Die wechselhafte Geschichte von Bally ist um ein Kapitel reicher, denn die ikonische Schweizer Traditionsmarke hat einen neuen Chef: Nicolas Girotto folgt als CEO auf Frédéric De Narp. Bereits seit April steht Girotto an der Spitze der Luxusmarke.

Girotto kam 2015 zu Bally. Als COO sollte der gebürtige Franzose die gebeutelte Marke neu positionieren und arbeitete dafür eng mit De Narp zusammen. In seiner Funktion organisierte Girotto den Angaben zufolge etwa Lieferkette und Einkauf neu, transformierte die Produkt- und Kollektionsentwicklung und nahm das Verdienstmodell unter die Lupe. Auch als CEO leite er weiterhin die Turnaround-Strategie der Marke, heisst es.

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Vor seiner Ernennung bei Bally war Girotto CFO bei der einstigen Swissair-Tochter Nuance Group in Zürich. Davor war er in verschiedenen Positionen im Einzelhandel in Frankreich, Italien und Grossbritannien tätig. Girotto hat einen Master-Abschluss in Finanz- und Rechnungswesen an der Universität Montesquieu Bordeaux in Frankreich und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Lugano.

Frederic De Narp

Frédéric de Narp war seit 2013 Bally-Chef. Zuvor arbeitete er bei Cartier und war CEO der US-amerikanischen Schmuck- und Uhrenmarke Harry Winston.

Quelle: 2016 Stefanie Keenan

Bally als Luxusmarke weiter stärken

Girotto übernimmt den Chefposten von Frédéric De Narp, seines Zeichen – anders als Girotto – ein Veteran der Luxusgüterbranche. Der Franzose war seit 2013 Chef von Bally. In seiner Ära blieb beim Hersteller von Schuhen und Accessoires kein Stein auf dem anderen: Er holte sich ein neues Managementteam, bündelte zentrale Aufgaben, analysierte wichtige Märkte, engagierte Stararchitekten für die Gestaltung der Läden, eröffnete weltweit Bally-Flagship-Stores, trieb die E-Commerce-Strategie voran und baute das Omni-Channel Retailing aus.

Den damaligen Besitzern, die JAB Holding der deutschen Milliardärsfamilie Reimann, reichte das dennoch nicht: Vor gut einem Jahr bekam Bally einmal mehr einen neuen Besitzer. Käufer war die chinesische Investment-Gesellschaft Shandong Ruyi, die Bally gemäss Schätzungen für rund 700 Millionen Dollar übernahm. Die chinesische Firma zählt nicht nur zu den grössten Textilunternehmen Chinas, sondern auch zu den grössten Luxuskonzernen weltweit (siehe Tabelle).

Zum Imperium gehören Marken wie das italienische Herren-Label Cerutti und das traditionsreiche britische Label Aquascutum, ebenso wie die Londoner Savile-Row-Edelschneider Gieves & Hawkes und Kent & Curwen. Bally passt da perfekt ins Portfolio und Girottos Aufgabe wird entsprechend sein, die Schweizer Tarditionsmarke als Luxusmarke weiter zu stärken.

Bally wurde 1851 von Carl Franz Bally gegründet. 1976 hielt Werner K. Rey kurz die Aktienmehrheit, ihm folgte 1977 der Rüstungskonzern Oerlikon-Bührle, welche wiederum seine Bally-Anteile 1999 an die US-Investmentgesellschaft Texas Pacific Group (TPG) veräusserte. Im April 2008 wurde das Unternehmen erneut verkauft - an die Vorläufergesellschaft von JAB.