Im Hause Dell ist man experimentierfreudig: Einen Tablet-Rechner mit einem Handy hat der texanische Computerbauer kürzlich gekreuzt. Das Experiment ging schief, der Bastard erhielt die schlechteste jemals vergebene Wertung im Crash Test (vergleiche BILANZ 21/2010). Jetzt mendeln sie erneut bei Dell: Diesmal kreuzen sie ein Tablet mit einem Netbook. Der Inspiron Duo sieht auf den ersten Blick aus wie ein gewöhnliches Netbook. Das Besondere ist das Display, das mit 10,4 Zoll etwas grösser ist als das iPad: Es lässt sich in seinem Rahmen um 180 Grad kippen. Dann liegt es auf der Tastatur und verwandelt das Gerät in ein (mit 1,3 kg ziemlich schweres) Tablet, Touchscreen inklusive. Die Bedienung per Finger ist denn auch wie von Tablets her gewohnt, aber langsam und hakelig. Das Hauptproblem: Die Windows-Oberfläche ist auf so einem Schirm zu klein, um sinnvoll mit den Fingern bedient zu werden. Und die Softwaretastatur ist schlicht unbrauchbar. Als Netbook liegen Licht und Schatten eng beieinander: Die Tastatur ist für ein Gerät dieser Grösse gut, die Verarbeitung ist wertig, auch der Drehmechanismus macht einen soliden Eindruck. Die Rechenpower ist grosszügig. An Schnittstellen aber bietet das Gerät zu wenig: keine Speicherkartenslots, kein Monitorausgang, kein Netzwerkanschluss, kein UMTS – fast meint man, die Ingenieure bei Dell hätten die Schwächen des iPad akribisch kopiert. So ist auch der Akku nicht austauschbar, was besonders angesichts seiner geringen Power ins Gewicht fällt: Manchmal schon nach zwei, spätestens nach vier Stunden Betrieb macht der Inspiron Duo Feierabend. Das Display spiegelt brutal, bei hellen Lichtquellen im Raum oder gar draussen ist es kaum zu verwenden.Und der Lüfter klingt wie ein verwunschener Staubsauger. Fazit: Es ist begrüssenswert, dass Dell neue Wege sucht und innovative Geräteklassen zu etablieren versucht. Aber diese Experimente waren bisher nicht erfolgreich. Als Netbook ist der Inspiron Duo trotz diversen Schwächen brauchbar. Die Tablet-Funktionalität bringt hingegen wenig bis nichts.

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