Grössenwahnsinnig, bizarr, chaotisch sei Tokio, sagt das Klischee. Acht Millionen Einwohner, die, Kleinkinder ausgenommen, duckmäuserisch für ihre Firma schuften, Roboter und Computer bauen, seltsame Dinge essen, Golf auf Hochhausdächern spielen, sich in Karaoke-Bars treffen, gern fotografieren und die Schweiz in acht Stunden besichtigen.

Lässt man die Vorurteile beiseite, merkt man schon beim Ankommen am Flughafen Tokio-Narita, dass die Orientierung leichter fällt als in mancher europäischen Stadt. Selbst wer auf das stark überteuerte Taxi verzichtet und mit U-Bahn oder Bus ins Zentrum fährt, findet sich leicht zurecht. Zwar ist man tatsächlich in kaum einer anderen Stadt mehr Fremdkörper als hier: Man versteht nichts, kann weder die Schrift lesen noch Mimik und Gestik deuten. Und spricht man jemanden an, hat man bereits mehrere Benimmregeln übertreten und ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit beleidigt. Trotzdem sind viele Japaner ausgesprochen hilfsbereit, und die Millionen von Menschen bewegen sich problemlos durch die Stadt, die absurd gross anmutet.

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Allein ist man erst in seinem Hotelzimmer. Wer eine Erfahrung wie im Film «Lost in Translation» sucht, ist im Park Hyatt bestens aufgehoben. Das Luxushotel überzeugt neben Spa und Penthouse Pool mit dem Panoramarestaurant New York Grill mit Bar im 52. Stockwerk. Im Claska ist es den Architekten gelungen, einen eigentlich gesichtslosen Bau aus den siebziger Jahren in das wohl beste zeitgenössische Boutiquen-Hotel Japans zu verwandeln. Da nur 9 der insgesamt 36 Zimmer an normale Hotelkunden vergeben werden, ist eine Reservation aber Glückssache. Inmitten des Sinnenchaos, in dem es blinkt, glitzert, hupt, bellt, ruft, trötet, lärmt bis zur Bewusstlosigkeit, schenkt das Hotel Yoshimizu atmosphärische Stille – ideal für alle, die Japan von der klassischen Seite erleben wollen, mit Futon auf dem Boden und Tisch in Knöchelhöhe.

Um essen zu gehen, ist Tokio das Paradies auf Erden: Der «Guide Michelin» verleiht Japans Hauptstadt insgesamt 191 Sterne – fast doppelt so viele wie Paris (97). Die japanische Kultur ist bekannt dafür, fremde Trends und Ideen zu übernehmen und diese dann zu perfektionieren. Also überrascht es kaum, dass die heissen Restaurants moderner als modern sind. Zu den stimmigsten besternten Lokalen zählen das Waketokuyama und das Beige, das beste unter den «authentischen» Drei-Sterne-Sushi-Restaurants ist vielleicht das Sukiyabashi Jiro – für das zwanziggängige Häppchenmenu sind rund 275 Franken zu budgetieren. Unter die Rubrik «Geheimtipps mit moderner japanischer Küche» fallen das Higashi-Yama und das Rakushokushu Maru.
Zwei verlässlich gute Anlaufpunkte für den nächtlichen Ausgang sind die im Retrolook gestaltete Kultbar X+Y sowie der weitläufige Tanz- und Musikclub Ageha, für den selbst Einheimische lange Wege in Kauf nehmen.

DIE ADRESSEN

• Hotels
Park Hyatt,
www.tokyo.park.hyatt.com, DZ ab 780 Franken
Claska, www.claska.com, DZ ab 350 Franken
Yoshimizu, www.yoshimizu.com, DZ ab 200 Franken

• Lunch
Waketokuyama,
5-1-5 Minami-Azabu, Tel. 57  89  38  38
Beige, www.beige-tokyo.com, Tel. 51  59  55  00
Rakushokushu Maru, Aoyama KT Building, 5-50-8 Jingumae, Shibuya-ku, Tel. 64  18  55  72

• Dinner
New York Grill,
im «Park Hyatt», http://www.tokyo.park.hyatt.com

Higashi-Yama, www.simplicity.co.jp, Tel. 57  20  13  00
Sukiyabashi Jiro, Keyakizaka Dori, 6-12-2 Roppongi Hills, Minato-ku, Tel. 54  13  66  26

• Nightlife
X+Y Bar,
Yoshikawa Building, 1-4-11 Ebisu-nishi, Shibuya-ku, Tel. 54  89  00  95
Ageha, www.ageha.com, 2-2-10 Shinkiba, Koto-ku, Tel 55  34  25  25