Haben Sie jemals als Kind gewünscht, Controller zu werden? Einkaufschef? Anlageberater? Nein, nein: Kinder haben andere Visionen. Unter Buben besonders verbreitet ist der Berufswunsch Pilot. Björn Näf schaffte es, aus damals 3500 Kandidaten seines Jahrgangs in die Spitzengruppe jener 30 gewählt zu werden, welche die Militärpilotenschule der Schweizer Armee beginnen durften. Dann flog er, mit 14 Schicksalsgenossen, zur Halbzeit raus.

Jetzt könnte die Geschichte zu Ende sein. Pech gehabt, Herr Näf. Dann werden Sie halt Controller. Oder Einkaufschef. Oder – im schlimmsten Fall – Anlageberater.

Das alles wurde er nicht. Björn Näf wurde trotzdem Pilot. Denn Ziele sind dazu da, erreicht zu werden. Nachdem er zwei Jahre in Feldgrün verbracht und sich bei den Bodentruppen der Luftwaffe zum Leutnant hochgedient hatte, liess er sich in den USA zum Piloten der zivilen Luftfahrt ausbilden, holte sich danach die Schweizer Lizenz und heuerte 1991 bei Crossair als Linienpilot an. Ziel erreicht.

Ziel hinterfragt: Wars das nun? «Ich habe schnell einmal festgestellt, dass mir das Cockpit zu eng ist, die Tätigkeit zu routinebelastet. Mir hat in diesem Job die Möglichkeit gefehlt, zu gestalten, Teams zu entwickeln und zu führen.» Die Crossair bot ihm die Chance, sich innerhalb des Unternehmens neu zu positionieren und sich in Funktionen zu beweisen, die Kreativität, Organisationstalent, Führungseigenschaften von ihm verlangten. «Das war die von Moritz Suter geprägte Firmenkultur der Crossair», sagt Björn Näf heute dankbar: «Er hat ein Klima geschaffen, das der persönlichen Entfaltung Raum liess.» Näf flog mit reduziertem Pensum weiter, betätigte sich aber daneben als Emergency Instructor, Trainer von Linienpiloten, Pünktlichkeitsmanager, Leiter des Operation Control Center. Mit wachsender Führungsverantwortung stieg sein Interesse an der Betriebswirtschaft, weshalb er berufsbegleitend einen zweijährigen Managementkurs bei Akad/Imaka belegte und mit Diplom abschloss. Kurz danach hat ihn die Schulleitung in ihren Beirat berufen.

Ende 2000 verordnete Moritz Suter – eine seiner letzten Amtshandlungen – der Crossair ein Revirement und tauschte das Kader der Gründerzeit gegen junge Köpfe aus. Unter ihnen: Björn Näf. Damals übernahm er die Verantwortung für den Bereich Produkte und Dienstleistungen, den er auch heute bei der neuen Swiss leitet. Mit der Neuformation der Schweizer Airline ist seine Crew auf derzeit rund 4500 Mitarbeitende gewachsen. Ausserdem ist sein Verantwortungsbereich nochmals ausgedehnt worden: Mit den Ground Services, dem Kabinenpersonal, der Produktentwicklung, dem Operation Control Center und den Customer Relations umfasst Näfs Division heute alle Airline-Aktivitäten mit direktem Kundenkontakt.

«Die vergangenen Monate waren schon hart», sagt Björn Näf im Rückblick auf den Countdown zum 31. März, dem ersten Flugtag der Swiss, «aber wir waren in der Geschäftsleitung ein eingeschworenes Team und felsenfest davon überzeugt, dass wir den planmässigen Start schaffen werden.» Nun fliegt sie, die Swiss, und hat ihre erste Hürde allen Bedenkenträgern zum Trotz genommen. Weitere Hürden stehen an, für Bedenkenträger ist weiterhin Saison. Aber auch für Führungskräfte wie Björn Näf, die leidenschaftlich gern an Schwierigkeiten wachsen.


Erfolgsfaktoren

Fairness. Gute Verhandlungen münden in Win-win-Situationen, davon ist Björn Näf überzeugt: «Kämpfe hart um die Sache, aber nie unter der Gürtellinie. Verhandle mit dem Partner so, dass er die Einladung zu einem Bier danach gerne annimmt.»

Offenheit. «Führen heisst kommunizieren.» So schlicht bringt Björn Näf sein Führungsprinzip auf den Punkt. Der extravertierte Macher sieht in offener Kommunikation die einzig tragfähige Basis für gegenseitiges Vertrauen in Teams – und das Teamwork als die sicherste Basis für den gemeinsamen Erfolg.

Hartnäckigkeit. So ausdauernd und von zwischenzeitlichen Rückschlägen unbeeindruckt, wie er selbst alle Hebel in Bewegung gesetzt hat, um seinen jugendlichen Berufswunsch zu erfüllen, so verfolgt Björn Näf seine Ziele als Manager. «Mich interessieren nicht die zehn Gründe, warum etwas nicht geht. Ich will drei Argumente haben, warum es trotzdem geht.»
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