Auf den Pisten des Formel-1-Zirkus herrscht derzeit eher Langeweile: Der Brite Jenson Button gewinnt in seinem Brawn-Mercedes, und sein brasilianischer Teamkollege Rubens Barrichello wird Zweiter oder Dritter. Die Boliden der renommierten Konzerne Ferrari (Fiat), Mercedes, BMW, Renault und Toyota fahren hinterher. Spannender geht es hinter den Kulissen zu, wo Max Mosley, der Präsident des Internationalen Automobilverbands (FIA), die Entwicklungskosten für die Rennställe deckeln will – auf nur noch 45 Millionen Euro pro Saison. Gegen den Sparplan wettern praktisch alle Rennställe, angeführt von Ferrari-Cheflenker Luca di Montezemolo. Zustimmung, die Ausgaben drastisch zu senken, signalisiert Frank Williams, einer der dienstältesten Weggefährten des – noch – allmächtigen Rennsport-Impresarios Bernie Ecclestone. Eine Begrenzung der Budgets dürfte klar im Interesse des 78-jährigen Wahlschweizers sein, da nur so Newcomer wieder eine Chance hätten – neue Rennstallpioniere ohne Milliardenkonzerne im Hintergrund, wie es der bloss 1,60 Meter grosse Brite 1972 bei seinem Einstieg beim Brabham-Rennstall selber war.

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Seine Freunde

Das Genfer Advokaten-Ehepaar Luc und Emmanuèle Argand aus der renommierten Sozietät de Pfyffer zählt seit vielen Jahren zu den engsten Freunden. «Wir sind Rechtsberater der Familie, Treuhänder und Freunde von Mister Ecclestone», bestätigt Luc Argand. Das Paar organisiert den Verwaltungsrat des Hotels Olden in Gstaad BE, wo der britische Milliardär seinen Hauptwohnsitz unterhält. Als Freund und Ratgeber darf sich auch Martin Reiss fühlen. Der Schweizer mit tschechischen Wurzeln berät Ecclestone bei dessen Seitensprung ins Fussballbusiness. Zusammen mit Renault-Rennleiter Flavio Briatore und dem indischstämmigen Stahlmilliardär Lakshmi Mittal hat der Rennsport-Impresario die Kontrolle beim englischen Premier-League-Club Queens Park Rangers übernommen.

Die Gegner

Natürlich neiden alle Betreiber der Formel-1-Teams Ecclestone seine genial konstruierten Gewinnquellen, speziell die Milliarden aus den weltweiten Fernsehverträgen. Abwechselnd fordern einmal Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche, dann Ferrari-Steuermann Luca di Montezemolo oder Renault-Lenker Carlos Ghosn für ihre Firmen höhere Anteile aus den TV- und Werbeverträgen. Kritisch sehen auch die europäischen Wettbewerbshüter um Kommissarin Neelie Kroes Ecclestones Monopol. Gerade jetzt, in Zeiten spärlich fliessender Steuergelder, zeigen sich etliche von Ecclestones Vertragspartnern unzufrieden. Stellvertretend dafür steht der Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer. Die deutsche Gemeinde musste allein im Vorjahr mehr als fünf Millionen Euro aus der Stadtkasse an das Rennen auf dem Hockenheimring zustupfen.

Die Gönner

Gönner im Wortsinn suchte der Patron allenfalls beim Start seiner eigenen unternehmerischen Aktivitäten im Nachkriegs-England; heute würde Ecclestone eher von Unterstützern sprechen. Dazu gehört UBS-Chef Oswald Grübel. Der bekennende Formel-1-Fan förderte in seiner Ära an der CS-Spitze den (BMW-)Sauber-Rennstall mit kräftigen Geldspritzen. Nestlé-Chef Peter Brabeck-Letmathe trat auf Bitten von Freund Bernie neben dem Werbemanager Martin Sorrel als Non-Executive Director ins Board der Formel-1-Dachgesellschaft Alpha Topco ein. Auf freundschaftliche Gegenseitigkeit setzte er bei der Wahlschweizerin Nicola Foulston, die nach dem Tod ihres Vaters auch die legendäre britische Rennstrecke Brands Hatch erbte und mit Ecclestone über die Rückkehr der Formel 1 dorthin verhandelte – an den Ort, wo er 1949 schwer verunfallt war.

Die Gefährten

Nach gescheiterten eigenen Einsätzen bewährte sich Ecclestone im Motorsport als Wegbereiter, etwa als Manager des 1970 tödlich verunglückten Jochen Rindt. 1972 später kaufte der Alt-Autohändler das Brabham-Team und gründete mit Rennstallbesitzern wie Frank Williams oder Colin Chapman eine Interessenvertretung. Ziel: die damalige Allmacht des Weltverbandes FIA brechen. Das gelang – Ecclestone brachte die wesentlichen Vermarktungsrechte des Rennzirkus unter seine Kontrolle. Auf dem Höhepunkt Ende der neunziger Jahre verhökerte der Brite die Mehrheit an seinem Formel-1-Konglomerat. Grosse Pakete landeten erst beim EM.TV-Hasardeur Thomas Haffa und nach dessen Insolvenz beim später ebenfalls kollidierten TV-Tycoon Leo Kirch. Heute kontrolliert CVC Capital Partners formal das Renngeschäft. Als Strippenzieher bleibt der Maestro unentbehrlich.

Das Privatleben

Während Ecclestones Tochter Deborah aus seiner ersten Ehe fast nie öffentlich auftaucht, präsentiert der greise Vater an den Rennstrecken stolz seine Töchter Tamara und Petra aus der eben geschiedenen Ehe mit der 29 Jahre jüngeren Slavica. Dass Ecclestone eine imposante Oldtimer-Sammlung besitzt, versteht sich. Zu den Rennen fliegt er gern im privaten Falcon-Jet ein. Zudem liess er für seine Freizeit eine 85 Meter lange Yacht auf Kiel legen.