In seinen Sommerferien wurde Peter Löscher (57) dieses Jahr gleich zweimal massiv gestört. Erst Anfang August beim Wasserskifahren am Wörthersee, als Renova-Eigentümer Viktor Vekselberg seinen Sulzer-Anteil auf über ein Drittel erhöhte und damit zu einem Übernahmeangebot an die restlichen Aktionäre gezwungen wurde, das er gar nicht abgeben wollte – und das auch entsprechend unattraktiv ausfällt. Um das zu erklären, reiste Löscher für seine erste Pressekonferenz als Renova-CEO zurück nach Zürich.

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Dann eine Woche später beim Klettern in Asien, als der glücklose Sulzer-Chef Klaus Stahlmann den Bettel hinschmiss und Löscher in seinem Zweitmandat als Sulzer-Präsident Finanzchef Thomas Dittrich als interimistischen Nachfolger installieren musste.

Mit dem ehemaligen Siemens-Chef konnte Vekselberg ein Schwergewicht gewinnen für seine internationalen Beteiligungen, zu denen in der Schweiz die Industriekonzerne Sulzer und OC Oerlikon sowie die Stahlschmiede Schmolz + Bickenbach gehören. Nach ABB-Chef Ulrich Spiesshofer ist Löscher der zweitwichtigste Industriemanager des Landes. Umso erstaunlicher, dass vom gebürtigen Österreicher bisher nach aussen nichts zu hören gewesen war. Stattdessen trieb er den Umbau hinter den Kulissen voran.

Die Verbündeten

Renova-Eigentümer Viktor Vekselberg kannte Löscher aus seiner Siemens-Zeit: Siemens war der erste westliche Investor im Skolkovo Innovation Center, einem artifiziellen Silicon Valley vor den Toren Moskaus, das Vekselberg im Auftrag der russischen Regierung aufbaut. Löscher hat im Renova-VR prominente Kollegen an die Seite gestellt bekommen: Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der bereits im Siemens-Machtkampf auf Löschers Seite stand, ist ebenso Mitglied wie Orit Gadiesh, weltweite Chefin der Unternehmensberatung Bain & Company. Ihre Consultants sind auch bei Sulzer aktiv.

Weiterhin im Board ist Löschers Vorgänger als Präsident, der Vekselberg-Vertraute Vladimir Kuznetsov. Das Renova-Team hat Löscher kräftig umgebaut. Als Präsidenten für OC Oerlikon holte er den kantigen Oberbayern Michael Süss, der unter ihm bei Siemens die wichtigste Konzernsparte Energie führte. Auch der neue Portfoliomanagement-Leiter Johan Van De Steen, ist ein alter Siemensianer. Finanzchef Paolo Amato holte Löscher von Alitalia, die neue Chief Legal Council Elizabeth Messud kam von Nestlé.

Die Gegner

Der Siemens-Aufsichtsratschef (und ehemalige ABB-VR) Gerhard Cromme holte Löscher 2007 zu Siemens. Merck-CEO Richard Clarke war über den plötzlichen Abgang seines potenziellen Nachfolgers nach nur einem Jahr so erbost, dass er Löscher seither nicht mehr grüsst. 2013, nachdem Löscher bei Siemens mehrmals die Prognosen hatte korrigieren müssen, kippte Cromme ihn nach gewonnenem Machtkampf wieder aus dem Amt und installierte Finanzchef Joe Kaeser als Nachfolger. Auf beide ist Löscher heute nicht mehr gut zu sprechen.

Gegen Kaeser verlor er letztes Jahr als Sulzer-Präsident ein Bieterduell um den US-Konzern Dresser-Rand – was im Nachhinein angesichts des happigen Preises und der schlechten Entwicklung als Glücksfall zu bezeichnen ist.

Der jetzt abgetretene und per sofort freigestellte Sulzer-CEO Klaus Stahlmann kam mit Löscher nie zurecht: Dass Stahlmann konsequent seine Ziele verfehlte, führte jedes Quartal zu harten Diskussionen zwischen den beiden. Noch schneller, nämlich nicht mal ein Jahr nach Löschers Antritt, musste OC-Oerlikon-Präsident Tim Summers gehen.

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