Der umstrittene Hertha-BSC-Investor Lars Windhorst will seinen milliardenschweren Schuldenberg spätestens im kommenden Jahr abgebaut haben. Den grössten Teil der rund 1,5 Milliarden Euro Schulden will der 44-Jährige noch in diesem Jahr tilgen, wie er der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview sagte. «Wir erwarten durch Verkäufe von Assets in den nächsten paar Monaten mehr als eine Milliarde Euro an Mittelzuflüssen. Wir wollen bis Mitte 2022 schuldenfrei sein», sagte Windhorst in Los Angeles, wo er das Interview per Video führte. An seinem Engagement beim Hauptstadt-Klub will er festhalten. Die lange abstiegsgefährdete Hertha werde ein eindrucksvolles Comeback erleben - in der neuen Saison gehe es aber erst einmal darum, aus der Gefahrenzone zu kommen.

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«Ich bin echt. Ich bin ehrlich. Ich glaube an den Klub», sagte Windhorst. Er werde seine Investition zum Erfolg führen. «Ich bin langfristig dabei. Wir werden eine Weltmarke sein.» Er war über seine niederländische Holding Tennor vor zwei Jahren mit 224 Millionen Euro bei dem Berliner Klub eingestiegen und ist dabei, seine Beteiligung an der Hertha BSC GmbH & Ko KGaA für 150 Millionen Euro auf zwei Drittel der Anteile zu erhöhen. Dass das Geld nur in Raten fliesst, hatte in der Sportwelt für Spekulationen gesorgt. «An meine Kritiker: Ich war erfolgreich, ihr nicht. Ich habe bezahlt», sagte Windhorst. «Ihr hattet unrecht.»

Zwei Insolvenzen hingelegt

Windhorst war in den 1990er Jahren als «Wunderkind» bekannt geworden, weil er schon als Schüler eine Computerfirma gründete und danach von Bundeskanzler Helmut Kohl mit einer Wirtschafts-Delegation auf eine Reise nach China eingeladen wurde. Als die Blase am «Neuen Markt» platzte, legte er eine Insolvenz hin, eine zweite in der Finanzkrise. 2007 überlebte er die Explosion eines Flugzeugs in Kasachstan. Mit Hilfe von Geldgebern rappelte sich Windhorst wieder auf.

Heute gehören ihm unter anderem der italienische Dessoushersteller La Perla, die Flensburger Werft und ein 236 Meter hohes Mietshaus in New York. Den Wert seiner Investments beziffert er auf drei bis vier Milliarden Euro. Seinen Anteil an Fyber, einer Berliner Technologiefirma für Werbung auf Smartphones, hat er mit Gewinn für rund 600 Millionen Euro an den App-Vermarkter Digital Turbine aus den USA verkauft.

1,45 Milliarden Verbindlichkeiten

Trotzdem steht Windhorst unter Druck. Der Vermögensverwalter H2O Asset Management, der noch mehrheitlich zur französischen Investmentbank Natixis gehört, hatte in Schuldpapiere von Unternehmen aus Windhorsts Imperium investiert. Als dieses milliardenschwere Engagement 2019 bekannt wurde, flohen Anleger scharenweise aus H2O-Fonds, mehrere Fonds mussten eingefroren werden. Natixis will sich von H2O trennen. Im Mai einigte sich Windhorst mit seinen Kreditgebern um H2O auf eine Umschuldung, nach der von 2,5 Milliarden Euro noch 1,45 Milliarden Verbindlichkeiten bleiben. Die Schuldpapiere (Notes) sind aber 2022 fällig.

Windhorst räumt ein, dass seine Finanzierung «riskant» war. «Wir mussten kreativ sein und Ausschau nach unkonventionelleren Wegen halten, um unsere Investments zu finanzieren», sagte er. «Ich habe hohe Risiken genommen. Manchmal sind die Dinge falsch gelaufen.» Er habe viele Fehler gemacht. Er werde aber zeigen, dass die Kritik an ihm nicht gerechtfertigt sei. «Man muss nur erfolgreich und nachhaltig erfolgreich sein und alle widerlegen. Dafür stehe ich jeden Morgen auf. Es geht nicht um Geld.»

Anzeige der Finanzaufsicht BaFin

Für Windhorsts Finanzgeschäfte interessiert sich auch die Berliner Staatsanwaltschaft. Sie geht nach einer Anzeige der Finanzaufsicht BaFin dem Verdacht nach, Windhorst habe unerlaubt Bankgeschäfte betrieben. «Das ist nichts, was uns Sorgen macht», sagte der Investor. Es gehe darum, dass eine seiner Firmen einen 270 Millionen Euro schweren Kredit an die Tennor Holding gegeben habe. «Das ist weder seltsam noch exotisch. Das verstösst nicht gegen die Bankenregulierung. Wir glauben ganz fest, dass dieser Fall wieder verschwindet.»

(reuters/gku)