In Melchsee-Frutt leben im Sommer hundert Menschen und 1400 Kühe. Dazu gesellen sich die Gäste, zumeist Tagestouristen. Einige übernachten auch im Obwaldner Hochtal auf 1920 Metern über Meer. Seit Ende 2011 offeriert die «Frutt Lodge & Spa» grosszügige, moderne Zimmer im Alpine Chic mit spektakulärer Aussicht auf die Bergwelt und den Melchsee. Und seit Januar 2014 ist der junge süddeutsche Koch Andreas Appenzeller für eine vortreffliche, schmackhafte, elegante Küche besorgt. Im «Frutt Titschli» absolviert er variantenreich die Pflicht, im «Frutt Stübli» tanzt er die Kür.

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Um bei Appenzeller zu essen, wählen wir nicht den direkten Weg der Gondelbahn, sondern laufen vom Engelberger Trübsee über den Jochpass zur Frutt. Die Route nennt sich «Vier-Seen-Wanderung» und lohnt sich auch, wenn als Finale kein Festessen winkt. Sie verlängert die Vorfreude, und die körperliche Anstrengung sorgt ausserdem für den passenden Appetit.

Schweizer Produkte aus der Region

Andreas Appenzeller hat schon in vielen Sternehäusern Deutschlands, der Schweiz und Österreichs gearbeitet. Nun scheint der 32-Jährige in der «Frutt Lodge» endlich angekommen zu sein. Er kocht fast ausschliesslich mit Schweizer Produkten, viele stammen aus der engeren Region. Er bereitet sie nach den Rezepten der Haute Cuisine zu, wagt auch mal einen Ausblick nach Asien, ohne aber ins modisch Manierierte zu verfallen. Seine Handschrift bleibt erkennbar. Ein Gericht enthält selten mehr als drei, vier Komponenten, besitzt bei aller Virtuosität einen geerdeten Charakter.

Wir starten mit marinierten Saiblingfilets. Eingelegte Gurken, Saiblingkaviar und Sauerrahmglace betonen den erfrischenden Charakter des Gangs. Danach begeistert uns ein Purée von Brunnenkresse, begleitet von flüssigem Eidotter, Eiweissschaum und Spänen der Belper Knolle. Im Enten-Consommé liegt unter eigens gesammelten Trieben der Schafgarbe und Lauchringen ein köstlicher Enten-Raviolo versteckt. Das saftige, auf der Haut gebratene Zanderfilet harmoniert mit Rotweinschalotten, Rüebli und Gartenerbsenmus.

Im Hauptgang brilliert ein perfekt gebratenes Entrecôte vom Black-Angus-Rind. Appenzeller liess das Fleisch zunächst am Knochen abhangen und dann in einem Block Rindertalg nachreifen. Rindsjus und die cremige Tessiner Polenta passen ideal. Einzig die Auberginen sind zu süss mariniert und stören die Mariage mit dem herrlichen Syrah von Denis Mercier.

Bewertung

★★★★★ Küche
★★★★★ Preis-Leistungs-Verhältnis
★★★★★ Weinkarte
★★★★★ Ambiente

«Frutt Stübli» in «Frutt Lodge & Spa»
Andreas Appenzeller
6068 Melchsee-Frutt
Tel. 041 669 79 79

geöffnet im Sommer Donnerstag- bis Samstagabend, 14 «Gault Millau»-Punkte.