Der Dreizack als Symbol für Wehrhaftigkeit und Angriffslust. Ganz weit vorne im Kühlergrill thront die Ikone der Maserati-Flotte. Wie ein Wappen und wie eine klare Ansage. «Wir streben nach vorn. Wir setzen uns durch. Wir sind wer.» Nun hat man bei Maserati bis vor kurzer Zeit den Viertürer, oder besser Quattroporte, mit einem V8 klangvoll und kräftig in die Welt geschickt. Als Botschafter für alle Limousinen-Chauffeure, Viertürer mit Stil können durchaus kraftvoll zubeissen und dabei hinreissend gut aussehen. Und nun der V6. Als neues Symbol, neue Nachricht und als Einladung für alle, die bisher um dem grossen V8 mit entsprechendem Durst einen Bogen gemacht haben.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Kein sanfter Cruiser: Der Quattroporte S Q4

Mit 410 PS und maximal 550 Newtonmeter Drehmoment ist der S Q4 beim besten Willen kein sanfter Cruiser. Sein Antrieb, dank seiner durch ausgefeilte Elektronik gesteuerten Kupplung, setzt der Italiener erst dann alle vier Räder unter Antriebskraft, wenn es mangels Grip mit den Hinterrädern nicht mehr so sauber nach vorn geht. Im Grunde ist der Quattroporte also ein Hecktriebler, nur wenn es beim Anfahren, in schnellen Kurven und bei schlüpfrigem Untergrund auf allen Vieren besser voran geht, wird aus der Heck- eine Allrad-Limousine. Der Zweck heiligt die Mittel und der Fahrer freut sich über derart saubere Technik, man will ja nicht immer auf einen Knopf drücken, wenn die Hinterräder durchdrehen.

Der Maserati Quattroporte S Q4: Mit voller Wucht nach vorne

Kurz nach der Ausfahrt vom Hof des Hamburger Maserati-Händler Tamsen, lockt die Autobahnauffahrt. Der Italiener nimmt die leichte Rechtskurve zunächst schön ruhig, zwei LKW dürfen noch vorbei, auf der Mittelspur passieren ein paar Kombis den Viertürer aus Modena. Der 5,2 Meter lange Wagen holt kurz Luft, der Blinker gilt als Signal für den Motor, gleich kommt die erste Übung und die heisst: Durchzug ab Tempo 80 bis 200. Die Bahn ist frei, das berühmte Verkehrszeichen mit dem von rechts oben nach links unten laufenden schwarzen Balken lächelt den Maserati an und die Reise geht los. Der V6, im Normaltempo ein eher gelassener Geselle, schickt seine ganze Kraft an die Antriebswelle und fast zwei Tonnen Maserati schiessen mit enormer Wucht nach vorn. Man kennt das von etlichen Sportlern und sportlichen Limousinen, aber nun wird die Arbeit von einem V6 geleistet und die ist nicht von schlechten Eltern. Ganz nebenbei: Der Sound aus den Endrohren ist nicht weniger eindrucksvoll. Man vernimmt kein wildes, pubertäres Kreischen, eher das Jubeln eines Gentleman, der gerade erfahren hat, dass er zum ersten Mal Vater wird. Wir sprechen also von einer sauberen und hoch emotionalen Stimme. Ein Maserati kann das schon seit Generationen, aber dafür war bisher ein V8 vonnöten.

Ein sauber arbeitendes Fahrwerk

Wenn auf der Autobahn die Spuren zu eng, zu voll und zu langsam werden, kommt die Zeit der Landstrasse. Der Viertürer soll nun zeigen, was er an Brems- und Agilitäts-Kompetenz zu bieten hat. Für den Fahrer wird sich nun zeigen, ob der Maserati auch den Schwung durch enge Kurven und über kurze Geraden hat. Natürlich kann der Quattroporte S Q4 die Physik nicht überlisten. Masse schiebt und Masse strebt. Aber die Entwickler in Modena haben sehr gute Arbeit geleistet, der Italiener, dessen Motor bei Ferrari gefertigt wird, ist dank des sauber arbeitenden Fahrwerks und der sehr präzise zupackenden Bremsen auch bei zackiger Fahrweise immer beherrschbar und auf Linie unterwegs. Man kann den Wagen sicher am Rande seiner Grenzen bewegen, irgendwann sind die 1,9 Tonnen ein Thema, aber bis dahin ist der Maserati ein sportlicher und sehr agiler Zeitgenosse. Auch dank der 50:50-Verteilung des Gewichtes.

Der Innenraum des Maserati Quattroporte S Q4

Im Innenraum haben die Designer von Maserati einiges an Veränderungen im Vergleich zu den Vorgängern anzubieten. Während man früher die Handschrift einer italienischen Marke erkannte, wird heute Wert auf eine klare Linienführung und eher technische Aspekte gelegt. Das Cockpit strahlt eher eine kühle und funktionelle Atmosphäre aus, der grosse Monitor in der Mittelkonsole wird von poliertem Aluminium eingerahmt,  zwischen den beiden grossen Rundinstrumenten wird per Digitalanzeige über Navigation, Radiosender oder Fahrzeugdaten informiert. Das gesamte Ambiente ist bestens verarbeitet, die Sitze sind sehr bequem und bieten reichlich Seitenhalt. Man fühlt sich vorn und hinten sehr wohl und beim Thema Verarbeitungsqualität muss man dem Italiener eine sehr gute Note geben.

Fazit nach einer kurzen Testfahrt:  Der Quattroporte S Q4 leistet sich dank der sehr guten Leistung des Motors und des exzellenten Fahrwerkes keine nennenswerten Schwächen. Die Limousine lässt sich auch bei sportlicher Fahrweise sicher und sehr sauber bewegen, bei ruhigem Autobahntempo oder auf der Landstrasse gibt der Viertürer sehr überzeugend den Cruiser. Den Verbrauch gibt Maserati mit 10,5 Liter an, ein Wert den man leicht überreffen kann. Bei Tempo 120 auf der Autobahn sollten aber 11 Liter erreichbar sein. Insgesamt haben wir den Quattroporte S Q4 als sehr sportliche und trotzdem hoch kultivierte Limousine oberhalb der Premiumklasse erlebt.

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Schwester-Publikation «World's Luxury Guide».