Die sportlichen Geländefahrzeuge von Porsche feiern in China enorme Markterfolge. Rund drei Viertel des Absatzes im grössten Automarkt der Welt bestreiten der Cayenne und sein kleinerer und jüngerer Kompakt-Bruder Macan - und überschatten das, wofür Porsche im Rest der Welt vor allem steht: Sportwagen. Im Heimatmarkt Deutschland etwa ist der Heckmotor-Sportler Porsche 911 das meistverkaufte Modell.

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Das Missverhältnis zwischen den zweifellos ebenfalls sportlichen Geländegängern und dem Kernprodukt Sportwagen lässt den Porsche-China-Chef Franz Jung, seit Juni im Amt, nun buchstäblich die gelbe Flagge schwenken. Es wird eine Rennserie im Lande etabliert namens Porsche Carrera Cup Asia, flankiert von anderen Veranstaltungen, die sich gezielt an ein vom Motorsport begeistertes Klientel wenden. Im kommenden Jahr eröffnet ein Fahrzeugparcours unter dem Namen Porsche Driving Experience Center in unmittelbarer Nähe der Formel Eins-Strecke in Schanghai, wo die potenziellen chinesischen Kunden gefahrlos am Steuer eines Porsche-Sportwagens Vollgas geben können und an den eigenen Rundenzeiten feilen sollen.

«Wollen nicht nur als SUV-Marke gelten»

«Der 911 ist die DNA der Marke Porsche», stellte Jung am Rande der Automesse Guangzhou Auto Show fest, wo auch gleich die vornehmlich technisch überarbeitete Neuauflage des 911 Carrera zu bestaunen war. «Es ist unser Flaggschiff, und wir glauben fest, dass wir im Sportwagensegment in Zukunft mehr absetzen werden - aber es wird Zeit brauchen», sagte er. Die Notwendigkeit bestehe, sagte er, «denn wir wollen nicht nur als SUV-Marke gelten».

Diese Strategie hat nicht zuletzt wirtschaftliche Gründe. Eine stärkere Nachfrage für die Sportwagen würde die derzeit erdrückende Abhängigkeit vom SUV-Marktsegment beim China-Absatz mindern. Der ist zwar gegen den schwächeren Trend in der Autoindustrie in diesem Jahr gewachsen, und zwar bis Oktober um 37 Prozent. Den Grossteil davon lieferte allerdings der Kompakt-SUV Macan, der nahezu die Hälfte des Absatzes im Lande bestreitet. Jung stellte in Guangzhou für das kommende Jahr ein etwas abgeschwächtes Wachstum beim Absatz in China von fünf bis zehn Prozent in Aussicht.

«Guter Schritt für das Unternehmen»

Autoexperten loben die Strategie einer Betonung der Sportwagen bei Porsche. «Aus Markensicht handelt es sich um einen guten Schritt für das Unternehmen», sagte Analyst Mavis Zhu von LMC Automotive in Schanghai, «aber der Markt für Sportwagen in China ist ziemlich begrenzt. Der wirtschaftliche Beitrag durch mehr Sportwagenabsatz wird nicht allzu hoch ausfallen». Laut Daten von LMC und der lokalen Branchenvereinigung China Association of Automobile Manufacturers wurden im letzten Jahr 16'694 Sportwagen in China verkauft. Das sind weniger als 0,1 Prozent des Gesamtabsatzes von 19,7 Millionen Fahrzeugen.

Zwar hat der seit mehr als einem Jahr gebaute SUV Macan den grösseren Cayenne als bestverkauftes Porsche-Modell abgelöst. In Märkten ausserhalb von China ist die Abhängigkeit von dieser Fahrzeuggattung beim Absatz trotzdem wesentlich geringer. So war der Porsche 911 bis zum September in Deutschland der Bestseller im Porsche-Programm und auch in den USA bestreiten die Sportwagen - neben dem 911 gibt es noch den zweisitzigen Boxster mit Mittelmotor - etwa ein Drittel des Porsche-Gesamtabsatzes.D

Den Kunden liefern, was sie verlangen

Aber Porsche will der Mehrheit seiner Kunden in China trotz der Offensive bei Sportwagen natürlich liefern, was sie verlangen. Auf den Markt wird im kommenden Jahr ein neues Einstiegsmodell des SUV Cayenne kommen, um dessen Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, kündigte Jung an. Für die viertürigen Limousine seien neue Ausstattungen bei stabilen Preisen geplant.

Teil der Strategie ist überdies die Ausweitung des Händlernetzes auch in Städten, in denen Porsche bereits mit einem Autohaus vertreten ist - etwa in Guangzhou. Auch in kleineren Städten ohne Porsche-Präsenz gebe es Möglichkeiten, sagte Jung. Bis zum Jahresende will die Volkswagen-Tochter 90 Verkaufsstellen in China betreiben. Über die Zahl der im kommenden Jahr geplanten Neueröffnungen wollte er sich auf Nachfrage nicht äussern.

Überdies hege Porsche keine Pläne für eine Fertigung in China, fügte Jung an. Der chinesische Kunde schätze es, wenn die Produkte in Übersee gebaut werden.

(bloomberg/ccr)