Abflugzeiten nennen, Gäste begrüssen, Kinder unterrichten: Roboter saugen längst nicht mehr nur Wohnungen oder mähen den Rasen, sondern werden vermehrt zu digitalen Assistenten. «Roboter sind stark im Kommen», sagt Sebastian Woldmann von der GfK. «Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft werden zumindest in den USA neue Geräte auf den Markt kommen.» Roboter zum Steuern von vernetzten Haushaltsgeräten zählten ebenso dazu wie solche, mit denen Kinder spielen können.

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Das Marktforschungsinstitut Gartner sieht enormes Potenzial: Der weltweite Absatz soll innerhalb von drei Jahren von derzeit 40 Millionen auf dann 880 Millionen im Jahr steigen. Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin (IFA) spielen neben Haushaltsrobotern auch humanoide Maschinen eine grosse Rolle - oft mit Knopfaugen ausgestattet, klein und knuddelig anzusehen wie «Zenbo» von Asus oder «Robelf».

Roboter von etablierten Technologiekonzernen

Dank künstlicher Intelligenz können die digitalen Mitbewohner Fragen beantworten, Informationen auf dem Display anzeigen, Befehle befolgen und sich allein im Raum bewegen. Roboter würden immer komplexer und könnten damit «in immer mehr Bereichen eingesetzt werden», sagt Gartner-Expertin Annette Zimmermann. Längst tummeln sich auf dem Roboter-Markt neben diversen Startups wie Amy Robotics und Qihan Technology auch etablierte Technologiekonzerne wie Asus, Sony und LG Electronics.

Der Roboter «Amy A1» entlastet etwa den Rezeptionisten im Hotel, der «Airbot» von LG nennt am Flughafen in Seoul Reisezeiten und begleitet Passagiere zu bestimmten Läden, der 50 Zentimeter grosse «Alpha1 Pro» von Ubtech wiederum bringt Kindern zu Hause das Programmieren bei. «Pepper» von Softbank soll in Japan, wo menschlich wirkende Maschinen schon seit geraumer Zeit in der Pflege im Einsatz sind, sogar bei Beerdigungen aushelfen - als Mönch. In Deutschland wäre dies derzeit undenkbar: Hier sorgte schon der Segensroboter BlessU-2 auf der Weltausstellung zur Reformation für Kritik - und gleichzeitig für reges Interesse bei Tausenden Besuchern.

Teure Nischenprodukte

In Deutschland verfügen laut einer Bitkom-Studie 15 Prozent der Bevölkerung über einen Roboter. In der Regel handelt es sich dabei um Geräte, die das Putzen oder das Rasenmähen übernehmen - sie bewegen sich selbstständig, erkennen Hindernisse und kehren in ihre Ladestationen zurück, wenn der Akku leer ist.

Die technisch ausgefeilteren digitalen Mitbewohner sind noch teure Nischenprodukte: Amy A1 kostet beispielsweise rund 10'000 Euro. Der Alpha1 Pro wandert für vergleichsweise günstige 600 Euro ins Kinderzimmer. «Fest steht, dass Roboter keine Spielerei bleiben werden. Wenn es gelingt, sie günstiger anzubieten, werden wir noch viel häufiger im privaten Bereich auf sie treffen», erläutert GfK-Experte Woldmann.

Gartner-Analystin Zimmermann sieht weitere Faktoren, die für grössere Verbreitung der Roboter sorgen können: «Zum einen steigt die zur Verfügung stehende Rechenkapazität stetig, was dazu führt, dass keine riesigen Rechenzentren mehr benötigt werden. Zum anderen kann davon immer mehr von der Cloud abgedeckt werden.»

Emotionale Intelligenz

Eine Rolle spielt darüber hinaus auch die Sprachsteuerung, die sich weiter entwickelt hat und es möglich macht, dass die persönlichen digitalen Helfer Anweisungen verstehen und darauf reagieren können. Mit Hilfe von sogenannter künstlicher emotionaler Intelligenz sollen Roboter mehr und mehr auch auf Gemütszustände und Gefühle ihrer Nutzer eingehen können. Was für ein Gesicht macht die Person? Welche Tonlage hat sie? Was bedeuten ihre Gesten oder Bewegungen? Was Menschen meist in Millisekunden bei ihrem Gegenüber erfassen, müssen Computer mühselig lernen. «Trivial ist das auf keinen Fall», sagt Gartner-Analystin Zimmermann.

Die Bostoner Technologiefirma Affectiva beispielsweise hat Millionen Gesichtsausdrücke in ihrer Datenbank gespeichert. «Ein Japaner lächelt anders als ein Europäer», erläutert Zimmermann. «Da gibt es kulturelle Unterschiede.» Diese sind für Menschen wie Maschinen nur mit viel Erfahrung zu erfassen.

Warnung vor Spionen im Kinderzimmer

Mit der zunehmenden Verbreitung von humanoiden Robotern stehen Anbieter wie Behörden vor neuen Herausforderungen, besonders in Deutschland. Dort entzweien die digitalen Helfer die Gemüter stärker als andere neue Technologien. Neben der Angst, dass die niemals müden Maschinen Arbeitskräfte ersetzen, geht es um Fragen des Datenschutzes. Dies dürfte vor allem Eltern wichtig sein, deren Kinder mit Robotern spielen, die ständig online sind und Gespräche aufzeichnen können.

Gerade erst warnte die Stiftung Warentest vor Spionen im Kinderzimmer: Vernetzte Roboter könnten über eine einfache Bluetooth-Verbindung gekapert werden. Jeder Smartphone-Besitzer könne so das Spielzeug kontrollieren, es als Wanze einsetzen oder über den Roboter mit dem Kind kommunizieren.

(reuters/ccr)

In puncto Robotik ist die Schweiz führend - mehr dazu im Video: