Das rotgestrichene Haus in Ostermundigen verströmt Schweden-Romantik. Innen duftet es nach Gugelhopf. Der Raum ist Büro, Warenlager und Kreativschmiede. Hier kreiert Susanne Schanz Menüs, jeden Monat andere. Ihr Mann Martin achtet darauf, dass die Kreationen das Budget nicht sprengen. Denn bei 49 Franken Verkaufspreis muss die Kreativität der 34-Jährigen an Grenzen kommen.

Das Ehepaar Schanz hat die Firma Gourmet Box vor sieben Jahren gegründet. Wer deren Gourmet-Box bestellt, bekommt ein Fünfgang-Menü nach Hause geliefert. Jeder Gang ist so vorbereitet, dass die Gerichte zuhause in nur 15 Minuten fertig gekocht werden können.

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Die Idee hatten die beiden Lebensmittelingenieure noch zu Studienzeiten. Das Paar wollte weiter zusammenarbeiten. «Als Angestellte in verschiedenen Firmen hätten sich unsere Wege getrennt. Das wollten wir auf jeden Fall verhindern», sagt Martin Schanz. Heute haben er und seine Frau zehn Angestellte und grosse Pläne.

Den Durchbruch schaffte Gourmet Box 2011. Nachdem das KMU den Swiss Economic Award als bestes Jungunternehmen gewonnen hatte, «hatten wir zwei Jahre unglaublich viel zu tun. Es war ein richtiger Schub», so die Geschäftsführerin. Der Award brachte Geld in die Kasse – und das Ehepaar an den Rand der Erschöpfung. «Wir waren derart ins Tagesgeschäft eingebunden, dass wir für strategische Fragen keine Zeit hatten. Von Innovationen ganz zu schweigen.» Trotz dem Erfolg war das Paar unzufrieden, die Arbeit machte nicht mehr so viel Spass.

Vergangenen Sommer nahmen sie sich zwei Wochen Ferien und gingen in Klausur. «Unser Produkt hat uns nicht mehr gefallen, aber wir wussten nicht warum», sagt Schanz. Irgendwann fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen. Der Inhalt stimmte noch, aber die Verpackung nicht. «Wir haben unsere Menüs laufend weiterentwickelt, aber wir präsentieren sie wie vor sieben Jahren.» Damals dachten die Gründer, dass die Verpackung zweckmässig sein müsse. Die Idee, dass das falsch sein könnte, kam mit der Konkurrenz: «Die waren alle besser designt als wir.»

Das soll sich nun ändern. Statt wie bisher in etwas billig anmutenden Plastikschalen sollen die Zutaten in kleinen Holzspanschalen daherkommen. Zudem will Gourmet Box selbstbewusster sein: «Früher haben wir alles möglich gemacht, was unsere Kunden von uns wollten – und haben uns verzettelt. Inzwischen wissen wir besser, was geht und was nicht», sagt die Chefin. Die beiden ändern nicht nur die Verpackung, sondern gestalten auch das Angebot der Firma neu: Die Gourmet-Box fürs Dinner zuhause bleibt das Kernstück der Firma. Daneben hat sich über die Jahre das Catering vor Ort zu einem lukrativen zweiten Standbein entwickelt. Martin Schanz nutzt soziale Netzwerke, um die Firma mit eigenen Fotos von Kundenanlässen in Szene zu setzen.

Preiserhöhungen geplant

Zur Neupositionierung gehört auch der Entscheid, die Preise zu erhöhen. 49 Franken für ein Fünfgang-Menü sind ein Korsett, das den Inhabern zu eng geworden ist. Wie genau sie die Preise staffeln wollen, steht noch nicht fest. Ebenso wenig, wie sie es kommunizieren. Auch wenn sicher einige Kunden verloren gehen, ist für Susanne Schanz dieser Schritt notwendig. «Ich bin überzeugt, dass wir dafür neue Kunden dazugewinnen werden.»

Die Veränderungen, welche die Firma durchmacht, betreffen auch die Mitarbeiter. Was anfangs noch mit Freunden und viel Improvisation gelang, muss inzwischen organsiert sein. «Uns lief die Organisation aus dem Ruder. Deshalb mussten wir die Prozesse anpassen», stellt die Mutter einer vierjährigen Tochter fest. Sie bringt Struktur in die Abläufe und setzt klare Grenzen. Ein Beispiel: Im Dezember verdient Gourmet Box das Fünf- bis Siebenfache eines Durchschnittsmonats. Das bedeutet Urlaubssperre – ausnahmslos.

Auch für sich hat das Paar Ziele definiert. In fünf Jahren wollen sie den Umsatz verdoppeln – mindestens. Und 15 bis 20 Mitarbeiter beschäftigen. Haben sie schon mal bereut, sich selbstständig gemacht zu haben? Martin Schanz verneint, auch wenn der Druck erfolgreich zu sein zugenommen habe. «Wir sind längst nicht mehr nur für uns verantwortlich. Unsere Mitarbeiter und deren Familien sind abhängig davon, dass wir die richtigen Entscheide fällen.» Ergo hält sich die Risikofreude des Ehepaars in engen Grenzen. Banken stiessen bei ihnen deshalb immer auf taube Ohren. Gourmet Box war immer eigenfinanziert und will es bleiben – keine Abhängigkeiten. Auch die eigene Zukunft verliert das Paar nicht aus den Augen: Es will Verantwortung abgeben und irgendwann einen Geschäftsführer einsetzen. «Wir wollen den Betrieb so organisieren, dass wir ihn verkaufen könnten, weil er auch ohne uns bestens funktioniert», erklärt Schanz und schaut seine Frau an. Das Paar erwartet sein zweites Kind.