Was bleibt am meisten hängen nach den Ferien? Die Erlebnisse mit Einheimischen, antworten viele Reisende wie aus der Pistole geschossen. Authentische Eindrücke der Kultur vor Ort, Einblicke in lokales Handwerk und unentdeckte Orte bescheren die Momente, die einem am längsten bleiben. Für solche Erinnerungen sind Reisende oft bereit, etwas zu zahlen.
Für dieses Bedürfnis nach Authentizität gibt es weltweit mittlerweile einige Plattformen, allen voran der Schweizer Anbieter Get Your Guide. Sie verbinden Reisende mit Locals, die ihnen möglichst authentische Ausflüge, Touren oder Workshops anbieten. Einen Yoga-Kurs, ein Wein-Tasting oder doch lieber eine Wanderung bei Mondschein?
Nicht nur schlafen, auch entdecken
Solche Aktivitäten sollen nun auch über den Homesharing-Gigant Airbnb buchbar sein. Das Geschäftsmodell hat Sinn, denn wer ein Zimmer über Airbnb bucht, kann gleich über den Anbieter noch ein Erlebnis vor Ort dazubuchen. Buchen können die Ausflüge alle Airbnb-Member, unabhängig davon, ob sie in einer Airbnb-Location übernachten oder nicht. Wie beim Homesharing kassiert Airbnb bei den Vermittlungen eine Gebühr.
In der Schweiz bietet Gastgeberin Vanessa etwa «Das Schweizer 1x1: Eine Tour durch Zürich» für 25 Franken an, Christian entführt Gäste für 60 Franken auf Wildbeobachtung in Davos unter dem Titel «Wildlife statt Wireless» und Alberto bietet ein Hiking an der «Via Ferrata» im Tessin für 15 Franken pro Person an. Aber auch Gleitschirm-Tandemflug mit Robert auf dem Jakobshorn oder ein Workshop mit Uhrenmacher Jean-Christophe in Genf sowie eine Ziegentrekking-Tour mit Gastgeberin Claudia am Brienzersee gibt es auf der Plattform.
Die Homesharing-Plattform aus Kalifornien nennt diese Erlebnisse «Airbnb Entdeckungen» und bietet sie in der Schweiz als eines der ersten Länder weltweit an. Touristen, aber auch Einheimische können zurzeit aus rund 50 Angeboten wählen. Die Schweiz biete sich als Touristendestination an, schreibt Airbnb. Die Angebote würden Möglichkeiten eröffnen, von den «Vorteilen des Tourismus zu profitieren».
Mehr Sympathie durch authentische Menschen
Mit der neuen Sparte möchte das Unternehmen aus dem Silicon Valley sein Geschäft ausbauen, aber auch an Sympathie gewinnen. Die in gewissen Städten massenhafte Vermietungen von Airbnb-Wohnungen treiben die Preise nach oben und blockieren Wohnungen für Einheimische. In den letzten zehn Jahren haben Gastgeber in über 81'000 Städten bei über 300 Millionen Gästen über Airbnb über 40 Milliarden Dollar verdient. Diese Grösse hat Airbnb auch Gegner verschafft. Die «Entdeckungen» sind eine von mehreren Massnahmen von Airbnb, um die lokale Bevölkerung in die Tätigkeit des Milliarden-Unternehmens miteinzubeziehen.
Im April hat die Homesharing-Plattform etwa auch das «Office of Healthy Tourism» ins Leben gerufen. Auch damit möchte das Unternehmen, dessen Marktkapitalisierung auf rund 30 Milliarden Dollar geschätzt wird, mehr Verantwortung gegenüber der Umwelt und lokalen Gemeinden übernehmen. Das Reisen in unbekannte Regionen soll gefördert und zu einem Gegenentwurf zum Massentourismus werden.
Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus
Zum Start in der Schweiz arbeitet Airbnb unter der Sparte «My Swiss Experience» mit Schweiz Tourismus zusammen. Der Chef von Schweiz Tourismus, Martin Nydegger, begrüsst das Angebot: «Es passt zu unserem Fokus auf Erlebnismarketing und trägt dazu bei, die Feriendestination Schweiz global attraktiv zu präsentieren».
Dass das Alpenland eines der ersten Länder weltweit ist, bei dem das Angebot ausgerollt wird, ist kein Zufall: «Die Schweiz ist mit ihren wunderschönen Landschaften eine sehr attraktive Reise-Destination, die bei Gästen auf Airbnb ein stetiges Wachstum sieht», sagt Alexander Schwarz, Chef von Airbnb-Schweiz. Durch die Angebote werden Touristen auch an andere Orte «gelenkt». Airbnb wolle auch dazu beitragen, dass die Anbieter durch eine neue Zielgruppe wirtschaftlich profitieren und zusätzliche Wertschöpfung in ihre Regionen bringen könne.
Bis Ende 2018 will Airbnb das Angebot der Entdeckungen auf 1000 Destinationen weltweit ausweiten, darunter auch exotische Reiseziele wie die Osterinseln und Tasmanien.