Die Schweizer Tourismusindustrie muss im Umfeld von nur allmählich öffnender Grenzen und eingeschränkter Flugverbindungen in den nächsten Monaten vor allem auf inländische Touristen hoffen. Allerdings unterscheidet sich deren Reiseverhalten von dem der ausländischen Gäste, wie eine Studie der Universität St. Gallen aufzeigt.

Der Schweizer Markt sei zumindest vorerst der Hoffnungsträger des hiesigen Tourismus, heisst es in dem am Dienstag von der Hochschule veröffentlichten «Report Tourismus Schweiz». Allerdings müssten sich die Anbieter dabei auf eher zurückhaltende Gäste vorbereiten. Viele der inländischen Tourismus-Gäste dürften nämlich günstige Gelegenheiten - sowohl bezüglich der «pandemischen Situation» wie auch bezüglich der finanziellen Tragfähigkeit - abwarten und, falls günstig, nutzen.

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Universität St. Gallen, Institut für Systemisches Management und Public Governance: «Report Zukunft Schweizer Tourismus», Mai 2020.

Das Reiseverhalten der inländischen Gäste dürfte dabei auch mit kürzeren Aufenthaltsdauern verbunden sein. So dürften oftmals etwa Wochenenden oder verlängerte Wochenenden genutzt werden, im «Extremfall» könnten viele Gäste auch lediglich Tagesreisen unternehmen. Da viele Gäste finanziell angeschlagen aus der Krise kommen, dürften günstigere Angebote im Bereich der Parahotellerie sowie Camping profitieren.

Abgelegen statt Halligalli

Auch bezüglich der gewählten Destinationen werde dies eine Verschiebung bedeuten: Gesucht würden wohl eher abgelegene Gebiete mit generell weniger Menschen als die eigentlichen Tourismus-Hotspots. Gleichzeitig müssen wegen der Pandemie «Events» abgesagt werden, mit denen die Reiseziele in der Vergangenheit normalerweise Gäste anziehen konnten.

Unter Druck kommen dürften im Sommer und Herbst wohl besonders die Preise in der städtischen Ferien- und Geschäftshotellerie, so die Autoren. Eine gute Nachfrage und stabile Preise erwarten sie immerhin in der Parahotellerie wie auch in ländlichen Ferienhotels mit hohem Anteil von Schweizer Stammgästen.

Insgesamt erwarten die Tourismus-Fachleute eine «ringförmige» Erholung des Tourismus. Während die Erholung derzeit von der Schweiz aus gehe, dürfte sie ab dem 3. Quartal 2020 auch Europa erfassen. Eine Erholung des Tourismus aus anderen Kontinenten dürfte erst ab dem 2. Quartal 2021 einsetzen.

Insgesamt werde sich der internationale Reiseverkehr erst nach 3 Jahren «einigermassen erholt» haben, glauben die Experten der Universität St. Gallen. Die Leute würden aber wieder reisen wollen und auch Geschäftsreisen würden wieder anziehen, wenn auch auf tieferem Niveau.

Auch wenn Reisen dereinst international wieder frei möglich sein würden, müsse aber mit einer Verstärkung der «strukturbedingten Nachteile für die Schweiz» gerechnet werden: Das sind namentlich die starke Währung und die hohen Kosten. Die Krise könnte nun aber auch für Strukturreformen genutzt werden, wie etwa für die Zusammenlegung von Betrieben oder Destinationsgesellschaften, so die Tourismus-Fachleute.

(sda/tdr)

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