Mit geschätzten sieben Millionen Franken Jahresgehalt und dem prominentesten deutschen Fussballverein, Bayern München, als zweimaligem Arbeitgeber gehört Ottmar Hitzfeld (59) zu denen, die sich das Prädikat «Startrainer» verdient haben.

Der Noch-Bayern-Trainer und künftige Betreuer der Schweizer Fussballnationalmannschaft begann vor 25 Jahren seine Karriere als Coach. Beim zweitklassigen SC Zug absolvierte Hitzfeld «die härteste Schule meines Lebens». Einmal ging ihm der damalige Präsident und Mäzen Werner Hofstetter nach einer Niederlage an die Gurgel. Danach dankte Hofstetter ab, der SC Zug stieg trotz finanziellen Problemen in die Nationalliga A auf, und Hitzfeld wechselte zum FC Aarau. Dort begründete er seinen Ruf, mit schwierigen Spielern umgehen zu können. «Mit einer Truppe aus Feierabendfussballern und abgehalfterten Durchschnittsspielern» – so kommentierte die längst eingestellte Zeitung «Sport» – schaffte er es auf Anhieb, Cupsieger und Vizemeister zu werden. Das sind alte Geschichten, doch aus seiner Zeit als Aarauer Trainer hat Hitzfeld immer noch einige enge Vertraute.

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Am Tag der Unterzeichnung des Vertrags mit dem Schweizerischen Fussballverband hatte Hitzfelds Freund Josef Hochstrasser Geburtstag. Die beiden kennen sich seit bald einem Vierteljahrhundert. Vor fünf Jahren brachte der Pfarrer Hitzfelds Biografie auf den Markt, deren
30 000 Exemplare vergriffen sind. Ob eine Neuauflage folgt, ist noch unklar, hängt aber wohl auch damit zusammen, wie lange das Kapitel Schweizer Nationalmannschaft dauern wird.

Trotz deutlich tieferem Einkommen ist die Rückkehr in die Schweiz für den Lörracher ein Schritt, den er schon länger angestrebt und auch gezielt inszeniert hat. «München ist ein Haifischbecken», so der Gentleman, der niemals öffentlich ein böses Wort über Journalisten oder Kollegen verliert. Nun freut er sich über die Ehre, ein Nationalteam führen zu dürfen. Den Delegierten der Nationalmannschaft, Ernst Lämmli, der nun sein direkter Vorgesetzter wird, kennt Hitzfeld ebenfalls aus Aarauer Zeiten. Damals war Lämmli Sponsor, Hitzfeld Jungtrainer. Dieser habe sich in der Zwischenzeit nicht verändert, sei immer noch voller Energie und sehr zielgerichtet, urteilt Lämmli. Für Günter Netzer, Executive Director bei der Sportrechteagentur Infront, ist Ottmar Hitzfeld als Naticoach «ein Glücksfall», und auch der frühere Bayern-Star Stefan Effenberg spricht vom «perfekten Trainer».

Voller Respekt zeigt sich auch sein früherer Schützling bei Bayern und heutige Trainer des FC Luzern, Ciriaco Sforza. Anlässlich einer Sitzung des FC-Luzern-Beirats sprach Sforza Hitzfeld wie früher mit Sie an. Nun könne man sich als Trainerkollegen ruhig duzen, entgegnete dieser gewohnt charmant. Öffentlich würde er so etwas zwar nie sagen, aber im privaten Kreis soll der Diplomat Hitzfeld schon mal seine Zweifel geäussert haben, ob ein schwieriger Spieler wie Sforza tatsächlich ein guter Trainer sein könne.

Mit seiner Bilderbuchkarriere und dem vorbildlichen Umgang mit Journalisten bietet Hitzfeld keine Angriffsfläche. Den einzigen Skandal, eine Affäre mit einer Brasilianerin, meisterte Hitzfeld, indem er seinen Fehler sofort zugab und sein Geständnis in der «Bild»-Zeitung geschickt timte. Privat war diese Zeit für den stets korrekten und kontrollierten Deutschen der reine Horror. Aber gegen aussen hat ihm die Affäre nicht geschadet – sie hat ihn sogar etwas menschlicher gemacht.

Privat sei er ganz anders, viel lockerer und lustiger, als er oft in der Öffentlichkeit wirke, sagen alle, die Hitzfeld lange und gut kennen. Auch das Klischee vom Schwaben als Geizhals ist offenbar falsch. Anderseits kann er sich auch in der Freizeit nicht ganz von seiner tief verwurzelten Disziplin lösen und gilt sogar in den Ferien als Pünktlichkeitsfanatiker.

Seine Nebenjobs

Als Teilkompensation für seinen tieferen Lohn darf Ottmar Hitzfeld wieder für den Bezahlfernsehsender Premiere kommentieren. Der seit langem in Zürich wohnende Premiere-Reporter Marcel Reif gehört zu seinem persönlichen Freundeskreis. Zudem kann sich Hitzfeld selber vermarkten, und seit kurzem tritt er beispielsweise für Swiss Life als Werbepartner auf – allerdings nicht im Schweizer, sondern im deutschen Markt. Zurzeit wirbt Hitzfeld ausserdem in Deutschland für das Motorenöl Castrol und in der Schweiz für das Power-Plate-Fitnessgerät.

In der Schweiz engagiert sich Hitzfeld als Botschafter der Laureus Foundation Switzerland, im Beirat des FC Luzern und in der Informatikfirma Paninfo. Nicht weil er besonders viel von Informatik verstünde, sondern aus «Marketinggründen», wie Kurt Weber, bis vor kurzem noch Mehrheitseigentümer, einräumt. Paninfo ist im Januar verkauft worden, im neuen Verwaltungsrat ist Hitzfeld nicht mehr präsent, bleibt der Firma aber vermutlich als Beirat erhalten. Überdies ist Ottmar Hitzfeld Botschafter der Luxusuhrenmarke IWC. Wie bei anderen Stars, etwa den Fussballern Luís Figo oder Zinedine Zidane, geschieht dies diskret und ohne Testimonials. IWC-Chef Georges Kern kennt Hitzfeld «schon sehr lange» und freut sich, «dass er so viel Spass an unseren Produkten hat. Unser Geld hat er nicht nötig».

Seine Spiele

Mit sechs Toren in einem einzigen Bundesligaspiel hält Hitzfeld noch immer einen Rekord. Als Spieler trumpfte er auch 1972 an den Olympischen Spielen in München auf, zum internationalen Star wurde er aber erst als Trainer mit Borussia Dortmund und Bayern München. Früher hat er leidenschaftlich und offenbar mit Erfolg gepokert: «Insgesamt etwa 100 000 Franken habe ich gewonnen. Mehr als mein Jahressalär beim FC Luzern!» Zu den Opfern gehörten auch Paul Wolfisberg und der spätere SC-Kriens-Präsident Tony Burri. Nun muss er sein Gehalt nicht mehr aufbessern, ist aber immer noch ein «fanatischer Jasser», wie seine Spielkollegen verraten. Und auch als Golfspieler zeigt Hitzfeld einen gesunden Ehrgeiz. Lange Zeit war ihm sein Handicap von 28 egal, in der Zeit zwischen seinen beiden Engagements bei Bayern München verbrachte er dann aber viel Zeit auf dem Golfplatz von Engelberg und spielt mittlerweile mit einem beachtlichen Handicap von 16.4.

Seine Familie

Ihren Hochzeitstag vergessen die Hitzfelds nie. Am 24. Dezember 1975 heiratete Ottmar in Lörrach seine Freundin Beatrix Meier. Die zwei hatten sich während eines Gottesdienstes zum ersten Mal gesehen, und nur ein Jahr nachdem sie ein Paar geworden waren, standen die gläubigen Katholiken vor dem Altar. Sie leben in Lörrach, München und Engelberg und haben einen Sohn, Matthias (27).