Balsam für die Schweizer Seele dürfte ein heute erschienener Kommentar in der «New York Times» sein. Dort beschreibt der Autor und Ökonom Ruchir Sharma die Schweiz als ein Paradies auf Erden. «Vergessen Sie Skandinavien. Die Schweiz ist reicher und hat eine überraschend gerechte Vermögensverteilung», setzt der Autor schon im ersten Satz an.

Ruchir vergleicht die Schweiz hauptsächlich mit skandinavischen Ländern, die von amerikanischen linken Politikern immer wieder als Vorbild herangezogen werden. «Die weniger sozialistische, erfolgreichere Utopie ist die Schweiz», so Ruchir.

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NYT
Quelle: NYT

Reiches Alpen-Paradies

Die Schweiz habe weniger Steuern, eine offenere und stabilere Wirtschaft und schaffe es dadurch unter die Top 20 Wirtschaftsnationen der Welt. Trotzdem seien die Sozialleistungen mit denen in Skandinavien vergleichbar, so die These des Autors. Zudem lobt Ruchir das hohe Durchschnittsvermögen der Schweizer von etwa 540.000 US-Dollar, doppelt so hoch wie das der Skandinavier.

Der Grund warum viele Intellektuelle die Schweiz als Vorbild ignoriert hätten, liege im früheren Image als Hort für Schwarzgeld und Nazi-Gold. Der Autor gesteht der Schweiz immerhin zu, dass sie «immer mehr war als ein geheimnisumwitterter Bankenplatz».

Lob ohne Ende

Ins Schwärmen gerät der «New York Times»-Kolumnist, wenn er von der Vielfältigkeit der Schweizer Wirtschaft schreibt. Die Schweiz brilliere in fast jeder Industrie, besonders erfolgreich sei der Fokus auf Nischen wie Biotech. Zudem konzentrierten sich die wichtigen Schweizer Firmen nicht nur in den grössten Zentren, sondern würden sich gleichmässig im ganzen Land verteilen.

«Auf einer Fahrt von Zürich nach Genf war ich erstaunt, wie viele ikonische Schweizer Marken ihre Ursprünge in der Region haben, von Sackmessern aus Schwyz, Uhren aus Bern und Käse aus Fribourg».

Pragmatisches Vorbild

Auch den wunden Punkt der Schweizer Industrie, die Frankenstärke, sieht Ruchir nicht als Problem. Die Welt sei bereit einen Premium-Preis für Schweizer Güter und Dienstleistungen zu bezahlen, ist er überzeugt.

Die  Lehre aus dem Schweizer Erfolg sei, dass die von vielen Politikern angebotene Wahl - zwischen Unternehmertum und Sozialstaat - eine falsche sei. Ein pragmatisches Land könne neben der sozialen Gerechtigkeit ein unternehmensfreundliches Umfeld haben, wenn es das richtige Gleichgewicht finde.

«Die Schweizer sind zur reichsten Nation der Welt geworden, indem sie es richtig gemacht haben».

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Stefan Mair
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