Im Fall Borer gegen Ringier ist auch heute, bald zwei Monate nach dem Beginn einer Medienkampagne in den Ringier-Medienprodukten «Blick» und «SonntagsBlick», kein Ende absehbar. Auszumachen sind bisher nur Verlierer: Der Schweizer Botschafter in Berlin, Thomas Borer-Fielding, hat seinen Job verloren, Klagen stehen ins Medienhaus, innerhalb der Entscheidungs- gremien von Ringier hängt der Haussegen schief, und die Werbeeinnahmen bei «Schweizer Illustrierten», «Blick» und «SonntagsBlick» sind in den ersten sechs Wochen nach dem Kampagnenstart vorübergehend und als direkte Folge davon um rund 25 Prozent zurückgegangen.

Einem geht es bereits wieder besser: Thomas Borer. Denn dieser hat kürzlich von unerwarteter, überaus prominenter Seite Zuspruch erhalten. Der mächtige deutsche Wirtschaftsvordenker Hans-Olaf Henkel hat dem Schweizer Botschafter in Berlin einen Brief geschrieben und sich zum offiziellen Abschiedsakt entschuldigt. Henkel ist Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (bis 2001 dessen Präsident), Präsident der ehrwürdigen Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibnitz und Honorarprofessor für internationales Management an der Universität Mannheim.

In seinem Schreiben dankt der 62-jährige ehemalige Chef von IBM Deutschland Borer und seiner Gattin Shawne Fielding mit den Worten: «Als Deutscher und als regelmässiger Besucher Ihres Heimatlandes glaube ich gut beurteilen zu können, was Sie beide an Ausserordentlichem für unsere Länder geleistet haben.»

Die Worte sind Balsam für Borers Wunden. Zumal der Absender, Hans-Olaf Henkel, seit längerer Zeit Verwaltungsratsmit- glied des Schweizer Medienkonzerns Ringier ist. Das macht Henkel im Brief selbstkritisch zum Thema: «Ich bedauere meine Abwesenheit auch schon deshalb sehr, weil ich Ihnen nicht auch persönlich sagen kann, wie sehr mich das Vorgehen des Verlagshauses, dessen Mitglied des Verwaltungsrates ich seit langem bin, entsetzt, ja teilweise angewidert hat.»

Das ist starker Tobak für Ringier-Verleger Michael Ringier und seine Mitdenker. Der Brief ist in einer Kopie an den Präsidenten des Verwaltungsrates, Uli Sigg, gegangen. Dieser ist in den letzten Wochen im eigenen Haus Sturm gegen die Medienkampagne im Fall Thomas Borer gelaufen. Die Worte von Henkel werden ihm weitere Munition für die von ihm eingeforderte interne «Nachbehandlung» liefern.
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