Die abstrakte Malerei sprengte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das starre Gattungsgefüge, das lange Zeit Gültigkeit hatte. Immer neue, avantgardistische Strömungen waren zunächst die Folge. Doch seit dem Ende der 1980er-Jahre wird die Malerei in regelmässigen Abständen für tot erklärt. Dass sie gerade in ihrer abstrakten Form allen neuen Tendenzen wie Performance oder Videokunst zum Trotz nach wie vor hochaktuell ist, macht ein Blick in derzeitige Ausstellungen deutlich.

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Der in New York lebende David Reed, geboren 1946 in San Diego, gehört gegenwärtig zu den bedeutendsten Vertretern abstrakter Malerei. In der Schweiz wird er von der Zürcher Galerie Häusler Contemporary vertreten, die derzeit mit «Recent Paintings» seine aktuellen Werke zeigt. Die Auseinandersetzung Reeds mit der bewegten New Yorker Kunstszene um 1970 prägt sein Werk ebenso wie seine Begeisterung für die Barockmalerei. Den expressiven Gestus des Abstrakten Expressionismus koppelt er mit dem Einfluss der neuen Medien, welche unsere Aussenwahrnehmung fortlaufend verändern. Es sind die Eigenschaften der Filmleinwand, die Beleuchtung und Farbigkeit ihrer Bilder, die Reed adaptiert und in die Malerei überträgt. Hauptmerkmal seiner Malerei seit den 1980er-Jahren sind die transparenten gestischen Bewegungen, oftmals dramatisch ausgeleuchtet und von auffallender dreidimensionaler Präsenz; die Farbwahl lebt von starken Kontrasten. Ebenso typisch sind die extrem gelängten Formate und die glatt glänzenden Oberflächen, welche mit der Plastizität der geschwungenen Farbspuren kontrastieren. Verschiedene, scheinbar durchlässige Bildfragmente überlagern sich, weshalb die Bildoberflächen merkwürdig transparent erscheinen. Auffällig sind auch die breiten, kraftvollen Pinselstriche, die Reed als eigenständiges Element einsetzt. Seit seinen «Brushstroke Paintings» der 1970er-Jahre hat er dieses Bildelement zu einem wichtigen Instrument seiner Malerei entwickelt.

Unter dem Titel «Overload» zeigt Galerist Andrea Caratsch in Zürich neue Werke des 1948 in Genf geborenen Künstlers John Armleder, den er in der Schweiz exklusiv vertritt. Die aktuelle Schau präsentiert sich gleichsam als Gesamtkunstwerk. 20 zumeist poppig-bunte Paneele in unterschiedlichsten Techniken – darunter Schüttbilder, Leinwände in Spritz- und Pfützentechnik sowie Spraybilder – hat der Künstler eigens für diese Ausstellung geschaffen. Die dazwischen installierten grossformatigen und teilweise beweglichen Spiegelelemente sorgen für raffinierte Spiegelungen und Verzerrungen. Das Environment ist nur als Ganzes verkäuflich und muss vom neuen Besitzer in exakt derselben Anordnung wiederaufgebaut werden. Der Verkaufspreis beträgt 1 Million Euro.

Erstmals in der Schweiz ist im Kunsthaus Zürich die Sammlung Hubert Looser zu sehen. Als Dauerleihgabe mit den Schwerpunkten Abstrakter Expressionismus, Minimal Art und Arte Povera gelangt sie 2017 in die Kunsthaus-Erweiterung. Während 40 Jahren hat der 1938 in Vilters geborene, heute in Zürich ansässige Mäzen und ehemalige Geschäftsmann Hubert Looser eine hochkarätige Sammlung hauptsächlich mit Gegenwartskunst zusammengetragen. Rund 90 Werke, darunter zahlreiche Klassiker der abstrakten Malerei, sind derzeit ausgestellt. Im Mittelpunkt stehen Positionen, die künftig die Bestände des Kunsthauses perfekt ergänzen werden. Cy Twombly etwa ist mit sechs Werken präsent, Willem de Kooning mit einem Ensemble von neun Werken, darunter ein grossformatiges Triptychon von 1985. Mit Agnes Martin kommt zudem auch eine bedeutende abstrakte Malerin ins Kunsthaus. Weitere Highlights stammen von so bekannten Künstlern wie Robert Ryman, Richard Serra, Sean Scully sowie Brice Marden, deren Werke heute auf Auktionen regelmässig Preise in Millionenhöhe erzielen.