einsatz von Miles & More Meilen.


Fazit: Die Steuern & Gebühren, die für Meilenflüge verlangt werden, bestehen zum grössten Teil aus fiktiven, von der Airline festgesetzten Gebühren und nicht aus Steuern oder echten Gebühren. Durch geschickte Wahl des Abflugortes, der Airline oder des Meilenprogramms lassen sich diese teilweise deutlich reduzieren, jedoch nur selten komplett vermeiden.