Oft läuft es ja so mit neuen Autos: Eine spektakuläre Studie wird auf Messen herumgezeigt, sie wird bestaunt und gelobt. "Genau so bauen wir den", sagt der stolze Hersteller. Jedenfalls bis Realität und Rotstift am Zuge sind. Dieses Duo führt meist zu einem Serienauto, das nur noch vage an die aufsehenerregende Studie von der Autoshow erinnert. Bei Range Rover lief das offenbar anders. Die auf dem New Yorker Autosalon 2008 vorgestellte Designstudie LRX wurde so erfolgreich von Bedenkenträgern aller Art ferngehalten, dass der neue Evoque praktisch nur an der Aussenfarbe und dem Nummernschild vom Messe-Original zu unterscheiden ist. Für alle Nicht-Muttersprachler geben die Briten gern Nachhilfe darin, wie der Name korrekt ausgesprochen wird: Ihwouk. Wer es noch genauer haben will: to evoke bedeutet hervorrufen, heraufbeschwören.

Überblick: News und Tests zum Range Rover Evoque
Zur Sache: Böse Zungen sprechen vom Evoque als einem aufwendig verkleideten Land Rover Freelander, der sich für die Nobelmarke Range als ein ähnlicher Imagekiller wie der X-Type für Jaguar erweisen könnte. Zumal der Evoque die Produktionsstätte des X-Type geerbt hat: Halewood bei Liverpool. Doch solche Unkenrufe widerlegt der Evoque schon vor dem Losfahren. Das Interieur des kleinen Range ist hochwertig, stilsicher und sauber verarbeitet. Der Testwagen kam in der einfachsten Ausstattungsvariante Pure, doch von der nutzfahrzeughaften Schlichtheit seines Technikbruders Freelander ist der kleine Range weit entfernt. Wer es edler oder sportlicher mag, kann die Ausstattungslinien Prestige oder Dynamic ordern.

Der Evoque fährt auch ohne die Aufbrezelei ordentlich. Wie der Freelander und der etwas entfernter verwandte Ford Kuga (allesamt gemeinsam mit Focus und C-Max Kinder der Ford-C-Plattform) ist er im Grund seines Unterbaus ein Fronttriebler mit quer eingebautem Motor. Die Hinterräder kommen bei Bedarf mittels einer hydraulisch betätigten Lamellenkupplung des schwedischen Zulieferers Haldex zum Einsatz. Also fährt sich der Evoque bei normalem Tempo auf griffigem Untergrund auch wie ein Fronttriebler – mit etwas erhöhter Sitzposition. Er untersteuert mild, lehnt sich bei schneller Kurvenfahrt sanft nach aussen und ist sonst brav und unauffällig. Nur allzu schnelle, wiederholte Richtungswechsel mag er nicht, dann schaukelt er sich auf, bevor er frühzeitig und recht rüde vom DSC (so heisst der elektronische Schleuderschutz beim Range) eingebremst wird. Die elektrische Servolenkung hält sich dabei zurück: Rückmeldung liefert sie nur ansatzweise.

News und Tests zu Land Rover

Während der Evoque auf der Strasse ganz gut, aber nicht überragend fährt, spielt er einige seiner Vorzüge abseits asphaltierter Pfade aus. Das aus dem Freelander übernommene "Terrain Response System" ist im Evoque genauso einfach und effizient: Per Knopfdruck sind vier Geländefahrprogramme wählbar, den Rest erledigt der Antrieb selbsttätig. Er leitet das passende Drehmoment nach hinten, bremst durchdrehende Räder einzeln ab und sorgt so dafür, dass der kleine Range selbst dort noch durchkommt, wo die meisten seiner Konkurrenten gar nicht erst hindürfen. Der Vierzylinder-Diesel mit 150 PS ist dabei ein kultivierter und leiser, doch keineswegs überschäumender Partner. Er kämpft erst müde gegen seine Anfahrschwäche, stürmt dann aber ordentlich voran. Nur in den beiden oberen Gängen dämpft die allzu lange Übersetzung sein Temperament. Sparsam ist der Selbstzünder dafür, 7,0 Liter sind ein akzeptabler Testverbauch, zumal der kleine Range schwer ist: 1790 Kilo (leer). Das ist viel für ein Kompakt-SUV – aber wenig für einen richtigen Range Rover.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Weitere Details und zur Bildergalerie (beide Links gehen zu autobild.de).