Er hatte fast alles vor der Linse, was Rang und Namen hat, fotografierte für die renommiertesten Modezeitschriften, machte Werbekampagnen für namhafte Marken, will aber nicht «Starfotograf» genannt werden: der gebürtige Zürcher Michel Comte. Am Mittwoch wird er 60.

Viele seiner Fotos sind berühmter als er: Sophia Loren im Leopardenmantel und mit ekstatischem Gesichtsausdruck etwa, Miles Davis, der seine Trompete wie ein Baby an sich drückt, Sylvester Stallone mit Rosenblättern auf den Augen oder der nachgedunkelte Mike Tyson mit der schneeweissen Taube.

Und natürlich ganz besonders die unschuldig nackte Carla Bruni, deren Bild 15 Jahre nach der Entstehung 91'000 Franken brachte, weil das Model inzwischen Première Dame geworden war. Das Bild machte Comte bei der breiten Masse bekannt.

Eine noch breitere Masse - jedenfalls in der Schweiz - erreichte schliesslich Comtes Aufnahme des späteren «Bachelor» Vujo Gavric, nackt, von hinten, vor dem Panoramafenster mit Blick über Tokio. Es entstand auf einer Asienreise, auf die der Zürcher Millionenerbe Carl Hirschmann Freunde eingeladen hatte, unter ihnen Gavric, Comte und Comtes zweite Frau Ayako Yoshida.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Abseits von Glanz und Gloria

Das Ehepaar amtete bei dem Trip als Reiseleiter, wie Hirschmann auf seiner Website schreibt. Profunde Kenntnisse über Asien hat sich Comte ganz abseits von seinen Mode- und Society-Jobs auf Reportage in Krisen- und Kriegsgebiete erworben. Unter anderem war er viele Male in Kambodscha.

Dabei entstand die Idee zu einem Film über die Gräueltaten der Roten Khmer. Drehbeginn für «G like Genocid» soll im Dezember sein. Es ist Comtes zweiter eigener Film nach «The Girl from Nagasaki», eine modernisierte Variation von Puccinis «Madame Butterfly» in 3D, die in Fachkreisen hoch gelobt wurde.

Die Rechte an seinen Fotos aus den Jahren 1979-2007 hat Comte 2005 für einen ungenannten Millionenbetrag dem deutschen Privatinvestor Andreas Putsch verkauft - angeblich nicht aus Geldnot, sondern weil er sich nicht selber um die Vermarktung kümmern wollte.

Frechheit siegt

Michel Comte wurde am 19. November 1954 in Zürich geboren. Sein Grossvater war der Flugpionier und Swissair-Mitbegründer Alfred Comte. Michel wurde Restaurator für Papier und arbeitete in Zürcher Galerien, unter anderem bei Bruno Bischofberger. Vom Lohn kaufte er sich eine Profi-Fotoausrüstung und begann, ein Testbuch anzulegen.

Seinen ersten Fotoauftrag erhielt er vom Zürcher Modemacher Hannes B. Michel sei einfach bei ihm vorbeigegangen und habe gesagt «Du machst so schöne Kleider, warum ist deine Reklame so hässlich?», berichtete Comtes Mutter Sylvia 1995 René Ammann von «Das Magazin».

Von Lagerfeld entdeckt

Der Durchbruch als Fotograf gelang Comte, nachdem er während eines Restaurationsauftrags in Paris als Ersatzfotograf für eine Ungaro-Kampagne einspringen musste. Karl Lagerfeld sah die Bilder in der Redaktion von «Vogue» und engagierte den unbekannten 25-Jährigen für Chloé.

Danach pendelte Comte für die grossen Modehäuser und -zeitschriften zwei Jahre zwischen Paris und Mailand und siedelte 1981 nach New York über. 1986 heiratete er das Fotomodell Dominique Kamber, im Jahr darauf wurde Sohn Diederik geboren, der heute auch Fotograf ist und 1993 Sohn Brandon, der sich auf Facebook «gonzo artist» nennt.

Michel Comte lebt mittlerweile in einer Villa in Bel Air in Los Angeles zusammen mit seiner zweiten Frau Ayako Yoshida.

(sda/ccr)