Es ist einer dieser triumphalen Hochsommertage, von denen uns das letzte Julidrittel so viele beschert hat. Schwer und träge liegt die Hitze über dem gleissenden Zürichsee. Würden darauf nicht Schiffe und Boote ihren Kurs nehmen, wäre das Wasser so unbewegt und still wie die Luft. Zum Mittagessen wartet ein Tisch direkt am Ufer. Die gegenüberliegende Seeseite verschwindet im flimmernden Dunst. Man wähnt sich im Süden, wo die Zeit gemächlicher verrinnt.

Das Fest nimmt auch kulinarisch seinen passenden Lauf: Als Amuse-Bouche trägt der Kellner ein Terrinenstück aus Tomaten und Mozzarella auf. Dann folgt eine Cavaillon-Melone, fächerförmig aufgeschnitten, mit Parmesanbröseln, Olivenöl und feinstem Balsamicoessig veredelt. Ein andalusischer Gazpacho feuert an. Stimmt gleichsam ein auf den grillierten kleinen Seeteufel mit Rosmarin, Kirschentomaten, Artischocken und Oliven. Schliesslich löscht das kulinarische Feuerwerk ein Potpourri von Sommerbeeren mit einem originellen Eis-Klacks aus Guinn-ess-Bier.

Zum Espresso gesellt sich dann Bruno Hurter, der Verfertiger des gelungenen Mahls, zu den wärmedösigen Gästen. Er bekräftigt den schönen Traum vom Mittelmeer am Zürichsee. Die mediterrane Küche mit ihren starken, authentischen Geschmäckern hat es ihm angetan. Wer in Stäfa in «Hurter’s Seehus» einkehrt, darf keinen Fisch aus dem See erwarten. «Ich schwimme eben gern gegen den Strom», sagt der hagere Mann und bezeugt damit auch metaphorisch seine Affinität zum Wasser. Zudem ist er eine ehrliche Haut und scheut Kompromisse: «Wer weiss, wie klein die Fänge sind, welche die Fischer täglich aus dem See holen, glaubt nicht mehr jedem Egli die blauweisse Herkunft», sagt er. Was da rund um den See in den Fritteusen brutzelt, hat zumeist schon einen langen Landweg hinter sich.

Die Fähigkeit, dem Widerstand zu trotzen und sich durchzusetzen, begleitete Hurter auf seinem ganzen Berufsweg. Als Teamcaptain führte er 1993 die Schweizer Koch-Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel. Und 1997 belegte er im international anspruchvollsten Kochwettbewerb um den «Bocuse d’or» den famosen sechsten Platz. 1998, bei Pachtantritt in Stäfa, bescherte dem erstklassigen Handwerker diese Charaktereigenschaft die härteste Zeit: Das «Seehus» mit seinen sechs bequemen Anlegeplätzen war damals Treffpunkt einer eher rüden Kategorie von Bootsbenutzern. Hurter focht einen zwei Jahre dauernden Kampf aus, bis er die Gäste hatte, deren Manieren mit seiner Küchenkunst harmonierten. Das Personal hatte manche Verbalinjurie wegzustecken, und Patronne und Patron mussten eine Durststrecke bewältigen.

Heute ist das Geschichte. Bruno Hurter kann seine hochsommerlichen Zwanzigstundentage – im Winter füllen sich die Gaststuben zögerlicher – vollumfänglich einer Küche widmen, die ihre Balance gefunden hat. Selber in den Genuss der tollen Lage kommt er jeweils erst nach Mitternacht, oben auf dem Balkon, bei einem Glas Wein aus der grossartig dotierten Weinkarte, beim Lauschen auf die sanft heranplätschernden Wellen und das Geschnatter von Wasservögeln.


Hurter’s Seehus
Sylvia und Bruno Hurter
Seestrasse 4, 8712 Stäfa
Tel. 01/926 23 02
Fax 01/926 73 06
bhurter@hurtersseehus.ch
www.hurtersseehus.ch
5-Gang-Menü 125 Franken
16 «Gault Millau»-Punkte
sonntags und montags geschlossen
(von Mai bis Mitte September nur montags)
Partner-Inhalte