Mit Martin Bäumle gibt der Gründervater der GLP Schweiz das Präsidium ab. Der umtriebige und eloquente Zürcher Nationalrat setzte sich bis an den Rand der Erschöpfung für die Partei und ihre Anliegen ein.

Seit der Gründung der Grünliberalen Partei Schweiz im Juli 2007 war Bäumle deren Präsident. Um sich mit aller Kraft dieser Aufgabe zu widmen, gab er das Co-Präsidium der Grünliberalen Partei Kanton Zürich 2008 auf.

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Die Kantonalpartei hatte er 2004 mit Gleichgesinnten gegründet, darunter Verena Diener. Der Gründung vorangegangen war ein Richtungsstreit innerhalb der Grünen Partei.

Das Zwischending

Die Formel «grün und liberal» zog schnell viele politisch grüne Akademiker an, denen die SP zu alternativ war, FDP und CVP zu wenig grün. Bäumle kämpfte unermüdlich. Die GLP erreichte 2011 in Bern 5,4 Wählerprozent, in der Stadt Zürich 2014 stolze 10,5 Prozent.

Der grosse Einsatz ging nicht spurlos an Bäumle vorbei. Im März 2014 erlitt er einen Herzinfarkt. Danach kehrte er zwar wieder auf die Politbühne zurück, allerdings mit einer neuen Einstellung zur Ernährung.

Beschränkt auf die Kernthemen

So umtriebig der 52-jährige Bäumle als Parteipräsident war, so zurückhaltend ist er als Parlamentarier. In gut 13 Jahren als Nationalrat reichte er bloss 29 Vorstösse ein. Dabei beschränkte er sich auf jene Themen, von denen er selber etwas versteht: Umwelt, die Luftfahrt-Infrastruktur im Kanton Zürich, Energie oder Stromnetze. Als einziges Parlamentsmandat hat er heute einen Sitz in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie inne.

Auch ans Rednerpult tritt Bäumle in der Regel nur, wenn es um Umwelt, Energie oder Steuern geht wie zuletzt bei der Unternehmenssteuerreform III, oder wenn es gilt, das Gewicht des Parteipräsidenten in die Waagschale zu werfen. Das tut Bäumle dann jeweils mit Leidenschaft – und bleibt dabei doch eher dem Technischen als dem Ideologischen verpflichtet.

Auf lokaler Bühne

Politisiert worden war Bäumle durch den WWF und die Atomfrage. Von 1987 bis 1995 und 1999 bis 2004 sass der Atmosphärenwissenschafter für die Grünen im Zürcher Kantonsrat. Bei den Nationalratswahlen 2003 wurde er für die Grünen ins eidgenössische Parlament gewählt, 2007 für die Grünliberalen.

Seit 1998 sitzt Bäumle zudem im Stadtrat von Dübendorf und hat die Finanzen unter sich. In dieser Funktion geriet er in die Schlagzeilen. Bäumle hatte kurz vor einer kommunalen Abstimmung über ein Hochhausprojekt im November 2011 dafür gesorgt, dass Informationen über Betreibungen des Grundstückeigners an die Öffentlichkeit gelangten. Das Projekt wurde in der Folge abgelehnt.

Bäumle räumt ein, im Vorfeld der Abstimmung Fehler gemacht zu haben. Ein Rücktritt, wie ihn etwa die SVP forderte, war für den Vollblutpolitiker jedoch kein Thema. Er habe zwar das Kollegialitätsprinzip geritzt, sagte Bäumle damals. Dafür sei er vom Stadtrat gerügt worden. Damit müsse er leben, die Sache sei für ihn erledigt.

Weiteres Ungemach

Aufgrund einer Anzeige eröffnete die Staatsanwaltschaft Anfang Oktober 2012 eine Strafuntersuchung wegen mutmasslicher Verletzung des Amtsgeheimnisses gegen Bäumle. Im Juni 2016 wurde er vom Bezirksgericht Uster zu einer bedingten Geldstrafe sowie zur Zahlung einer Entschädigung an den Privatkläger verurteilt. Am 28. Juni wird der Fall vor dem Zürcher Obergericht verhandelt. Bäumle verlangt einen Freispruch.

Ungemach kam auf Bäumle auch als Präsident von Green Cross Schweiz zu. Im März kritisierte die Stiftungsaufsicht Zewo mangelnde Transparenz bei der Umweltschutzorganisation.

Auch bei Green Cross International, der Dachorganisation von Green Cross Schweiz, brodelt es. Nachdem Gründungspräsident Michail Gorbatschow die Organisation verlassen hatte und Präsident Jean-Jacques Cousteau zurückgetreten war, übernahm Bäumle im Februar das Ruder.

(sda/jfr)