Mit den Roséweinen ist es so eine Sache. Viele Weinliebhaber machen einen grossen Bogen um sie, weil sie finden, dass es den meisten dieser hellroten Gewächse an Charakter, Eigenständigkeit und Qualität fehle. Doch Rosé ist nicht gleich Rosé. So wie die Farben der Roséweine von blassem Rosa über Lachsrot bis hin zu Himbeerrot variieren, so unterschiedlich sind auch die Qualitäten. Es liegt auf der Hand, dass von Massenweinherstellern abgefüllte und zu Billigpreisen angebotene Roséweine es meist nicht wert sind, gekauft und getrunken zu werden. Sie sind oft süsslich, unausgewogen, plump und alkoholisch. Doch auch wenn zutrifft, dass ein beträchtlicher Teil der rosafarbenen Sommerweine eher banal und eindimensional ist, so gibt es doch hervorragende Vertreter dieser Weingattung. Diese bereiten nicht nur grossen Trinkspass, sie sind auch ideale Essensbegleiter.

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Roséweine werden aus roten Trauben hergestellt. Dabei lässt man die Traubenmaische einige Stunden (je nach Sorte mehr oder weniger lang) stehen. Auf diese Weise löst sich ein Teil der Farb- und Inhaltsstoffe aus den Traubenschalen und der Wein bekommt seine hellrote Farbe und seine spezifische Aromatik. Gute Roséweine sind trocken und zeichnen sich durch eine fruchtige, finessenreiche Aromatik und eine spürbare, knackige Säure aus. Typisch sind Aromen von roten Früchten (Himbeeren, Erdbeeren, Sauerkirschen, rote Johannisbeeren), aber auch von Zitrusfrüchten. Grundsätzlich kann man Roséweine überall und mit jeder Rotweinsorte herstellen. Es gibt aber Gebiete wie etwa das südliche Frankreich, wo der Rosé eine grosse Bedeutung hat. Leider ist da die Qualität oft nicht gerade berauschend, auch wenn sich in den letzten Jahren vieles zum Besseren gewendet hat.

Gleichwohl gibt es da einige Lichtblicke. Aus dem südlichen Rhonetal, unweit von Orange, stammt der Coudoulet de Beaucastel Rosé. Die Familie Perrin gehört zu den Pionieren des biodynamischen Weinbaus und ihr in der Appellation Châteauneuf-du-Pape gelegenes Hauptgut, das Château Beaucastel, darf man ohne zu übertreiben zu den besten Weingütern Frankreichs zählen. Geradezu Kultstatus hat der Châteauneuf-du-Pape, der als einer der wenigen der Appellation aus sämtlichen 13 erlaubten Traubensorten assembliert wird. Lediglich aus den beiden Sorten Cinsault und Grenache setzt sich dagegen der Coudoulet de Beaucastel Rosé zusammen. Der 2012er ist mit seiner finessenreichen Aromatik von roten Früchten und floralen Noten sowie seinem stoffigen, aber zugleich saftig-frischen Körper ein idealer und vielseitiger Essensbegleiter.

Die eher kleine Appellation Bandol liegt unweit der Stadt Toulon in einem grossen, von Hügeln eingefassten Kessel. Die kräftigen, körperreichen und langlebigen roten Bandol-Weine, in denen die Mourvèdre-Traube dominiert, gehören zu den besten Gewächsen der Provence. Einen nicht minder guten Ruf geniessen die Bandol-Rosés. Im besonderen Masse gilt dies für den Rosé der historischen Domaine Tempier. Gekeltert aus den vier Sorten Mourvèdre, Grenache, Cinsault und Carignan zeigt der 2012er ein grosses aromatisches Spektrum, zu dem neben Aromen von roten Früchten und einem Hauch von Gewürzen auch Pfirsich und Granatapfelnoten gehören. Auch dieser Rosé ist ein würdiger Essensbegleiter, und zwar nicht nur für den Alltag, sondern auch für festliche Anlässe.

Und wie steht es mit den einheimischen Roséweinen? In allen Weinbauregionen der Schweiz werden Roséweine gekeltert, wobei der Blauburgunder die dominierende Sorte ist. Zu den weit über das Anbaugebiet hinaus bekanntesten Rosétypen zählt zweifellos der lachsfarbene, süffige Œil de Perdrix aus dem Kanton Neuenburg. Ein sicherer Wert ist der Œil de Perdrix des traditionsreichen Château d’Auvernier. Der fruchtig-elegante, von Aromen von Kirschen und Trockenblumen sowie dezenten Würznoten geprägte 2012er ist ein vielseitig verwendbarer, immer wieder Trinkfreude bereitender Begleiter an heissen Sommertagen. Viel mehr kann man sich von einem Wein eigentlich gar nicht wünschen. Rudolf Trefzer

Alle erwähnten Weine sind bei DIVO (www.divo.ch) erhältlich.