Zugegeben, gross ist das Lokal an der Rotwandstrasse 62 nicht. Die Tische stehen eng beieinander, Geräusche und Gerüche schwappen ungehindert über die Tafeln hinweg. All das tut aber dem Charme vergangener Tage keinen Abbruch. Trotzdem wird Anfang 2011 gezügelt, nicht weit weg, sondern nur ein paar Türen weiter, sozusagen zurück zu den Wurzeln. Nämlich dorthin, wo die legendäre «Piccoli Accademia», so etwas wie die geistige Mutter der «Accademia del Gusto», stand. Inhaber und Koch Stefano Piscopo betont: «Ändern wird sich nicht viel – wir freuen uns auf mehr Platz, auf eine gut funktionierende Klimaanlage für den Sommer und auf den Holzkohlengrill.» Alles andere soll gleich bleiben.
Wunderbar – denn diese Küche bedarf keiner Veränderung. Hier wird eine klassische norditalienische Küche angeboten, mit besten Zutaten, viel Butter, barock zwar, aber ohne Firlefanz. Die Karte ist übersichtlich, die Liste der Tagesspezialitäten vielseitig. Während der lebhafte Andy Bergamin diese aufzählt, spitzt man seine Ohren bei der Gänseleber und der klassischen Fischsuppe, die er als «Bouillabaisse, aber besser» anpreist.
Goldige Wucht. Der Zusatz «aber besser» passt zum «Accademia»-Programm: Hier werden keine Kapriolen am Herd vollbracht, sondern es wird nach Buch gekocht, dies aber virtuos. Die Gänseleber ist perfekt gebraten, die Ananas dazu nicht zu süss, nicht zu sauer. Das empfohlene Gläschen Riesling von der Mosel verleiht dem Ganzen einen goldigen Rahmen. Bei den Hauptspeisen ist die Wahl schwierig: Pasta, Fleisch oder Fisch. Erstere wird weit herum gerühmt, wir entscheiden uns trotzdem für das Rindsfilet mit dem Knoblauch-Kräuter-Pesto. Eine geschmackliche Wucht! Ich schwelge. Während mein Gegenüber das Duo von Thunfisch und Riesencrevetten vom Grill in den höchsten Tönen rühmt. Die Portionen sind so grosszügig bemessen, dass man sich fast zum Hausdessert zwingen muss. Verzichten wäre aber jammerschade: Wo sonst bekommt man heute noch Saint-Honoré-Torte?
- Zeit bis zum ersten Bissen: Zum Apéro werden selbst gemachte Grissini serviert, später ein opulentes Amuse-Bouche.
- Was man essen sollte: Die Saint-Honoré-Torte, jederzeit eine Sünde wert.
- Diskretionsfaktor: Gering – aber hier konzentriert man sich ohnehin eher aufs Essen als auf die Leute.
Ristorante Accademia del Gusto
Rotwandstrasse 48
8004 Zürich
Telefon 044 241 62 43
www.accademiadelgusto.ch
Montag bis Freitag 11.30 bis 15 Uhr und 18.30 bis 24 Uhr, Samstag 18 bis 24 Uhr.