René Braginsky, auf einer Kreuzfahrt nach Bombay jüngst 50 Jahre alt geworden, ist ein Banker, den man leicht unterschätzt. Weder verbissen noch gehetzt, stets einladend freundlich, aber nie anbiedernd, so tritt er auf, so hat er Karriere gemacht. Sein Motto: «Klug ist besser als gescheit.» Begonnen hat er als kleiner Bankangestellter mit einem Handelsdiplom im Sack bei der SBG in Basel. Sein Gespür für überdurchschnittliche Investments zog aber schon früh private und institutionelle Kunden an, was sich bis heute nicht geändert hat. Ein knappes Jahr dauerte ein Abstecher ins Uhrengeschäft seines Schwiegervaters in Köln, dann war er wieder zurück in der internationalen Geldwelt. Davon hat insbesondere die Zürcher Niederlassung von Sal. Oppenheim zehn Jahre lang profitiert, die er schliesslich mehrheitlich übernehmen wollte. Vergeblich. Umso mehr freut er sich nun, sich ganz auf seine mit Partnern privat gehaltene Incentive zu konzentrieren, die gegen 800 Millionen eigene Mittel aufweist. Der jüngste Deal mit dem Bâloise-Paket, das nun in der mit der «Zürich» zusammen gegründeten Inzic parkiert ist, hat nachhaltig dazu verholfen. Das Blatt, das der passionierte Bridge-Spieler in der Hand hält, ist stark: Internet, Biotechnologie, 30 Prozent an Inzic. Auf die nächsten Spielzüge darf man gespannt sein.

Förderer und Geschäftsfreunde
Der Basler vergisst nie, wer ihm beim beruflichen Aufstieg geholfen hat. Von Hause aus nicht wohlhabend, fand er auf jeder Stufe seinen Förderer. In Basel bei der UBS hat er die Chance bekommen, zusammen mit einem gewissen Marcel Ospel das erste Aktienverkaufsteam aufzubauen. Robert Studer, der spätere Chef der Grossbank, schickte ihn zur Ausbildung in die USA. Bei Rothschild in Paris konnte er sich auf Françoise Mayer abstützen und auch auf Gilbert de Botton, der die Zürcher Niederlassung geleitet hatte. Eigentliche Mentoren und väterliche Freunde sind Maurice Dwek von der Soditic in Genf, dem er insbesondere den Zugang zur ersten Kundenliga verdankt (unter anderem George Soros, Antony Bolten von Fidelity), und Karl Otto Pöhl von der grössten deutschen Privatbank Sal. Oppenheim. Der langjährige Chef der Bundesbank war es auch, der ihn bei Rolf Hüppi, Chef der «Zürich», einführte. Auf der langen Liste der Geschäftsfreunde, die oft auch Freunde fürs Leben sind, stehen Paul Wyler (Glencore), Karl-Ludwig Göldner (Deutsche Bank Schweiz), Adolf Bründler (Morgan Stanley), Robert Straub (India Invest), Daniel Nordman (Rabo Bank), Fritz Gerber (Roche) sowie die Pensionäre Peter Matter (ehemals Roche-Pensionskasse) und Tito Tettamanti.

Sein Business-Team
Obwohl Kopf und Ausgangspunkt der meisten Transaktionen, gilt Braginsky als ausgesprochener Teamplayer. Über die Incentive ist er seit vielen Jahren mit Hans Kaiser verbunden. Mit dem früheren Maag-Finanzchef, der im Gegensatz zu ihm studiert hat und finanztechnisch eine starke Rolle spielt, bildet er ein ungleiches und deswegen wohl ein besonders gefürchtetes Paar. Neu zum harten Kern stösst nun Tomy Wyler; der UBS-Investmentbanker wird operativer Incentive-Chef. Professor Alexander de Beer ist Anwalt der ersten Stunde wie auch Marc Bruppacher von Bruppacher, Hug in Zollikon. Stets dazu gehört auch der frühere Drexel-Mann und heutige Dealberater Joël Mesznik von Mesco in New York. Zum engeren Experten- und Analystenkreis zählt Leopold Kohn, der auch Braginskys Ghostwriter ist.

Seine Gegner
Als frühe Gegner wurden die damaligen GF-Chefs Ulrich Bremi und Hannes Götz bekannt, als sie sich gegen Braginsky und die Incentive zur Wehr setzten, die zu einem Raid auf den Schaffhauser Maschinenkonzern ansetzte. Im gleichen Zusammenhang zwangen die Artikel des NZZ-Journalisten Hansjörg Abt insbesondere den Incentive-Aktionär Siemens zum Rückzug aus der Finanzgesellschaft – und haben damit (ungewollt) Platz für den Finanzmann geschaffen, der seither den Ton bei Incentive angibt. Wenig Freude am Heimwehbasler hat auch Rolf Schäuble, Präsident und Vorsitzender der Bâloise, der diesem geduldig-aggressiven Investor zu lange die kalte Schulter gezeigt hat und jetzt mit dem Einstieg der «Zürich» einem wohl übermächtigen Gegner gegenübersteht. Martin Ebner und Christoph Blocher erachtet er als ein paar Nummern grösser – und ist auch gesinnungsmässig froh darüber, deswegen nicht direkter Konkurrent zu sein.

Grosses Herz
Die Jagd nach dem Profit ist für das eingeschriebene FDP-Mitglied nie Selbstzweck. Zusammen mit seiner Frau Susanne hat er eine gut dotierte Stiftung eingerichtet, die jüdische und nicht jüdische Projekte unterstützt. Die Zürcher Noam-Schule mit Platz für 170 Kinder profitiert davon, ebenfalls ein grosses israelisches Gymnasium in der Wüste Negev sowie Bnei Brith, die weltweite Organisation gegen Rassismus. Geld bekommt aber auch die ETH Zürich, das Weizmann-Institut in Tel Aviv und das Zürcher Opernhaus unter Big Boss und Sponsoringchampion Alexander Pereira. Als Sammler von Judaika, alten und ältesten hebräischen Schriften, gibt Braginsky nicht wenig Geld in Buchantiquariaten und Auktionshäusern aus.
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