BILANZ: Herr Sevcik, weshalb boomen Promis als Markenbotschafter derart?

Thomas Sevcik: Das ist eine Flucht aus der Ideenlosigkeit. Statt mit innovativen Ideen auf eine Marke aufmerksam zu machen, engagieren Werbe- und Marketingstrategen einen Promi und hoffen, dass dieser die Marke mitzieht. Ich bezweifle stark, dass das heute noch funktioniert. Promis als Markenbotschafter sind allgegenwärtig geworden und damit auswechselbar.

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Das bringt also nichts?

Hart, aber wahr. Ich kann Ihnen in zehn Minuten eine Powerpoint-Präsentation machen, aus der hervorgeht, dass George Clooney der richtige Markenbotschafter für die BILANZ wäre. Aber ebenso eine mit Gölä als Idealbesetzung. Ich glaube nicht, dass der Einsatz eines Markenbotschafters heute noch viel bringt.

Bekanntheit in neuen Märkten, Umsatz, Image?

Das sagen alle. Ich habe schon oft mit Leuten geredet, die Celebrities einsetzen für ihre Marken, und wurde das Gefühl nie los, dass es vor allem für sie persönlich schön ist, mit Promis verlinkt zu werden.

Ein hartes Urteil.

Die Idee, mit Markenbotschaftern zu werben, hat am Anfang sicher funktioniert. Jetzt macht es jeder, und der Effekt verpufft. Für wie viele Firmen wirbt Federer?

Für zehn.

Ach, nur. Für mich ist Federer einfach ominipräsent. Für wen er steht? Keine Ahnung, und ich behaupte, dass die meisten Schweizerinnen und Schweizer das auch nicht sagen könnten.

Gibt es einen Gegentrend?

Ich sehe keinen. In den USA sind Product Placements à la «Sex and the City» angesagt. Da werden Marken in Storys eingebaut und so begehrlich gemacht. Das funktioniert für Konsumenten, die sich mit den Filmhelden identifizieren. Für den Rest nicht. So gesehen ist dieser Trend dasselbe in Grün, einfach subtiler.

Thomas Sevcik (41) hat sich einen Namen gemacht mit seinen atypischen Kommunikationsprojekten zur Stärkung von Marken wie Swiss Re und VW.