Motor: 3,8-Liter-Boxer
Leistung: 400 PS / 440 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 302 km/h
Beschleunigung: von 0 auf 100 km/h in 4,1 Sekunden
Verbrauch: 8,7 Liter (Werksangabe)
Richtpreis: 137  600 Franken

Als meine Grossmutter vor 30 Jahren starb, erbte ich zum ersten (und einzigen) Mal Geld – 40  000 Franken. Zu wenig zum Anlegen, genug, um in Versuchung zu geraten. Und die Versuchung war gross, rot, stand in Bern, mündete am Heck in einen riesigen Flügel mit Gummilippe, in deren Schatten zum Glück das Kürzel zu lesen war: 911 SC.

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Richtig: ein 911er von Porsche. Die 180 PS des 3-Liter-Boxers beschleunigten den Renner in damals sagenhaften 7 Sekunden auf Tempo 100, das Limit lag jenseits der 220-km/h-Marke. Doch dazu fehlte mir selbst auf deutschen Autobahnen der Mut. Denn trotz üppigem Flügel am Heck flatterte der SC auf den schmalen Fuchsfelgen – heute werden die Einkaufswägeli der Migros fetter bereift – wie die Bälle bei der Fussball-WM in Südafrika.

7 Sekunden bis auf Tempo 100, 225 km/h Spitze: Was mich damals Netzhemd und Fiorucci-Hose durchschwitzen liess, schafft heute jeder Mini. Und Golf. Und Astra. Und Focus. Von Sportwagen ganz zu schweigen. Aber keine Angst: Mittlerweile steht die siebte Generation des 911ers am Start und pulverisiert diese Werte. Den Sprint von 0 auf 100 schafft der 400 PS starke Carrera S in 4,1 Sekunden, Schluss ist bei 302 km/h. Vom Verbrauch ganz zu schweigen: Genehmigte sich mein SC rund 20 Liter, sind es beim Carrera S nur noch deren 8,7. Laut Werksangaben.

Damit ist der Verbrauch der deutschen Sportwagenikone auf ein allgemein verträgliches, anständiges Niveau gesunken. Anständig? Allgemein verträglich? Wo ist das einst so wilde Image von Porsche geblieben? Der Geist von James Dean und Steve McQueen?

In den Geschichtsbüchern. Auf der Strasse weht ein anderer Wind. Und der kühlt auch beim Neuling nicht mehr den Motor, sondern höchstens noch übermässigen Mut des Fahrers. Den braucht man nicht, um den 911er zu bewegen. Wo die 180 PS des SC vor 30 Jahren zwei harte Hände erforderten, lassen sich die 400 PS des Carrera S entspannt mit einer Hand bändigen. Denn obwohl Porsche auf unnötige elektronische Assistenten verzichtet, benimmt sich der 911er so gutmütig wie ein VW Golf. Ins Schwitzen kommt man nur noch beim Überweisen des Kaufpreises.

Fazit: Porsche ist überzeugt, «den besten 911er aller Zeiten» gebaut zu haben. Das stimmt, auch wenn die Perfektion in diesem Fall fast etwas zulasten des Charakters geht.