Mit knapp 11'000 Erkrankungen und rund 250 Toten hat Südkorea die Covid-19-Epidemie relativ glimpflich überstanden. In den letzten Wochen gab es nur noch wenige Neuansteckungen. Nun macht das Land mit dem Ende der Social-Distancing-Kampagne der Regierung einen weiteren Schritt zurück in die Normalität.

Südkorea hatte nie einen obligatorischen Lockdown wie manche europäische Länder, doch seit mehr als einem Monat galt ein Versammlungsverbot. Ausserdem setzte das Land auf eine Mischung aus vielen Tests, Quarantäne von Betroffenen und technologischer Überwachung. Doch trotz der vergleichsweise zurückhaltenden Reaktion der Regierung auf das Coronavirus brach auch hier der Detailhandel im Mai ein.

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Freiwillige Richtlinien

Nun soll es auch wirtschaftlich wieder aufwärts gehen. Neue, freiwillige Hygiene-Richtlinien ersetzen die bisherige Kampagne. Museen, Parks, Fussballfelder und Tennisplätze sind seit Mittwoch wieder geöffnet.

Restaurants und Geschäfte waren während der gesamten Krise selbst in der stark betroffenen Stadt Daegu offen geblieben. Die Kunden blieben dennoch aus. Und auch die neuen Richtlinien werden der koreanischen Wirtschaft noch einige Sorgen bereiten.

Laut Premierminister Chung Sye-kyun könnten erst dann die Schulen wieder eröffnet und die Wirtschaft zurück auf Kurs gebracht werden, wenn «Social distancing in unseren täglichen Gewohnheiten verwurzelt ist», berichtete die Zeitung «The Korea Herald».

Lieber zuhause duschen

Konzerthallen und Kinos sollen jeden zweiten Sitz absperren und von den Besuchern wird erwartet, dass sie während der Vorstellung eine Maske tragen. In Fitnessstudios sollen die Kunden besser zu Hause duschen, empfiehlt die Regierung.

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Die Menschen sollen «soziale Verantwortung» zeigen und nicht zu lange in Restaurants und Cafés verweilen. Takeaway und Lieferservice seien sicherer als ausser Haus zu essen. Im Restaurant wird empfohlen, nicht gegenüber, sondern nebeneinander zu sitzen.

In Supermärkten sollen digitale Bezahlsysteme die Kontakte zwischen Angestellten und Kunden minimieren. Vom Verteilen von Gratis-Essensproben wird abgeraten.

Südkorea als Vorbild für Europa?

All diese Regeln funktionieren nur, wenn sich die Bevölkerung beteiligt. Doch die Staaten in Europa, die gerade ihre ersten zaghaften Lockerungsversuche machen, werden genau hinsehen, wie das Experiment in Südkorea gelingt. Ein weiteres Mal sollte man die Erfahrungen aus Asien nicht ignorieren, wenn es auch in Europa eine baldige wirtschaftliche Erholung geben soll.

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