Hier haben sich zwei gefunden: die alteingesessene «Stapferstube», dieses Monument von ländlicher Bürgerlichkeit, wo seit Jacky Donatz’ Wegzug die Wirte nach kurzem Gastspiel jeweils weiterziehen, und der Italiener Giovanni Rizzo, der nach ein paar schwierigen Jahren mit der Unterstützung des Gastrounternehmens Five im Kreis 6 einen Neustart wagt. Von Aufbruchstimmung ist allerdings wenig zu spüren, als wir an einem Freitagabend im September unter dem grosszügigen Lampenschirm am quadratischen Tisch Platz nehmen. Giovanni Rizzo und ein Kellner schleichen herum, schenken uns, kaum haben wir einen Schluck Wein getrunken, gleich wieder nach und warten auf den Ansturm. Der lässt an diesem Abend auf sich warten. Trotz beachtlicher Medienpräsenz bleiben drei Viertel der Tische leer. Woran mag das liegen? Linientreues Kochen. Am Raum? Die «Stapferstube» ist ein schwieriges Lokal. Das allgegenwärtige dunkle Holz, die tiefe Decke und die unverkennbaren Insignien einstiger Bürgerpracht wirken trotz sichtbarer Bemühung um moderne Gemütlichkeit leicht antiquiert. Das würde man gerne übersehen, wenn es auf dem Teller dafür umso grandioser zu- und herginge. Rizzos Karte ist italienisch, klassisch, gediegen – und absolut linientreu. Ohne Herzblut. Dieses Konzept ist für Zürich keine Sensation – eher eine Redundanz. Darum müsste, wer sich auf diesem Gebiet einnisten möchte, auffallend gut kochen. Diese Voraussetzung erfüllt Küchenchef Alessandro Masia nicht. Er kocht korrekt, aber nicht besonders. Und es passieren ihm Unaufmerksamkeiten: Beim Carpaccio di Manzo ist das Fleisch noch teilweise gefroren, den Milken auf dem Nüsslisalat fehlt die Würze, und das Fleisch in der rahmigen Sauce, die Hausspezialität «Don Giovanni», ist erstens knapp bemessen und zweitens ziemlich geschmacklos. Nur die Preise versprechen Sensationelles: Die meisten Hauptspeisen kosten um die 40 Franken – die Beilagen sind in diesem Betrag nicht inbegriffen. Auch das wäre keine Katastrophe, wenn im Raum die typische italienische Lebensfreude und Gastlichkeit vorherrschen würde. Doch die Bedienung von Giovanni Rizzo (der den ganzen Abend in schlohweisser Kochjacke Gäste betreut) und seinem Kellner ist wie das Essen – korrekt, aber ohne Herzblut.
  • Zeit vom Platznehmen bis zum ersten Bissen: 20 Minuten.
  • Unbedingt essen sollte man: Thunfischtatar und Panna cotta.
  • Diskretionsfaktor: Die Tische sind so gross, dass man sich notfalls gut darunter verstecken könnte.
Stapferstube da Rizzo Culmannstrasse 45 8006 Zürich Tel. 044 350 11 00 mail@stapferstube.ch Montag bis Freitag 11.30–14.30  /  18 – 24 Uhr, Samstag 18–24 Uhr, Sonntag geschlossen.
Partner-Inhalte