Weiter weg von den Kunstmetropolen der Welt geht kaum: Auf Tasmanien hat der Millionär David Walsh ein Museum hingestellt, in dem es viel um Sex und den Tod geht. Der Erfolg ist enorm.

Allein schon der Parkplatz. Gleich hier wird einem klar, dass man es bei David Walsh, dem Gründer von Tasmaniens Museum of Old and New Art (Mona), mit keinem gewöhnlichen Menschen zu tun bekommt. Oder wie sonst darf man es verstehen, wenn sich einer den Platz für die Limousine mit der Mahnung «Reserved God» freihält? Und den daneben mit «Reserved God's»?

Übertriebene Bescheidenheit ist die Sache des Australiers nicht. Aber warum auch? Aus ärmlichen Verhältnissen hat es Walsh, Jahrgang 1961, mit Glücksspiel und sonstigen Geschäften zum xxx-fachen Millionär gebracht. Und dann am anderen Ende der Welt, inmitten von Weinbergen, viele Tausend Kilometer entfernt von allen Kulturmetropolen, mit Beständen aus seiner Privatsammlung ein spektakuläres Museum hingestellt.

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Schweizer trägt Haut zu Markte

Seit der Eröffnung 2011 hat sich das Museum für Alte und Moderne Kunst - für Walshs Verhältnisse ein erstaunlich gewöhnlicher Name - zu einem Haus entwickelt, das regelmässig Schlagzeilen macht. Die «Sunday Times» nannte das Mona den «aufregendsten Beitrag zu Australiens Kultur seit Fertigstellung der Sydney-Oper» 1973. Auf der Weltkarte der Kunst hat es heute seinen festen Platz.

Alle paar Monate kommt im Mona der Schweizer Tim Steiner vorbei, setzt sich still auf einen Sockel und präsentiert seinen tätowierten Rücken. Wenn er einmal tot ist, bekommt ein Sammler die Haut. Damit das Museum dem Alte-Kunst-Teil im Namen gerecht wird, zeigt Walsh aber auch antike Funde, bis hin zu einem Grab mit ägyptischer Mumie, das man begehen kann. Rein darf man nur allein oder zu zweit.

Mehr Besucher als Einwohner

Im vergangenen Jahr fanden mehr als 370'000 Besucher den Weg nach Berriedale, einem Kaff in Tasmanien. Viel mehr Einwohner hat die Insel im Süden des australischen Festlands auch nicht. Für ihre Tourismusindustrie ist das Mona zur wichtigsten Sehenswürdigkeit geworden. Drei Viertel der Besucher kamen vom Festland oder von noch weiter her, viele auch aus Europa.

In dem Bau, der tief in die Erde reicht, bekommen sie ein merkwürdiges Sammelsurium alter und moderner Kunst zu sehen - mit einem Schwerpunkt auf Tod und Sex und anderen Dingen, die die Menschheit immer schon beschäftigten und immer weiter beschäftigen werden. Walsh, ein Mitt-Fünfziger mit Galeristenbrille, wildem weissen Haar und weissem Bart, hat seinen Spass an der Provokation.

Zum Beispiel mit der «Cloaca», einer Verdauungsmaschine des belgischen Konzeptkünstlers Wim Delvoye. Das Ding wird regelmässig gefüttert und sondert täglich Punkt 14 Uhr vor grossem Publikum einen übel stinkenden Haufen aus. Oder eine lange Wand, an der der Australier Greg Taylor nicht weniger als 151 Porzellanabgüsse von Vaginas aneinandergereiht hat. Der Titel: «Cunts ... and other conversations».

Neuster Streich: Homo, das «Hotel Mona»

An anderer Stelle befindet sich ein künstlicher Wasserfall, in dem für Bruchteile von Sekunden Wörter sichtbar werden, die derzeit häufig gegooglet werden. Der «Bit.fall; ist eine Idee des Leipziger Künstlers Julius Popp. Aktuell liest man besonders oft den Namen Trump.

Für das Mona hat Walsh fast nur Lob bekommen. Darauf ausruhen will er sich nicht. Soeben hat er die «nächste Phase der Entwicklung» angekündigt. Ein Erweiterungsbau ist fast schon fertig, aber dann soll auf dem Gelände des Museums auch ein Fünf-Sterne-Hotel hochgezogen werden: mit 172 Zimmern, einem Theatersaal für tausend Leute und einem Casino. Der Name: Homo, zusammengesetzt aus den ersten Silben von Hotel und Mona.

(sda/ccr)

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